Journalismus soll nicht nur Aufmerksamkeit erregen, sondern im besten Fall mehr bewirken. In aller Bescheidenheit können wir sagen: Das ist uns im vergangenen Jahr mehrmals gelungen. Wir präsentieren den Rückblick auf die besten Stories, die im April auf Reporter.lu erschienen sind.
Im April drängte sich der großherzogliche Hof trotz Pandemie erneut in die Schlagzeilen: „Ermittlungen gegen ehemaligen General Manager“, lautete der Titel der entsprechenden Exklusiv-Story von Reporter.lu. Der leitende Angestellte David Grieu wurde Anfang April fristlos entlassen. Zuvor hatte der großherzogliche Hof Strafanzeige gegen den ehemaligen Manager erstattet. „Ihm wird vorgeworfen, dass er Mitarbeiter angewiesen haben soll, interne Dokumente des großherzoglichen Hofes verschwinden zu lassen“, berichtete Christoph Bumb über die Hintergründe der Entlassung.
Der „General Manager“ sollte eine zentrale Rolle bei der 2015 angestoßenen Modernisierung des Hofes spielen. Im Waringo-Bericht wurde der damals geschaffene Posten recht deutlich als überflüssig beschrieben. Die hochrangige Entlassung, die ohne Berichterstattung der Presse wohl nicht öffentlich geworden wäre, kann demnach auch als Teil der Umsetzung der Monarchie-Reform gewertet werden. Einige Monate später wurde nahezu die gesamte Leitung der Verwaltung des Großherzogs mit neuen Personen besetzt.
Pandemische Parallelen
Das Jahr 2020 ist dem Jahr 1918 erstaunlich ähnlich. Ab Ende Oktober 1918 galt wegen der „Spanischen Grippe“ in Luxemburg eine Art Lockdown. Laurent Schmit zeichnet in seinem Rückblick „Alle Ansammlungen von Menschen tunlichst vermeiden“ nach, wie sich die letzte große Pandemie in den zeitgenössischen Zeitungen und Dokumenten spiegelte. Der historische Beitrag weckte das Interesse vieler unserer Leser und führte zu reichlich Feedback.
Etwas mehr als einen Monat nach Schulbeginn wurden 1918 die Schulen geschlossen – über die Hälfte der Kinder fehlte zu diesem Zeitpunkt bereits. Doch genau wie heute gingen die Maßnahmen den einen zu weit, anderen wiederum nicht weit genug. „Gleichgültigkeit und Bürokratismus [könnten sich] bitter rächen. Es heißt rasch handeln“, schrieb damals etwa das „Escher Tageblatt“.
Und die heute viel gescholtene Inkohärenz der Entscheidungsträger war auch vor rund 100 Jahren ein Thema: „Der Sanitätsinspektor glaubt, es verantworten zu können, dass einer Anzahl kleiner Steuerzahler wie Artisten, Musiker usw. […] aller Erwerb gesperrt wird“, kritisierte die „Volkstribüne“.
Vermeintliches Wundermittel
Eine weitere historische Parallele: Auch 1918 präsentierten die Zeitungen alle paar Wochen ein neues, angebliches Wundermittel gegen die „Spanische Grippe“. Das damalige Klammern an jeden Hoffnungsschimmer erinnert etwas an die heutige Debatte über das Malariamedikament Chloroquin.
„Luxemburg setzt verstärkt auf Chloroquin“, lautete der Titel einer weiteren exklusiven Recherche, die im April bei Reporter.lu erschien. Christoph Bumb und Michèle Zahlen berichteten, dass im Frühjahr im Großherzogtum vermehrt Patienten mit dem Medikament behandelt würden. Dabei gab es in der Ärzteschaft von Anfang an große Zweifel an der Wirksamkeit sowie Unsicherheit bei der Dosis und den Nebenwirkungen. Ende Mai zog der „Santé“-Direktor dann den Stecker: „Hydroxychloroquin wird nicht mehr zur Behandlung von Covid-19 empfohlen“, sagte Jean-Claude Schmit im Gespräch mit Reporter.lu.
Weitere Artikel, die auffielen
Weitere Themen im April waren der überraschende Verkauf von „Saint-Paul“, dem Herausgeber des „Luxemburger Wort“, an den belgischen Konzern „Mediahuis“. Pit Hentgen, Präsident des Ex-Aktionärs Lafayette S.A., sprach im Interview mit Christoph Bumb über die Beweggründe und vermeintliche Garantien.
Im Beitrag „Le dentiste qui voulait un ruling“ zeichnete Véronique Poujol nach, wie ein Zahnarzt über vier Millionen Euro Steuern hinterzog. Und warum die Steuerverwaltung dem Treiben jahrelang zuschaute.
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