Das Multimedia-Projekt „Grand Theft Europe“ wurde mit dem deutsch-französischen Journalistenpreis ausgezeichnet. An der internationalen Recherche zu sogenannten Umsatzsteuer-Karussellen waren 35 Medien aus 30 europäischen Ländern beteiligt – darunter REPORTER.
Am Anfang standen über 300.000 Seiten an Dokumenten über Steuermodelle, kriminelle Drahtzieher und deren Unternehmen. Im Fokus stand der sogenannte Karussellbetrug, der größte andauernde Steuerbetrug Europas, durch den die EU-Staaten jährlich schätzungsweise 50 Milliarden Euro verlieren.
63 Journalisten aus allen Ecken Europas fanden sich zusammen, um die Dokumente zu teilen, zu untersuchen und weitere Hinweise zu verfolgen. Das internationale Projekt „Grand Theft Europe“ wurde von der deutschen Rechercheplattform CORRECTIV koordiniert und Anfang Mai 2019 veröffentlicht. Einer der beteiligten Journalisten war Laurent Schmit von REPORTER.
Jetzt wurde „Grand Theft Europe“ mit dem deutsch-französischen Journalistenpreis in der Kategorie „Multimedia“ ausgezeichnet. In der Begründung heißt es: „In einer grenzüberschreitenden Recherche von mehr als 60 JournalistInnen aus 30 Ländern, decken das Recherchezentrum CORRECTIV und seine Partner die Methoden der Kriminellen auf und verfolgen den Weg des entwendeten Geldes. Anhand von umfangreichen Grafiken, Texten und Videos gewinnen die BesucherInnen der Webseite einen gut verständlichen Einblick in die komplexe Thematik.“

Die multimediale Aufbereitung der Rechercheergebnisse ist auf der CORRECTIV-Webseite zu finden. An dem Projekt waren insgesamt 35 Medienpartner aus 30 Ländern beteiligt, darunter neben REPORTER aus Luxemburg und CORRECTIV als Koordinator auch die renommierten Medienhäuser ZDF, Handelsblatt, De Tijd oder Libération.
Das Besondere an dem Projekt war aber, dass jedes Land einen anderen Blick auf das System des Karussellbetrugs hat. So machten sich alle einzelnen Medien daran, ihre eigenen Geschichten zu recherchieren, um diese dann wiederum im Kollektiv zu teilen und zu besprechen. Das Ergebnis laut CORRECTIV: Durch die Kooperation habe man es geschafft, erstmals ein Gesamtbild über den Umsatzsteuerbetrug in Europa zu zeichnen.
Luxemburger Blick auf ein europäisches Phänomen
Den luxemburgischen Blick auf „Grand Theft Europe“ lieferte REPORTER-Journalist Laurent Schmit in einer Serie von Beiträgen auf Reporter.lu:
- In „Kriminelle Energie“ beschreibt Laurent Schmit, wie die Betrüger mit den hiesigen Behörden Katz und Maus spielten. Vor allem über den Handel mit CO2-Zertifikaten erbeuteten sie innerhalb kürzester Zeit mehrere Millionen Euro.
- Ein mittlerweile verurteilter Drahtzieher agierte von dem beschaulichen Beckerich aus, wie die Story „Die Karriere eines Steuerbetrügers“ beispielhaft beschreibt. Das um ihn operierende Netzwerk brachte den deutschen Staat per Karussellbetrug um schätzungsweise 60 Millionen Euro.
- „Von Luxemburg aus gegen Steuerbetrüger“ erzählt, wie Luxemburg schließlich doch eine neue, positive Rolle bei der Bekämpfung des Karussellbetrugs spielen könnte.
- Im REPORTER-Podcast spricht Laurent Schmit darüber, wie eine solche internationale Kooperation von Journalisten abläuft und wie er selbst rund zwei Monate über die Luxemburger Perspektive des größten Steuerraubs Europas recherchierte.
Alle unsere Artikel zu „Grand Theft Europe“ finden Sie in unserem Dossier.
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