Die Europäische Kommission steht kurz davor, einen Datenaustausch zwischen den nationalen Corona-Warn-Apps zu ermöglichen. Luxemburgs Regierung verfolgt jedoch weiter einen Sonderweg bei der Tracing-App. Nur Schweden und Rumänien lehnen diese Option ebenfalls noch ab.
Ab Oktober soll ein Datenabgleich zwischen nationalen Warn-Apps über den Server der EU-Kommission in Luxemburg stattfinden. Dadurch werden die staatlichen Lösungen über die Grenzen hinweg nutzbar. Bei Reisenden und Grenzgängern werden auf diese Weise dennoch Risikokontakte aufgezeichnet und ausgetauscht. Die EU-Kommission testet den Austausch aktuell mit der Tschechischen Republik, Dänemark, Deutschland, Irland, Italien und Lettland.
Ein Hauptargument der Luxemburger Regierung gegen die Einführung einer Tracing-App war, dass sie zu Beginn nicht grenzüberschreitend funktionierten. Das ändert sich gerade, auch wenn die Interoperabilität weiterhin nicht vollständig ist: Während 13 EU-Länder auf eine dezentrale Infrastruktur setzen, speichert Frankreichs System die gesammelten Daten zentral. Weitere fünf Mitgliedstaaten – darunter das Nachbarland Belgien – planen die Einführung einer Tracing-App. Nur die Regierungen von Schweden, Rumänien und Luxemburg lehnen eine eigene App bisher ab.
Tracing ohne App wird möglich
Luxemburg führte allerdings Gespräche mit dem Robert-Koch-Institut, um die dezentral funktionierende deutsche App zu übernehmen. Der Kostenpunkt würde bei sechs Millionen Euro liegen, um die App an die hiesigen Gegebenheiten anzupassen. Die Regierung will aber weiterhin auf analoge Kontaktverfolgung setzen. Eine App biete aktuell keinen „sanitären Mehrwert“, erklärten Premier Xavier Bettel (DP) und Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) Ende August im Parlament.
Auch die geringen Downloadzahlen in den Nachbarländern führen Vertreter der blau-rot-grünen Mehrheit als Argument gegen eine App an. Allerdings ändert sich auch hier das Umfeld gerade. Apple und Google führen für ihre Smartphone-Betriebssysteme die Tracing-Möglichkeit ein – selbst wenn keine Corona-Warn-App auf dem Gerät installiert ist. Um eine Infektion zu melden, ist allerdings nach wie vor eine App nötig.
Doch Luxemburg nutzt auch diese Möglichkeit nicht. „Für deine Region wurden Begegnungsmitteilungen durch die Gesundheitsbehörde nicht aktiviert“, meldet das Betriebssystem dem Luxemburger iPhone-Nutzer.
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