Aufgrund eines Haftbefehls der deutschen Justiz wurde vergangene Woche ein Ex-Banker mit engen Beziehungen zu Luxemburg auf Mallorca festgenommen. Er soll als Drahtzieher an Cum-Ex-Geschäften beteiligt gewesen sein, die dem deutschen Staat einen Schaden von 51 Millionen Euro verursacht haben. Laut Medienberichten handelt es sich um einen früheren Manager der Fortis-Bank (heute ABN Amro).
Das niederländische Onlinemedium „Follow the Money“ identifizierte den Verhafteten als Frank Hodyjas. Der 56-jährige Banker leitete bis 2010 die deutsche Gesellschaft „Fortis Global Securities Lending & Arbitrage“ in Frankfurt. Er führte nach 2010 Cum-Ex-Deals im Rahmen der Luxemburger „Kirchberg-Gruppe“ durch. Diese Gruppe entstand, als Frank Hodyjas zusammen mit Geschäftspartnern frühere Fortis-Tochtergesellschaften von ABN Amro übernahm und deren Aktiendeals weiterführte.
In zwei Verfahren forderten Unternehmen der Kirchberg-Gruppe (heute „KIC Sàrl“) insgesamt über acht Millionen Euro an Steuerrückzahlungen vom Luxemburger Staat. Im März wies der Verwaltungsgerichtshof beide Klagen in letzter Instanz ab. Die Richter sahen die Gefahr einer „ungerechtfertigten Bereicherung“ auf Kosten des Staates. Strafrechtliche Ermittlungen laufen in Luxemburg aber nicht gegen Frank Hodyjas oder Gesellschaften der Kirchberg-Gruppe, schrieb die Pressestelle der Justiz auf Nachfrage von Reporter.lu.
Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main wirft dem Ex-Banker vor, zwischen 2008 und 2010 an Geschäften beteiligt gewesen zu sein, bei denen Steuern zurückgefordert wurden, die nie gezahlt worden waren. Die deutschen Behörden sprechen in einer Pressemitteilung von sogenanntem „Voucher printing“, also der Beschaffung falscher Steuerbescheinigungen. Dieser Vorwurf ähnelt stark der Vorgehensweise der Kirchberg-Gruppe in Luxemburg. Das Finanzministerium spielte den Streit zwischen der Steuerverwaltung und der Kirchberg-Gruppe herunter: Es sei um „prozedurale Fragen“ gegangen.
Die deutsche Justiz ermittelt seit Längerem in Fällen von schwerer Steuerhinterziehung bei Fortis und später ABN Amro. 2019 und 2020 kam es zu Hausdurchsuchungen in den Geschäftsräumen von ABN Amro in Frankfurt. In den gesamten Cum-Ex-Verfahren führt die deutsche Justiz 1.500 Personen als Verdächtige.
Grund für die Verhaftung von Frank Hodyjas war offenbar eine erhöhte Fluchtgefahr. Seinen Wohnsitz in den Niederlanden habe der Ex-Banker aufgegeben und er soll Teile seines Immobilienvermögens in Deutschland an seine Familie übertragen haben, schreibt die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main in ihrer Pressemitteilung. Zielfahnder des Bundeskriminalamts haben den Mann dann in Mallorca aufgespürt. Die deutsche Justiz bemüht sich nun um die Auslieferung aus Spanien. (LS)


