Eine Recherche des „Saarländischen Rundfunks“ zusammen mit „Correctiv“ zeigt, wie eine wohlhabende schottische Familie ein umfangreiches Immobilienportfolio über ein Luxemburger Firmennetz mit Sitz in Limpertsberg verwaltet. Dazu zählen auch Wohnungen im saarländischen Ottweiler.
„Schimmel an den Wänden, schlechte Dämmung, hohe Nebenkosten“, so beschreiben das Recherchezentrum Correctiv und der „Saarländische Rundfunk“ (SR) die Probleme der Mieter im saarländischen Ottweiler. Knapp 40 Wohnungen gehören dort der Luxemburger Gesellschaft „Residential Value West I“. Über eine Kaskade an Briefkastenfirmen waren die Immobilien Teil des Spezialfonds „Cheyne Real Estate Credit (CRECH) Fund V – Opportunistic SCS SICAV- SIF“.
Seit dem 1. Januar müssen die Spezialimmobilienfonds (FIS) auf Einkünfte aus Luxemburger Immobilien 20 Prozent Steuern zahlen. Doch für ausländische Anlagen gilt weiterhin die minimale „Taxe d’abonnement“ von 0,01 Prozent. Die Recherche von SR und Correctiv ergab zudem, dass die Investoren in diesem Fall mit sogenannten „Share Deals“ die deutsche Grunderwerbssteuer umgingen und mit firmeninternen Krediten die Gewinne klein rechneten. Das ist ein durchaus übliches Vorgehen, wie eine rezente Studie zeigte.
Die blau-rot-grüne Koalition packte dieses spezifische Problem im Haushaltsgesetz bewusst nicht an, aus „Wettbewerbsgründen“. Die Maßnahmen würden „sowohl die klar erkannten Ungerechtigkeiten bekämpfen wie auch Hintertüren schließen sowie gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Luxemburger Wirtschaft und Fondsindustrie nicht infrage stellen“, sagte Finanzminister Pierre Gramegna (DP) vergangenes Jahr in seiner Budgetrede.
Kompliziertes Firmennetz
Die besagten Luxemburger Gesellschaften, denen etwa 2.000 Wohnungen in Deutschland gehören, haben ihren Sitz alle in der Avenue Pasteur. Hinter einer Glasscheibe steht eine Liste mit Hunderten von Firmennahmen, die dort gemeldet sind. Die Manager der Briefkastenfirmen sagten SR und Correctiv, dass sie sich an geltende Gesetze und Regeln halten würden.
Über mehrere Etappen fließen die Renditen an Firmen in den britischen Jungferninseln. Ganz oben im Firmennetzwerk steht die „Spes Bona Limited“ – eine Holding des schottischen Gordon-Clans. Das ergaben die Recherchen von SR und Correctiv. Die vermögende und verschwiegene Familie verwaltet über diese Struktur nicht nur ihr eigenes Vermögen, sondern indirekt auch weitere „Family Offices“. Eine wichtige Rolle spielt dabei offenbar die Gesellschaft „Novatrust Limited“, die unter anderem in den „Panama Papers“ auftaucht.
Der SR berichtet in diesem Zusammenhang, dass die Renditen aus den Ottweiler Wohnungen nahezu steuerfrei in die Karibik abfließen.
Neuer Besitzer, alte Probleme
Die Wohnungen in der kleinen saarländischen Gemeinde haben Ende Januar den Besitzer gewechselt. Über ein Netzwerk an ebenfalls Luxemburger Gesellschaften sind insgesamt 7.500 Wohnungen nun im Besitz des US-Finanzinvestors KKR.
Die Mieter in Ottweiler klagten gegenüber dem SR und Correctiv über die Hausverwaltung. Sie fordern eine Sanierung der Gebäude, doch der Eigentümer sei nicht zu erreichen. Dass nun die Wohnungen von einem Fonds zum anderen wechselten, erfuhren die Mieter übrigens auch nicht.
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