Politiker-Nebenjobs, Pressekrise, Finanzgebaren, Etienne Schneiders 60 Millionen, Alex Bodrys Interview zum blau-rot-grünen Projekt: Hier lesen Sie die besten zehn Stories aus dem vergangenen Jahr, die auf reporter.lu erschienen sind.

Am 12. März 2018 ging REPORTER online. Seitdem hat unsere Redaktion ganze 450 Beiträge veröffentlicht. Mal länger, mal kürzer. Manchmal höchst aktuell, meistens aber mit gewissem Abstand vom Tagesgeschehen. Maßgeblich geprägt wurden die vergangenen neun Monate durch den Wahlkampf und die kritische Betrachtung von Politikern, Parteien und deren Positionen. Doch auch andere gesellschaftlich relevante Themen nahmen unsere Zeit in Anspruch und trafen bei unseren Lesern auf reges Interesse.

An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen die besten Stories, die bisher auf reporter.lu erschienen sind.

1. Interessenkonflikte bei Luxemburgs Abgeordneten

Wie viel verdienen Luxemburgs Abgeordnete? Und vor allem: In welchen Fällen stellt sich die Frage von finanziellen Interessenkonflikten? Der Beitrag „Nebentätigkeiten von Abgeordneten – Reding, Wolter, Gloden und Roth unter den Topverdienern“ war der mit Abstand meistgelesene Artikel auf reporter.lu – zumindest wenn es nach den reinen Klickzahlen geht.

Weitere Artikel zum Thema behandelten zudem die Nebentätigkeiten der früheren Abgeordneten im Europäischen Parlament Viviane Reding, eine Übersicht der Nebenverdienste aller 60 Abgeordneten der letzten Legislaturperiode sowie die Kommentare „Transparenz ist das Mindeste“ und „Eine Frage der Interessen“.

2. Pressekrise in Luxemburg: Der Fall Editpress

An zweiter Stelle der „Best of 2018“ steht die REPORTER-Recherche zu finanziellen Schwierigkeiten im traditionellen luxemburgischen Verlagshaus Editpress. Sinkende Leserzahlen, künstlich aufgeblähte Auflagen, publizistische Verlustgeschäfte: „Der Fall Editpress“ erzählt die Geschichte eines Medienkonzerns, der vor einem grundlegenden Umbruch steht.

3. Die Kehrseite von Luxemburgs Prachtmeile

Ein Schwerpunkt unserer journalistischen Arbeit lag auf der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Dimension des Wohnungsmangels in Luxemburg. Die Resonanz unserer dazu veröffentlichten Beiträge gibt diesem Ansatz durchaus Recht. Gleich mehrere Artikel aus dem Dunstkreis der Wohnungskrise liegen in den „Top Ten“ der meistgelesenen und am meisten geteilten Beiträge des Jahres 2018.

Allen voran die Artikelserie von Laurence Bervard über die Gründe für das Geschäftesterben in der Hauptstadt. In „Die Kehrseite von Luxemburgs Prachtmeile“ werden Preise und weitere Fakten aufgearbeitet, die die Krise der Einzelhändler in der Hauptstadt belegen. Im Folgeartikel „So viel kosten die Lokale im Besitz der Stadt Luxemburg“ beschäftigten wir uns mit der intransparenten Vergabepraxis der hauptstädtischen Verwaltung im Kampf gegen hohe Mieten.

Ein weiterer Beitrag, der seinen Weg in die Bestenliste des Jahres fand, basiert ebenso auf einer umfassenden Recherche. In „Neue Schlossherren im Stadtzentrum“ verfolgt Laurent Schmit die finanziellen Spuren der Prestigeprojekte Fënsterschlass und Cloître Saint-François. Dabei entdeckte er nicht nur Quadratmeterpreise von bis zu 25.000 Euro, sondern auch „einen neuen Typus an Einwohnern“: reich, transnational und teils hinter komplexen Finanzkonstruktionen versteckt.

4. Die ominösen 60 Millionen Euro von „Fage“

Waren es jetzt 60 Millionen Euro oder doch eher knapp 450.000 Euro? Wiederholt hatte Etienne Schneider im Wahlkampf die Steuerzahlungen des Molkereikonzerns „Fage“ maßlos überschätzt. In seinem Faktencheck belegte unser Reporter Laurent Schmit Punkt für Punkt die Falschaussagen des Vizepremiers. Der Artikel „Etienne Schneider und das falsche Argument der 60 Millionen“ schlug auch in anderen Medien und in der politischen Auseinandersetzung vor den Parlamentswahlen im Oktober hohe Wellen.

In Zeiten von „Fake news“ und „alternativen Fakten“ konnte die Thematik als beispielhaft für den auch in Luxemburg nicht immer faktenbezogenen politischen Diskurs herhalten. Dass die Steuereinnahmen im Dossier „Joghurtfabrik“ nicht das einzige Problem der Argumentation mancher Politiker waren, zeigt zudem die Recherche von Charlotte Wirth über schleppende Prozeduren und weitere offene Fragen bei der Ansiedlung von „Fage“.

5. „Apocalypse Now“: Die CSV am Wahlabend

Eigentlich gelten Geschichten über Verlierer nicht als besonders sexy. Anders war dies bei der Frage, wie die CSV die unerwartete Wahlniederlage am 14. Oktober erlebte. Die Reportage von Christoph Bumb und Michèle Zahlen vom Wahlabend – „Apocalypse Now“ – gehörte jedenfalls zu den meistgelesenen Beiträgen des Jahres.

6. „Es gibt kein blau-rot-grünes Projekt mehr“

Manchmal führt besonders das Aussprechen von Selbstverständlichkeiten zu heftigen Reaktionen. Ähnlich war der Fall wohl auch beim Interview von Alex Bodry mit REPORTER gelagert. Im Vorwahlkampf hatte der Fraktionschef der LSAP die mangelnden programmatischen Schnittmengen der Koalitionsparteien benannt und sich damit in den eigenen Reihen wenige Freunde gemacht. Das zentrale Zitat aus dem Interview „Es gibt kein blau-rot-grünes Projekt mehr“ entwickelte sich schnell zum geflügelten Wort.

7. Die Angst vor der Anti-Baby-Pille

Neben der harten Politik in Wahlkampfzeiten stießen aber auch viele unserer Beiträge über gesellschaftlich relevante Themen auf Zuspruch unserer Leser. Das beste Beispiel dafür war der Artikel „Die Angst vor der Anti-Baby-Pille“ von Kyra Fischbach, der von den Leserzahlen ohne Weiteres mit den Kontroversen des Wahlkampfs mithalten konnte. Die vielen Reaktionen unserer Abonnenten und Abonnentinnen zeigen jedenfalls, dass die zunehmende Skepsis vieler Frauen gegenüber der bewährten Verhütungsmethode den Nerv der Zeit trifft.

8. Das Finanzgebaren des „Film Fund“

Wie geht der Staat mit Steuergeldern um? Diese Frage treibt nicht nur viele Bürger um, sie lässt sich auch immer wieder an konkreten Beispielen festmachen. Im Fall des „Film Fund“ ist die Debatte um Sinn und Zweck staatlicher Subventionen zwar nicht neu. Doch wie Recherchen von REPORTER zeigten, gab es beim Umgang mit den jährlich rund 34 Millionen Euro für die Filmbranche so manche Unstimmigkeiten. „Das Finanzgebaren des ‚Film Fund‘“ schaffte es ebenso in die Bestenliste unserer Abonnenten.

9. Millionen-Verlust beim Space Mining

Ebenso in die Kategorie Finanzgebaren fällt die Fehlinvestition des Staates in das US-Unternehmen „Planetary Resources“. Dass die staatliche Investitionsbank SNCI ihr Investment in Höhe von knapp 12 Millionen Euro abgeschrieben hatte, berichtete REPORTER bereits Ende Juli. Die Bestätigung des Verlustgeschäftes in das prestigevolle „Space Mining“ kam dann im November: „Planetary Resources: Staat verkauft Beteiligung mit Millionenverlust„.

10. Der Deal zwischen ADR und Piraten

Im Gegensatz zum „Space Mining“ gab es bei Luxemburgs Piratenpartei in den vergangenen Wochen fast nur Erfolgsnachrichten. Kaum im Parlament angekommen, sorgten die beiden gewählten Abgeordneten der Piraten aber für eine erste Kontroverse. Ausgerechnet mit der im Wahlkampf noch aktiv verunglimpften rechten ADR gingen die pragmatischen Parlamentsneulinge eine „technische“ Kooperation ein. Damit war ihnen der erste „Shitstorm“ sicher. Der Kommentar „Eine bedenkliche Allianz“ sowie der Beitrag „Der wahre Grund für den Deal zwischen ADR und Piraten“ trafen demnach auf großes Interesse unserer Leser.

Neben den Artikeln in den „Top Ten“ gab es aber noch weitere Beiträge, die unsere Abonnenten als besonders lesenswert einstuften. Dazu gehört etwa die umfassende Recherche von Charlotte Wirth über die Praktiken der Europäischen Kommission in Sachen Lohndumping. Anders als es die politisch Verantwortlichen – allen voran Kommissionschef Jean-Claude Juncker – predigen, toleriert die Brüsseler Behörde, dass es unter den Beschäftigten „Mitarbeiter zweiter Klasse“ gibt, die nicht ansatzweise in den Genuss der Privilegien von gewöhnlichen EU-Beamten kommen. Ein ebenso interessanter Nebeneffekt dieser Praxis: Spezialisierte Firmen in Belgien und Luxemburg profitieren besonders vom Job-Outsourcing der EU-Verwaltungen.

An dieser Stelle teilen wir mit Ihnen weitere Beiträge, die 2018 in der oberen Liga des Leserinteresses spielten: