Seit Anfang Januar und bis zu den Karnevalsferien werden in Luxemburgs Schulen Geräte zur Messung der Luftqualität verteilt. Sie sollen als Erinnerung für regelmäßiges Lüften dienen und so Corona-Infektionen vorbeugen. Die Regierung ließ sich aber viel Zeit bei der Anschaffung.

Am 10. Dezember sagte Bildungsminister Claude Meisch (DP) im Parlament, dass sein Ministerium „mittlerweile“ eine Bestellung von 12.000 CO2-Meldern getätigt habe. Der Entscheidung lag eine positive Stellungnahme des Gesundheitsministeriums zugrunde. Die Apparate würden bei der „Disziplin“ zum Lüften helfen, meinte der Minister. Sie melden eine Überschreitung von CO2-Werten, die eine schlechte Belüftung anzeigen. Das ausgeatmete CO2 gilt als Indikator für die mögliche Viruslast im Raum.

Bereits im Oktober forderten Gewerkschaften aus dem Bildungsbereich die Anschaffung solcher Meldegeräte. Einen Antrag der CSV, solche CO2-Melder zu beschaffen, lehnte die Regierungsmehrheit am 10. Dezember ab. DP-Fraktionschef Gilles Baum bezeichnete die Forderung damals als überflüssig („superfétatoire“), da der Minister die Bestellung bestätigt habe.

Doch erst am 21. Dezember 2020 unterzeichnete das Ministerium die Aufträge für die Bestellung von 9.000 CO2-Meldern – also über eine Woche nach der Aussage des Bildungsministers im Parlament. Das zeigen die Daten auf der EU-Plattform für öffentliche Aufträge TED.

Auftrag im Eilverfahren

Laut den TED-Einträgen zahlte der Staat insgesamt 557.890 Euro an die Firma Wöhler Technik und weitere 452.450 Euro an Conrad Electronic. Die Gesamtsumme von einer Million Euro wurde für 9.000 CO2-Melder gezahlt, bestätigt das Bildungsministerium auf Nachfrage von Reporter.lu.

Es gab allerdings keine öffentliche Ausschreibung, sondern einen Auftrag im Verhandlungsverfahren. „En raison de l’urgence impérieuse résultant de la pandémie du COVID-19, les délais imposés par la procédure normale ne sauraient être respectés“, heißt es als Begründung, warum es keine reguläre Ausschreibung gab.

Während die Regierung zu Beginn der Pandemie öfters auf diese Ausnahmeregelung zurückgegriffen hatte, kam sie in den letzten Monaten kaum noch zum Einsatz. Selbst die Aufträge rund um die Impfzentren wurden nach dem normalen Verfahren durchgeführt. Außerschulische Betreuungseinrichtungen müssen die CO2-Melder selbst kaufen, erhalten das Geld dann aber vom Ministerium zurück.

Keine CO2-Ampeln

Die Messgeräte des Bildungsministeriums sind allerdings keine CO2-Ampeln, wie sie etwa in Deutschland zum Einsatz kommen. Die Modelle von Wöhler und Conrad sind Apparate mit einer kleinen Anzeige. Anders als „Ampeln“, die große grüne, gelb und rote Leuchten haben, muss die aktuelle Luftqualität hier direkt an der Anzeige abgelesen werden. Das Ministerium betont allerdings die einfache Anwendung: Ein Anschluss an die Steckdose reiche.

Die Nachrüstung mit Lüftungsanlagen für die Schulklassen lehnt Claude Meisch indes ab. Das Gesundheitsamt habe sich dagegen ausgesprochen, da diese Anlagen für Krankenhäuser ausgelegt und sehr wartungsintensiv seien. Lüften sei letztlich die beste Option, so die Devise des Bildungsministers.


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