Steigende Nachfrage in Luxemburg und weltweite Lieferengpässe bereiteten dem Gesundheitsministerium Probleme, die nötigen Mengen an medizinischem Cannabis zu beschaffen. Im Juli wurde ein Vertrag mit dem Marktführer unterschrieben, der im September liefern soll.
Die deutsche Niederlassung des Cannabis-Marktführers „Canopy Growth“ wird medizinische Präparate im Wert von 4,68 Millionen Euro an Luxemburg liefern. Das geht aus einer Veröffentlichung im EU-Amtsblatt hervor. Die Lieferengpässe und die zeitweise Nichtverfügbarkeit von medizinischem Cannabis führten zu mehreren parlamentarischen Anfragen.
Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) teilte dem Abgeordneten Sven Clement (Piraten) Ende Juli mit, dass der Auftrag über eine europäische Ausschreibung vergeben worden sei. Den Lieferanten und die Summe verschwieg sie allerdings, was den Abgeordneten zu einer weiteren Anfrage veranlasste, die noch unbeantwortet blieb.
„Canopy Growth Germany“ war das einzige Unternehmen, das an der Ausschreibung teilnahm. Die deutsche Tochter des kanadischen Konzerns wird getrocknete Cannabis-Blüten für 2,34 Millionen Euro sowie Cannabis-Öle im gleichen Wert liefern. Der Vertrag wurde am 28. Juli abgeschlossen.
Laut eigenen Angaben ist Canopy Growth Marktführer für Cannabis-Blüten in Deutschland.
Gescheiterte Ausschreibung im Dezember
Eigentlich wollte das Gesundheitsministerium die Bestellung von medizinischem Cannabis für die Jahre 2021 und 2022 bereits im Dezember 2020 regeln. Doch die erhaltenen Angebote seien nicht zulässig gewesen. Parallel kaufte das Ministerium Produkte bei anderen Händlern. Die Mengen seien jedoch nicht ausreichend gewesen, um die Nachfrage aller Luxemburger Patienten zu decken, antwortete Paulette Lenert der CSV-Abgeordneten Martine Hansen.
Im April startete das Ministerium eine neue Ausschreibung mit einer beschleunigten Prozedur. Im Juli rechte die Ministerin mit einer Lieferung im September.
Verschreibungen steigen rasant
Ein Grund für die Lieferengpässe: Die Nachfrage nach medizinischem Cannabis steigt rasant. 2020 verschrieben Ärzte in Luxemburg 140 Kilogramm an Präparaten, in den ersten vier Monaten dieses Jahr waren es bereits 70 Kilogramm, berichtete „Luxembourg Times“.
Bisher waren es nur Cannabis-Blüten. Mit der Lieferung von Canopy Growth kommt erstmals Cannabis-Öl hinzu. Dies vereinfache die Anwendung, betonte das Gesundheitsministerium im Juli.
Mit dem Gesetz vom 20. Juli 2018 wurde der Einsatz von Cannabis für medizinische Zwecke legalisiert. Vorgesehen ist die Nutzung bei Patienten mit chronischen Schmerzen, Übelkeit in Folge einer Krebsbehandlung oder bei multipler Sklerose.


