Journalismus soll nicht nur Aufmerksamkeit erwecken, sondern im besten Fall etwas bewirken. In aller Bescheidenheit können wir sagen: Das ist uns im vergangenen Jahr mehrmals gelungen. Wir präsentieren den Rückblick auf die besten Stories, die im Mai auf Reporter.lu erschienen sind.

Es ist Ende Mai und Luxemburg stolpert aus dem Lockdown in eine neue gewonnene Freiheit. Eigentlich war der Plan, die Lockerungen mit dem „Large Scale Testing“ zu begleiten und eine zweite Welle zu vermeiden. In seinem Beitrag „Exit-Strategie steht auf wackligen Füßen“ beschrieb unser Reporter Laurent Schmit, warum sich die Massentests jedoch verzögerten. Offiziell begann das großflächige Testen schließlich am 25. Mai, doch erst Mitte Juni ließen sich auch tatsächlich viele Menschen auf das Coronavirus Sars-CoV-2 testen.

Kürzlich veröffentlichten die Forscher hinter der Massenteststrategie eine erste Bilanz. Ihre Erkenntnis: Die Teststrategie hat wohl Infektionen verhindert. Es kam allerdings nie zu den 20.000 Tests pro Tag, die die Regierung ursprünglich versprochen hatte. Ob die zweite Welle durch einen früheren Beginn des „Large Scale Testing“ hätte verhindert werden können, thematisieren die Forscher übrigens nicht.

Der Privatmann Etienne Schneider

Einen kümmerte das nicht mehr, zumindest nicht mehr aus der Perspektive eines verantwortlichen Ministers. Etienne Schneider hatte im Februar, also unmittelbar vor der Corona-Pandemie seine Ämter als Wirtschafts- und Gesundheitsminister niedergelegt. Mit den sanitären und ökonomischen Folgen der Krise mussten sich seine Nachfolger Franz Fayot und Paulette Lenert herumschlagen. Nachdem unsere Reporterin Véronique Poujol im Dezember 2019 exklusiv über Schneiders geplanten Abgang berichtet hatte, beschäftigte sie sich im Mai mit dessen neuen Aktivitäten: „La nouvelle vie d’Etienne Schneider“.

Im Juni übernahm der Ex-Wirtschaftsminister zwei Verwaltungsratsposten seines Mentors und Vorgängers Jeannot Krecké. Dazu zählt der Sitz bei ArcelorMittal, ein Konzern, für den er als Minister unmittelbar zuständig war. Hinzu kam ein Posten beim russischen Konzern Sistema. Die laschen Verhaltensregeln für (Ex-)Regierungsmitglieder stellten dabei offensichtlich kein Hindernis dar, wie Véronique Poujol schreibt.

Die Koalition plant zwar ein verschärftes Regelwerk, lässt sich dafür aber weiterhin Zeit. Die Staatengruppe gegen Korruption (Greco) kritisierte die mangelhaften Fortschritte kürzlich.

Kumulierte Posten am Finanzplatz

Um Interessenkonflikte ging es in einem weiteren Artikel von Véronique Poujol im vergangenen Mai: „Une double casquette qui intrigue“. Dieser beschäftigte sich mit Yves Maas, der als CEO der Bankenvereinigung ABBL bis April 2022 bestätigt wurde. Das Problem: Er bleibt Präsident von Crédit Suisse Luxembourg. Eine Bank leiten und alle anderen Finanzdienstleister unparteiisch vertreten – für viele am Finanzplatz passt das nicht zusammen. Maas übernahm den Posten übrigens, nachdem Serge de Cillia überraschend entlassen wurde. Auch darüber hatte Reporter.lu einige Monate zuvor exklusiv berichtet.

Mit ihrer Recherche machte Véronique Poujol zudem auf einen zusätzlichen möglichen Interessenkonflikt aufmerksam: Der CEO der ABBL saß traditionsgemäß im Verwaltungsrat der Finanzaufsicht CSSF. Doch auch da würde Yves Maas in Bedrängnis geraten: einer Bank vorstehen und gleichzeitig das Budget der Finanz- und Bankenaufsicht kontrollieren. Schließlich kommt es nun anders: Catherine Bourin, Mitglied der ABBL-Direktion, übernimmt den Posten bei der CSSF, wie das „Lëtzebuerger Land“ kürzlich berichtete.


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