Das „Lëtzebuerger Journal“ erfindet sich neu. Hinter den Kulissen hat die liberale Parteizeitung nicht nur die Weichen auf Digitalisierung gestellt, sondern auch mehrere Mitarbeiter entlassen. Dabei wird deutlich, wie sich die DP die Luxemburger Medienwelt von morgen vorstellt.
Das „Journal“ geht in Flammen auf: Dem Video, mit dem in den sozialen Medien für den Relaunch der Tageszeitung geworben wird, fehlt es nicht an Symbolik. „Go digital“, heißt es am Ende des hippen Werbespots. Die Botschaft ist klar: Das „Lëtzebuerger Journal“ schafft sich selbst ab – zumindest in der aktuellen gedruckten Fassung. Ab dem 1. Januar soll ein neues, rein digitales Medium starten.
Der Mann, der das neue Konzept umsetzen soll, heißt Daniel Nepgen. Der frühere RTL-Moderator wurde vergangene Woche zum Managing Director des „Journal“ ernannt und ist auch für die aktuelle Übergangskampagne verantwortlich. „Wir wollen ein mehrsprachiges Medium schaffen, das nicht nur Fast News produziert, sondern mehr auf Qualität setzt und die Möglichkeiten digitaler Formate konsequent ausnutzt“, sagt Nepgen im Gespräch mit Reporter.lu.
Bis zum Jahreswechsel sollen weitere Details zum Konzept präsentiert werden. Schon jetzt wurde die Homepage „journal.lu“ neu gestaltet. „Get the bigger picture“, lautet der Slogan des Relaunch. Dazu werden neun Prinzipien aufgelistet, an denen sich das neue digitale Medium messen lassen will. Die bis dahin auf der Webseite publizierten journalistischen Inhalte sind dagegen nicht mehr aufrufbar.
„Hire and Fire“ (and Hire)
Das neue „Journal“ wechselt jedoch nicht nur den Vertriebsweg. Auch die Redaktion wird nahezu komplett ausgetauscht. Sechs Mitarbeitern, drei von acht Journalisten und drei Grafikern, wurde gekündigt. Zwei weitere altgediente Redakteure gehen von sich aus. Darunter ist auch Claude Karger, der langjährige Chefredakteur der Zeitung. Seinen Direktorposten hat er bereits an Daniel Nepgen abgegeben. Bis zum Ende des Jahres soll Karger aber noch mit seinem alten Team die letzten Printausgaben herausgeben.
Ende des Jahres wäre mit der Zeitung sowieso Schluss gewesen. Online ist für das Journal der einzige Ausweg.“Daniel Nepgen, Managing Director des „Journal“
Die sechs Mitarbeiter wurden dem Vernehmen nach „pour raisons économiques“ entlassen. Ob es wirklich wirtschaftliche Gründe sind, lässt sich aber bezweifeln. Quasi parallel zum Stellenabbau haben die „Editions Lëtzebuerger Journal“ nämlich schon wieder neues Personal eingestellt. Zu dem bisher bekannten Relaunch-Team um „Managing Director“ Daniel Nepgen, „Content Director“ Lynn Warken (Ex-Eldoradio) und Lex Kleren (ehemals Fotograf beim „Wort“) werden bald drei weitere Journalisten hinzustoßen. Zudem werden drei Redakteure des alten „Journal“-Teams übernommen.
Die Entscheidung zu dieser Umstrukturierung wurde laut Informationen von Reporter.lu schon Anfang des Jahres getroffen. Damals bewilligte der Verwaltungsrat das neue Digitalkonzept, die Kündigungsgespräche fanden jedoch erst im August statt. Das neue Team hat seine Arbeit auch bereits aufgenommen, in einem Coworking-Space unweit des alten Redaktionsbüros des „Journal“ am Bahnhof. Während Daniel Nepgen und Co. dort die digitale Revolution planen, füllen die entlassenen Journalisten bis zum Ende ihrer Kündigungsfrist weiter die Seiten jener Zeitung, die in den gesponserten Werbespots schon symbolträchtig verbrannt wird.
Politisch-mediale Gemengelage
Ob Print oder Online: Das „Journal“ ist keine gewöhnliche Tageszeitung. Neben der kommunistischen „Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek“ ist das „Journal“ das einzige Medium des Landes, das auch im Jahre 2020 noch als regelrechte Parteizeitung bezeichnet werden kann. Nach wie vor ist nämlich die DP-Stiftung „Centre Eugène Schaus“ mit knapp 63 Prozent der Anteile Mehrheitseigner der „Editions Lëtzebuerger Journal“. Die restlichen Firmenanteile verteilen sich auf mehrere Einzelaktionäre. Doch auch hier sind es laut Claude Karger „nahezu ausschließlich Personen aus liberalen Kreisen“, darunter „frühere Mitarbeiter, Ex-Minister, Abgeordnete und so weiter“, so der Ex-Direktor im Gespräch mit Reporter.lu.
Im Verwaltungsrat sitzen denn auch fast ausschließlich DP-Politiker: Kik Schneider (Präsident, früheres DP-Mitglied im Staatsrat), Jeff Feller (aktueller DP-Fraktionssekretär), Henri Grethen (Ex-Minister), Barbara Agostino (Unternehmerin, Kandidatin bei den Nationalwahlen 2018), Loris Meyer (Fraktionsmitarbeiter, Kandidat bei den Europawahlen 2019). Nur die Geschäftsfrau und frühere Abgeordnete von Déi Gréng, Christiane Wickler, ist nicht unmittelbar im DP-Dunstkreis zu verorten.
Um jegliche Zweifel an der Nähe zwischen Partei und Zeitung zu zerstreuen, wird das „Lëtzebuerger Journal“ in den Statuten der DP nach wie vor als „organe officiel du parti“ bezeichnet. Die Mitglieder der Partei werden dort zudem dazu „eingeladen“, sich über das „Journal“ zu informieren und ein Abonnement der Zeitung abzuschließen. Und auch die digitale Perspektive darf nicht fehlen: „(…) l’accès à l’information leur sera également facilité par les médias électroniques.“

Der Einfluss der liberalen Kreise ist auch in der aktuellen Transformation des „Journal“ mit Händen greifbar. Der Schritt zur Einstellung der Printausgabe ging vom Verwaltungsrat aus. Zudem hat Premier- und Medienminister Xavier Bettel (DP) im Sommer eine Reform der Pressehilfe ins Parlament eingebracht, deren Kriterien es dem „Journal“ erlauben, auch fortan als rein digitales Medium staatliche Subventionen zu erhalten. Und ebenfalls ganz praktisch half die DP nach, um etwa einen langjährigen Redakteur, der in den Plänen für das digitale „Journal“ keine Rolle spielte, ab Januar als Fraktionsmitarbeiter zu übernehmen.
Publizistischer Arm der Liberalen
Inhaltlich hält sich die Einflussnahme des mit DP-Politikern bestückten Verwaltungsrats dagegen schon seit mehreren Jahren in Grenzen. „Die Eigentümer halten sich weitgehend aus der redaktionellen Linie heraus“, sagt Claude Karger. Es ist eine Einschätzung, die von anderen aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern geteilt wird. Doch die Unternehmensleitung wird noch immer von der Parteilinie bestimmt. „Der Aktionär hat eine klare Strategie und verfügt noch über einige finanzielle Reserven“, sagt etwa Claude Karger. Allerdings sei die Botschaft der vergangenen Monate eben gewesen, dass man die finanziellen Mittel für ein neues, zukunftsträchtigeres Geschäftsmodell verwenden wolle.
Les membres sont invités à s’informer au ‚Lëtzebuerger Journal‘, organe officiel du parti, et à souscrire un abonnement.“
Statuten der Demokratischen Partei (DP)
Im Detail wirft die politisch-mediale Konstruktion des „Journal“ jedoch grundsätzliche Fragen auf. Der Mehrheitseigner, das „Centre Eugène Schaus“, ist eine ASBL und veröffentlicht keine Geschäftsbilanzen. Bekannt ist über den Verein im Grunde nur, dass im Vorstand ausschließlich DP-Politiker sitzen, zum Teil die gleichen Personen wie im Verwaltungsrat der „Editions Lëtzebuerger Journal“. Über welche Mittel die Organisation verfügt, woher die Gelder stammen, welche Verbindungen es genau zwischen Partei, Verein und Medienhaus gibt, lässt sich im Detail nicht in Erfahrung bringen.
Natürlich gebe es eine „historische Verbindung“ zwischen Partei und Zeitung, sagt Jeff Feller, der in den Verwaltungsräten von „Journal“, „Centre Eugène Schaus“ und auch in den Entscheidungsgremien der DP vertreten ist. Das „Centre Eugène Schaus“ sei eine „liberale Vereinigung“, die selbst „über kein großes Kapital verfügt“, betont Jeff Feller im Gespräch mit Reporter.lu. Bei der Beteiligung an dem Medienbetrieb gehe es auch nicht um politische Einflussnahme, sondern darum, die Tradition des „Journal“ im Sinne des Medien- und Meinungspluralismus in Luxemburg zu erhalten.
Kritische wirtschaftliche Lage
Der Verwaltungsrat macht allerdings auch keinen Hehl daraus, dass die wirtschaftliche Lage des „Journal“ kritisch ist. „Wir hatten Anfang dieses Jahres im Grunde drei Optionen“, erklärt Jeff Feller. „Entweder wir machen wieder einen Print-Relaunch wie schon 2013 oder wir gehen konsequent den digitalen Weg, oder aber wir müssen das Journal komplett zumachen.“ Oder wie es der neue Direktor Daniel Nepgen ausdrückt: „Ende des Jahres wäre mit der Zeitung sowieso Schluss gewesen. Online ist für das Journal der einzige Ausweg.“
In der Tat sprechen die Geschäftszahlen eine klare Sprache: Im vergangenen Jahr machten die „Editions Lëtzebuerger Journal S.A.“ rund 434.000 Euro Verlust. Gleichzeitig schleppt das Unternehmen bereits aus den Vorjahren übertragene Verluste in Höhe von noch einmal über 400.000 Euro mit sich. Hinzu kommt, dass auch die liberale Tageszeitung schwer durch den Einbruch des Anzeigengeschäfts in der Corona-Krise getroffen wurde. „Die aktuelle Situation halten wir vielleicht noch zwei Monate lang durch“, sagte Ende April der damalige Direktor Claude Karger.
In dieser Krisenlage bleibt dem Betrieb offenbar auch nichts anderes übrig, als seine Substanz zu veräußern. Seit Juni versucht das Medienhaus sein Redaktionsbüro zu verkaufen, wie Reporter.lu berichtete. Ob man dabei letztlich den angezeigten Preis von 3,6 Millionen Euro für die knapp 450 Quadratmeter in der Rue de Strasbourg einplanen kann, ist zwar fraglich. Klar sei aber, betont Verwaltungsratsmitglied Jeff Feller, dass die Räumlichkeiten zu groß für den Bedarf der Redaktion seien. Der Erlös der Transaktion werde jedoch vollständig in die Refinanzierung und Neuaufstellung des Medienbetriebs fließen.
Eine Flucht ins Digitale
Die Entscheidung, die gedruckte Zeitung einzustellen, ist demnach weniger ein bewusster Schritt als eine ökonomische Notwendigkeit. Das traditionelle Printgeschäft ging beim „Journal“ rein wirtschaftlich schon länger nicht mehr auf. Mit dem neuen Konzept ändert sich dabei nicht nur die Plattform und die Aggressivität des Marketings, sondern auch das Geschäftsmodell. Bisher finanzierte sich die Zeitung vor allem durch Werbeanzeigen und die staatliche Pressehilfe. Zuletzt hatte die Zeitung laut Ex-Direktor Claude Karger noch knapp 3.000 Abonnenten.
Ausgewählte strategische Partner unterstützen das innovative Konzept und die Produktion qualitativ hochwertiger Inhalte.“Aus den „9 Prinzipien“ des neuen „Journal“
Vom Staat wurde das „Journal“ zuletzt mit nahezu einer Million Euro pro Jahr subventioniert – indirekte Beihilfen wie die Publikation von „Avis officiels“ ausgenommen. Allerdings wurde diese Summe in letzter Zeit schon weitgehend durch die Druck- und Vertriebskosten der Printausgabe aufgebraucht. Mit der geplanten Reform der Pressehilfe, die auch Onlinemedien einbeziehen soll, darf das „Journal“ ungefähr noch mit der Hälfte der bisherigen staatlichen Hilfen rechnen. Künftig verliert das „Journal“ also einen wesentlichen Teil seiner Einnahmequellen. Gleichzeitig entledigt der Betrieb sich mit der Abschaffung der Printversion aber auch eines beträchtlichen Ausgabenpostens.
Mit dem Wandel des Geschäftsmodells wird auch die Kooperation mit „Editpress“ zum Jahresende auslaufen, wie Ex-Direktor Claude Karger im Gespräch mit Reporter.lu bestätigt. 2011 hatte sich die liberale Zeitung mit acht Prozent in das Kapital des Herausgebers von „Tageblatt“, „Le Quotidien“ und „Revue“ eingekauft. Im Gegenzug wurde das „Journal“ in der Druckerei in Esch/Alzette gedruckt und man kooperierte auch mit der dortigen Anzeigenabteilung. Diese Zusammenarbeit läuft nun aus, die Anteile an „Editpress“ werde man aber bis auf Weiteres behalten, heißt es von Verwaltungsratsmitglied Jeff Feller.
Journalismus und andere Pläne
Die Rechnung soll im reinen Digitalgeschäft langfristig besser aufgehen als bisher, so die Hoffnung der Verantwortlichen. Man wolle verstärkt neue Abonnenten gewinnen und gleichzeitig auf „traditionelle Werbefinanzierung“ verzichten, sagt Daniel Nepgen. Damit meint der Managing Director, dass man statt auf klassische Anzeigen auf „Kooperationen mit strategischen Partnern“ setzen will. Das könne durchaus in die Richtung von „Sponsored Content“ oder sogenannten „Advertorials“ gehen, räumt Nepgen auf Nachfrage ein. Allerdings werde dieser Bereich strikt von der Produktion von journalistischen Inhalten getrennt.
Es ist dann auch dieser Teil des Geschäftsmodells, der aus journalistischer Perspektive ins Auge springt. Unter den neun Prinzipien des Relaunch listen die Macher des neuen „Journal“ im letzten Punkt ihre „Unabhängigkeit“ auf. Das Journal verzichte „konsequent auf nervige Werbung“, heißt es dort weiter. Allerdings: „Ausgewählte strategische Partner unterstützen das innovative Konzept und die Produktion qualitativ hochwertiger Inhalte.“

Neben der offensichtlichen politischen Abhängigkeit des „Journal“ von seinem Eigentümer, einer Organisation der Regierungspartei DP, dürfte es bei der Beziehung zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung zu weiteren Reibungen zwischen Anspruch und Wirklichkeit kommen. Wer sind diese „strategischen Partner“? Daniel Nepgen will sich dazu nicht weiter äußern. Im Interview mit dem „Lëtzebuerger Land“ deutete der neue Direktor nur an, dass man andere „Finanzierungsquellen“ anstrebe.
Claude Karger wird da im Gespräch mit Reporter.lu zumindest etwas deutlicher, indem er von „Institutionen und gesellschaftlichen Akteuren“, aber auch von „Unternehmen, etwa aus dem Finanzbereich“ spricht. In die genaue Ausarbeitung des Konzepts sei er aber nicht mehr eingebunden, so der ehemalige Direktor.
Inhaltsarme Digitalisierungsstrategie
Manche Weggefährten von Karger äußern dagegen deutliche Kritik am neuen Weg des „Journal“. „Wir haben uns für diesen Betrieb aufgeopfert, mit kleinsten Mitteln versucht, eine gute Zeitung zu machen, in manchen Fällen bis an die Grenzen der gesundheitlichen Belastbarkeit“, drückt es ein Ex-Mitarbeiter aus, der anonym bleiben möchte. „Als Dankeschön werden jetzt Leute gefeuert, dürfen aber noch paar Wochen die Zeitung abwickeln und sich dabei ständig das Video ansehen, in dem diese Zeitung verbrannt wird.“
Solche Entscheidungen fallen einem nicht leicht, aber sie sind notwendig.“Jeff Feller, Mitglied des „Journal“-Verwaltungsrats
Das neue „Journal“ werde nun eher auf „eine Mischung aus L’Essentiel und Paperjam“ setzen, drückt es ein anderer Insider aus. Dabei sei klar die Handschrift der DP-Politik zu erkennen. „Alles digitalisieren und bei Bedarf rationalisieren“, laute die Devise. Doch die liberale Strategie sei letztlich eine „Digitalisierung als Selbstzweck“. Die digitale Transformation des „Journal“ sei „wirtschaftlich begründet, aber ohne klares Ziel, ohne nachvollziehbare Inhalte“, so ein ehemaliger Angestellter, der unter der Voraussetzung der Vertraulichkeit mit Reporter.lu sprach.
„Better Call Ben Olinger“
Zu dieser Sichtweise passt zumindest die Wahl des Werbepartners in der aktuellen Kampagne. Wie die Branchenplattform „Adada“ schreibt, arbeitet der neue „Journal“-Direktor Daniel Nepgen hier eng mit seinem ehemaligen Geschäftspartner Ben Olinger, „Creative Director“ der Werbeagentur „Moskito“, zusammen. Nepgen und Olinger „se connaissent bien“, heißt es dort, „et sont généralement sur la même longueur d’onde quand il s’agit de communication ‚in your face'“.
Auch die Kooperation mit der DP hat bei Daniel Nepgen und Ben Olinger mittlerweile eine gewisse Tradition. Im Wahlkampf 2018 war ihre frühere Firma „Gotcha!“ eine der jungen kreativen Kräfte hinter den Social-Media-Kampagnen der Parteien. Konkret produzierte „Gotcha!“ mehrere Videos für die DP, zum Beispiel die Serie „Better Call Bettel“. Professionelle PR mit imaginärem Zwinker-Smiley: Die Handschrift des nebenberuflichen Komikers Ben Olinger ist auch im aktuellen Kampagnenvideo für den „Journal“-Relaunch nicht zu verkennen.
Die beiden früheren Radiomoderatoren Nepgen und Olinger stehen zwar nicht im Verdacht, aktive Parteipolitiker zu sein. Allerdings fällt doch eine große Vereinbarkeit zwischen der inhaltlich flexiblen DP-Kommunikationspolitik und dem „In your Face“-Ansatz der Werbefachmänner auf. Oder wie es Ben Olinger im Interview mit dem „Lëtzebuerger Land“ einst ausdrückte: „Je dois dire que travailler pour le Premier ministre, et a fortiori quelqu’un comme Xavier Bettel, qui se prête complètement au jeu, c’est vraiment cool.“
Persönlich habe er keine parteipolitische Präferenz, beteuert Daniel Nepgen im Gespräch mit Reporter.lu. Wenn es nach ihm geht, werden die Besitzverhältnisse des „Journal“ auch „keinen Einfluss auf unseren Journalismus“ haben. „Mein Job besteht auch darin, genau das sicherzustellen“, so der Managing Director.
Suche nach dem „echten Mehrwert“
Er verstehe auch den „Frust“ von Menschen, die entlassen werden, und so die aktuelle Kampagne nicht mit einem „Augenzwinkern“ auffassen können, so Nepgen weiter. Weiter wolle er sich zum Stellenabbau aber nicht äußern, sondern nach vorne schauen. Jeff Feller betont ebenfalls, dass es nun darum gehe, die Herausforderung der Digitalisierung im Alltag des „Journal“ anzunehmen. Für die Umsetzung des neuen Konzepts setze man auf „andere Formate“ und brauche deshalb „andere journalistische Profile“. „Solche Entscheidungen fallen einem nicht leicht, aber sie sind notwendig“, so das Mitglied des Verwaltungsrats.
Wir müssen alle mutig sein. Weitermachen wie bisher ist keine Option, für Niemanden.“Daniel Nepgen, Managing Director des „Journal“
Was kommt nach der symbolischen Zeitungsverbrennung? „Ich habe nichts gegen Print, ich lese selbst gedruckte Zeitungen“, sagt Daniel Nepgen. Doch die Printmedien des Landes müssten sich heute „komplett hinterfragen“, ob ihr Geschäftsmodell noch aufgeht und sich dann gegebenenfalls „neu erfinden“.
Im Fall des „Journal“ könnte diese Neuerfindung verstärkt durch Podcasts oder andere Audio- und Videoformate erreicht werden. Daniel Nepgen weiß dabei durchaus, wovon er spricht. Er war nicht nur jahrelang Radiomoderator bei „RTL“. Seine Bachelorarbeit schrieb er über eine „Machbarkeitsstudie eines Audioportals für Qualitätsjournalismus“. „Noch nie war es so einfach, Audioinhalte zu produzieren und den Hörer zu erreichen“, schreibt Nepgen dort in seinem Fazit. Fraglich sei jedoch, „welche Formate Anklang finden und sich durchsetzen werden“.
Ob das neue „Journal“-Konzept profitabel sein und dauerhaft Erfolg haben wird, muss sich ebenfalls noch zeigen. Daniel Nepgen ist sich der Herausforderung jedenfalls bewusst: Entscheidend seien nicht nur die digitalen Formate, sondern dass man einen „echten Mehrwert“ zum bestehenden Markt liefern kann. Vor allem die durch die Aktualität angetriebenen Medien müssten mehr bieten als bisher, um wettbewerbsfähig zu sein. Der Verwaltungsrat des „Journal“ habe hier eine mutige und visionäre Entscheidung getroffen, so der neue Managing Director. „Wir müssen alle mutig sein. Weitermachen wie bisher ist keine Option, für Niemanden.“
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