Im Entwurf zum Finanzierungsgesetz finden sich neue Details zur Erneuerung der Fahrzeugflotte der Armee. Der Text offenbart, wie kostspielig die Teilnahme am französischen „Scorpion“-Programm ist. Die Armee denkt indes bereits über eine Erweiterung der Beteiligung nach.
Maximal 367 Millionen Euro sind für die 80 neuen Aufklärungsfahrzeuge der Armee veranschlagt. Damit ist es der größte Rüstungsauftrag der letzten Jahre. Wie genau sich dieser Betrag aufschlüsselt und wie die Fahrzeuge am Ende aussehen sollen, war bis dato unklar. Die offizielle Ausschreibung über die „Nato Support and Procrurement Agency“ sowie der Gesetzentwurf liefern hierzu erste Details. Dabei geht der Gesetzentwurf vorrangig auf die Finanzierung der Fahrzeuge ein. In der Ausschreibung finden sich hingegen technische Details sowie die avisierten Lieferfristen.
Im Gesetzentwurf wird die Finanzierung in mehrere Phasen aufgeteilt. Die erste Phase findet dabei noch vor dem eigentlichen Kauf der Fahrzeuge statt. So sieht der Entwurf rund 2,4 Millionen Euro für eine Marktstudie und die Ausarbeitung des Lastenhefts vor.
Für den eigentlichen Kauf der Fahrzeuge ist ein Budget von 188 Millionen Euro vorgesehen. Davon entfallen lediglich 51 Millionen auf die eigentlichen Fahrzeuge. Oder wie es die Armee ausdrückt: die Plattform. Demnach dürfte ein Fahrzeug rund 630.000 Euro kosten. Laut Ausschreibung dürfen die zweiachsigen Fahrzeuge ein Maximalgewicht von 10,5 Tonnen nicht überschreiten.
Der Kommentar zum Gesetzentwurf liefert hierfür die Begründung. Man habe dieses Höchstgewicht festgelegt „dans un but de réduire son empreinte écologique, ainsi préférence sera donné à un véhicule qui sera capable de diminuer son poids en démontant une partie du blindage lorsque celui-ci n’est pas indispensable.“ Bei der Antriebsart setzt die Ausschreibung jedoch auf einen klassischen Dieselantrieb, der mindestens der Schadstoffklasse Euro 3 entspricht.
Großteil der Anschaffungskosten für Bordsysteme
Mit rund 110 Millionen Euro ist für die Bordsysteme der Fahrzeuge ein mehr als doppelt so hoher Betrag wie für die Fahrzeuge selbst vorgesehen. Dabei unterscheidet sowohl das Gesetz wie auch die Ausschreibung zwischen Informations- und Waffensystemen.
Die Ausschreibung fordert in diesem Zusammenhang explizit, dass der Zulieferer sich beim Informations- und Datensystem aus dem „Scorpion“-Programm der französischen Armee bedienen soll. Dies sei nötig „in order to insure interoperability with preferred deployment partner nations Belgium and France.“
Bei den Waffensystemen soll auf den belgischen Rüstungskonzern FN Herstal zurückgegriffen werden. Konkret soll jedes Fahrzeug mit einem Geschützturm aus der „DeFNder“-Produktreihe ausgestattet werden. Dabei handelt es sich um einen ferngesteuerten Gefechtsstand der mit einem Kaliber 50-Maschinengewehr bestückt ist.
Weitere Beteiligung am „Scorpion“-Programm angedacht
Weitere 82 Millionen Euro sind für die Betriebskosten der Fahrzeuge vorgesehen. Diese sollen sich über einen Zeitraum von zunächst 16 Jahren erstrecken. So sieht die Ausschreibung vor, dass die ersten Fahrzeuge 2024 in die Kaserne in Diekirch geliefert werden. Die Nutzungsdauer ist bis mindestens 2040 vorgesehen. Wobei in der Finanzierung bereits eine optionale Verlängerung von 5 Jahren avisiert ist. Kosten dafür: weitere 28 Millionen Euro. Damit sollen sowohl die Ersatzteilversorgung sichergestellt als auch gegebenenfalls nötige Reparaturen im Werk finanziert werden.
Zudem sieht das Finanzierungsgesetz eine Modernisierung und Anpassung der Fahrzeuge während ihrer Betriebsdauer vor. Dafür ist eine Rückstellung von 50 Millionen Euro im Entwurf festgelegt, die genutzt werden soll, um die Informations- und Waffensysteme gegebenenfalls anzupassen und um neue Sensorik zu erweitern.
In den Kommentaren zum Finanzierungsgesetz lässt die Armee derweil bereits mögliche Folgeaufträge bei den Informations- und Datensystemen durchblicken. So sei etwa denkbar, die Beteiligung am französischen „Scorpion“-Programm auf andere Fahrzeuggattungen der Armee auszuweiten. Als Beispiele nennt der Entwurf die Lastwagen der Armee sowie die Krankenwagen. In diesem Zusammenhang von Interesse: Erst vor wenigen Monaten hat die Armee für 15 Millionen Euro vier neue Krankenwagen der Firma „General Dynamic European Land Systems“ geordert. Auf Nachfrage von Reporter.lu erklärte das Verteidigungsministerium damals, dass der Kauf zunächst keinen Einfluss auf die Beteiligung am „Scorpion“-Programm habe.
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