Nach einer Recherche von Reporter.lu über gefälschte Atemschutzmasken des Typs FFP2 ließ die „Cellule logistique“ des Luxemburger Krisenstabs den nationalen Lagerbestand testen. Erst nach Monaten räumt die Regierung nun ein: Ein beachtlicher Teil der Masken war mangelhaft.
Gesundheitsministerin Paulette Lenert und Wirtschaftsminister Franz Fayot (beide LSAP) nutzten die Feiertage, um ein etwas unangenehmes Geständnis zu machen. 850.000 Masken des Typs FFP2, die der Krisenstab zu Beginn der Pandemie in China gekauft hatte, stellten sich als mangelhaft heraus.
Dies geht aus einer Antwort auf eine parlamentarische Frage des Abgeordneten Sven Clement (Piraten) hervor. Im Sommer hatte das Gesundheitsministerium 279.000 Schutzmasken, die an Krankenhäuser, Zahnärzte und Verwaltungen verteilt worden waren, zurückgerufen. Das ganze Ausmaß verschwieg die Regierung aber damals.
Erst ab Juli ließ der Krisenstab die betreffenden Masken im großen Stil testen und später zurückrufen. Reporter.lu hatte Anfang Juli zusammen mit anderen europäischen Medien und dem „Organized Crime & Corruption Reporting Project“ über gefälschte FFP2-Masken berichtet, die auch in großer Zahl in Luxemburg im Umlauf waren. Auch in den Testzentren des „Large Scale Testing“ wurden nach einer Recherche von Reporter.lu die Masken ersetzt.
Ein Millionenschaden und hohes Risiko
Die beiden Minister geben in ihrer Antwort den verursachten finanziellen Schaden nicht an. Bei einer der größten Bestellungen von Masken des Typs FFP2 zahlte der Luxemburger Staat knapp zwei Euro pro Exemplar. Nimmt man diesen Preis als Grundlage, dann kostete der Kauf der gefälschten Masken die Steuerzahler mindestens 1,7 Millionen Euro.
Bei den mangelhaften Masken handelte es sich um Produkte der chinesischen Hersteller Anhui Changli und Jinlilaisi. Die zuständige Behörde für Produktsicherheit Ilnas meldete die beiden Marken Anfang September an das EU-Warnsystem. Obwohl auf den Packungen eine „CE“-Markierung prangte, erfüllten die Masken bei weitem nicht die EU-Normen.
Der Standard FFP2 gibt vor, dass eine Maske mindestens 94 Prozent der Luftpartikel wie etwa Viren herausfiltern muss. Bei den genannten Modellen waren es nur 88 bzw. 82 Prozent. Die Ilnas warnte, dass es sich hierbei um einen ernstzunehmenden Mangel handele, der das Infektionsrisiko der betroffenen Personen deutlich erhöhe.
Da die Masken eine CE-Markierung trugen, ohne aber die Standards zu erfüllen, handelt es sich um Fälschungen. Die Regierung verteidigt sich, dass sie bei der Bestellung nicht gewusst habe, welcher Hersteller die Masken liefern würde. Zudem sollen gefälschte Qualitätszertifikate eine Rolle gespielt haben.
Versorgungslage soll deutlich besser sein
Obwohl der Abgeordnete Sven Clement ausdrücklich nach der Einhaltung der Standards bei den an die Bevölkerung verteilten chirurgischen Masken fragte, ignorierten Paulette Lenert und Franz Fayot diesen Teil der Frage. Dabei räumte das Gesundheitsministerium schon im Juni auf Nachfrage von Reporter.lu ein, dass diese Masken „sicher, aber teilweise nicht konform“ mit den EU-Standards seien.
Inzwischen ist die Versorgungslage aber deutlich besser. Es gebe keine Engpässe bei der Versorgung der Krankenhäuser mit Schutzausrüstung, heißt es von offizieller Seite. Auch im Einzelhandel dürfen nur noch Masken verkauft werden, die die EU-Normen einhalten. Zwischen April und Juni habe man auch Produkte importieren und verkaufen können, die etwa nur chinesische Standards erfüllten, erklären die Minister in ihrer Antwort. Nach dem weltweit großen Ansturm auf Schutzmaterial zu Beginn der Pandemie hat sich die Situation mittlerweile also verbessert.
Luxemburg ist auch nicht das einzige europäische Land, das mangelhafte Masken einkaufte und in der Zwischenzeit zurückrufen musste. Kürzlich startete etwa das deutsche Bundesland Rheinland-Pfalz eine Rückrufaktion von rund 250.000 minderwertigen FFP2-Masken, die an Schulen verteilt worden waren, wie der SWR berichtete.
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