Der geplante Stellenabbau bei „Saint-Paul Luxembourg“ soll nahezu zur Hälfte die Redaktion betreffen. Die Gründe für den jüngsten Sozialplan liegen dabei nicht nur in der Corona-Krise. Der Herausgeber des „Luxemburger Wort“ hat einen stetigen ökonomischen Abstieg hinter sich.

Als am frühen Donnerstagmorgen die E-Mail der Direktion in den Postfächern ankam, befanden sich nur eine Handvoll Angestellte in den Redaktionsräumen des „Luxemburger Wort“. Wegen der anhaltenden Coronavirus-Pandemie arbeitet die große Mehrheit der Belegschaft der traditionsreichen Tageszeitung immer noch im Home-Office.

Bei der anschließenden Videokonferenz zündete Generaldirektor Paul Peckels dann die Bombe: Sozialplan bei „Saint-Paul Luxembourg“. 80 Angestellte sollen entlassen werden. Alle Abteilungen seien betroffen. 80 von etwas mehr als 300 Mitarbeitern heißt: Etwa jeder vierte Arbeitnehmer des Herausgebers von „Wort“, „Télécran“, „Contacto“ und „Luxembourg Times“ wird in den kommenden Wochen seinen Job verlieren.

Vierter Sozialplan innerhalb von elf Jahren

Den Älteren unter den Angestellten dürfte die Situation bekannt vorkommen. Es ist die vierte Massenentlassung bei „Saint-Paul Luxembourg“ innerhalb von etwas mehr als einem Jahrzehnt. 2009 verließen 159 von damals noch rund 700 Beschäftigten den Betrieb. Zwei Jahre später wurden die Verträge von weiteren 27 Mitarbeitern aufgelöst. 2013 kam es dann zum dritten Sozialplan mit insgesamt 70 Entlassungen. In den kommenden Jahren wurden zudem weitere Stellen abgebaut, indem Abteilungen ausgegliedert und verstärkt auf Frühpensionierungen gesetzt wurde.

An diesem Montag beginnen nun die Verhandlungen für einen weiteren „Plan social“. Schon zwischen 2009 und 2013 hieß es laut offizieller Mitteilung, dass der „Anpassungs- und Konkurrenzdruck“ in einem „sich rasch und grundlegend verändernden Marktumfeld“ den massiven Stellenabbau unumgänglich mache. Und auch jetzt argumentiert die Direktion des Verlags, dass vor allem der digitale Wandel und andere äußere Einflüsse sie zum Handeln zwingen würden.

Der wichtigste Grund seien allerdings die Einnahmeverluste in der Corona-Krise, heißt es in einer „Note interne“ der Direktion an die gesamte Belegschaft. „Saint-Paul Luxembourg“ und „Regie.lu“, die Anzeigenabteilung des Medienbetriebs, hätten zwischen März und Mai 2020 „mehrere Millionen Euro“ an Umsatz eingebüßt, so das Schreiben mit dem Titel „Perspectives 2023 pour Saint-Paul Luxembourg“, das REPORTER vorliegt.

Stellenabbau im „Service rédactionnel“

Was sich im Vergleich zu den letzten Rationalisierungen auch geändert hat: „Saint-Paul Luxembourg“ gehört heute nicht mehr der katholischen Kirche, sondern dem belgischen Medienkonzern „Mediahuis“. Trotz anders lautender Beteuerungen des Aktionärs und der Direktion nimmt der neue Besitzer nun einen radikalen Schnitt vor. „Mediahuis“ wolle den Luxemburger Zeitungsverlag bei der „digitalen Transformation“ seiner Medienauftritte unterstützen, hieß es noch bei der Übernahme im April 2020. Nun folgt allerdings zunächst ein drastischer Stellenabbau, der sich laut offizieller Mitteilung auf „alle Aktivitätsbereiche“ des Hauses auswirke.

Was das genau heißt, werden die Betroffenen erst nach der zweiwöchigen Verhandlungsphase zwischen Direktion, Personaldelegation und der Gewerkschaft LCGB erfahren. Allerdings wurde laut REPORTER-Informationen von der Direktion bereits ein detaillierter Plan und auch eine „Streichliste“ ausgearbeitet. Anders als bei den vorhergehenden Sozialplänen soll dieses Mal auch die Redaktion des „Luxemburger Wort“ verstärkt betroffen sein.

Demnach werden die insgesamt 80 Entlassungen nahezu zur Hälfte im „Service rédactionnel“ (Redakteure, Sekretäre, Layouter, Grafiker, Fotografen, Korrektoren) vorgenommen. Konkret stehen die Arbeitsplätze von rund 20 Journalisten zur Disposition, heißt es aus Kreisen der Geschäftsführung. In den Redaktionen von „Saint-Paul“ arbeiten aktuell noch nahezu 100 vom Presserat anerkannte Berufsjournalisten. Der weitere Stellenabbau betrifft die Druckerei und Buchbinderei sowie Informatik-, Marketing- und Verwaltungsberufe. In der Anzeigenabteilung „Regie.lu“ sind laut Plan neun Entlassungen vorgesehen.

Pandemie beschleunigt Krise der Printmedien

Die Stimmung in der Belegschaft ist entsprechend gedrückt. Allerdings berichten mehrere Mitarbeiter von der merkwürdigen Situation, dass der Stellenabbau zu einem Zeitpunkt verkündet wurde, in dem ohnehin fast keiner der Angestellten physisch an seinem Arbeitsplatz präsent ist. Seit rund einem halben Jahr produzieren die Medien von „Saint-Paul Luxembourg“ ihre Inhalte fast ausschließlich aus dem Home-Office. Mehrere Beschäftigte, darunter auch Journalisten, sind zudem bis heute in Kurzarbeit.

Man müsse „das Offensichtliche akzeptieren“, heißt es in der schriftlichen Erklärung der Direktion an die Belegschaft, die von Generaldirektor Paul Peckels unterschrieben wurde. Die Umsätze aus dem Anzeigengeschäft, die in der aktuellen Krise verloren gingen, werde man nicht mehr zurückerlangen. Generell, also auch ohne Pandemie, habe der gesamte Mediensektor mit „der strukturellen Tendenz von sinkenden Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft“ zu kämpfen, so der Generaldirektor weiter. „In diesem Kontext ist ein Aufschwung nicht vorstellbar, weder mittel- noch langfristig.“

Ein historischer Schritt: Im Laufe des Jahres 2021 soll die Belegschaft des „Luxemburger Wort“ den jahrzehntelangen Sitz in Gasperich verlassen und in einen Neubau in Howald umziehen. Grundstück und Gebäude gehören der Baufirma Soludec sowie dem Ex-Aktionär Lafayette S.A. (Foto: Eric Engel).

Die Pandemie bzw. der Lockdown führte in der Tat bei allen Medien, die sich aus Werbeanzeigen finanzieren, zu einem abrupten Rückgang der Umsätze. Der Einbruch des Anzeigengeschäfts sei massiv, berichteten die Medienmanager von „Saint-Paul“, „Editpress“ und „Maison Moderne“ bereits im vergangenen April (REPORTER berichtete). Paul Peckels, der CEO von „Saint-Paul Luxembourg“, sagte schon damals, dass sein Betrieb „zumindest kurzfristig Kosten reduzieren“ müsse.

Und auch Pit Hentgen, Präsident des Ex-Aktionärs Lafayette S.A., sagte Ende April im Interview mit REPORTER: „Unsere Szenarien für die nächsten Jahre deuteten darauf hin, dass Saint-Paul nur mit weiterer Rationalisierung dauerhaft schwarze Zahlen schreiben kann. Der Aktionär, also das Bistum, war schlicht nicht mehr in der Lage, regelmäßig weiteres Geld in dieses Unternehmen zu investieren.“

Offenbar hat sich die finanzielle Situation nach der Lockerung der Corona-bedingten Restriktionen nicht wesentlich gebessert. Die Situation im Großherzogtum reiht sich zudem in einen internationalen Trend ein. Selbst Zeitungen, die in Sachen digitale Transformation weiter sind als Luxemburgs Printmedien, haben mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Jüngst kündigte etwa die „Süddeutsche Zeitung“ den umfangreichsten Stellenabbau in der Geschichte der Zeitung an. Bis zu 50 Journalisten, also ungefähr ein Zehntel der Redaktion, sollen in den kommenden Wochen entlassen werden.

Chronik eines ökonomischen Abstiegs

Dabei war „Saint-Paul“ im Luxemburger Vergleich das Medienhaus, das in den letzten Jahren wirtschaftlich vergleichsweise gut dastand. 2019 erzielte das Unternehmen bei einem Gesamtumsatz von 41 Millionen einen Gewinn von über vier Millionen Euro (2018: 1,9 Millionen; 2017: 1,2 Millionen; 2016: 1,6 Millionen). Gleichzeitig hat das Flaggschiff „Luxemburger Wort“ früher und konsequenter als andere Printmedien im Land eine umfassende Digitalstrategie, samt Paywall und stärkerer Integration von Online- und Printredaktionen, umgesetzt.

Im Laufe der Zeit offenbaren die Zahlen allerdings auch bei „Saint-Paul Luxembourg“ das Ausmaß einer dauerhaften Krise. Der Betriebsumsatz hat sich innerhalb eines Jahrzehnts mehr als halbiert. 2009 betrugen die geschäftlichen Einnahmen noch rund 87 Millionen, 2014 immerhin 60 Millionen, 2019 noch knapp 41 Millionen Euro. Allein innerhalb der vergangenen fünf Jahre musste das 1848 gegründete Verlagshaus einen Umsatzrückgang von über 30 Prozent verkraften. Der Corona-Effekt des Jahres 2020 ist in diesen Zahlen wohlgemerkt noch nicht eingerechnet.

Mediahuis hat keinen Plan zum Stellenabbau. Durch den Kauf von SPL an sich werden keine Arbeitsplätze gefährdet. Die Frage wird jedoch sein, wie sich die derzeitige Krise auf das Geschäft von SPL auswirken wird und wie das Unternehmen darauf reagieren muss.“Gert Ysebaert, CEO von „Mediahuis“ im Mai 2020

Ebenso fiel die bezahlte Printauflage des „Luxemburger Wort“ laut Daten des belgischen „Centre d’Information sur les médias“ innerhalb von zehn Jahren von rund 69.000 (2009) auf etwas mehr als 50.000 (2019) – ein Rückgang um 27 Prozent. Gleichzeitig belaufen sich die rein digitalen Abonnements laut den letzten verfügbaren Zahlen (2019) auf gerade einmal 3.162. Bis zur digitalen Transformation des journalistischen Kerngeschäfts ist es also noch ein weiter Weg.

Dass die Medien von „Saint-Paul“ ökonomisch immer noch wesentlich besser dastehen als die traditionelle nationale Printkonkurrenz ist dabei für die Verantwortlichen wohl nur ein schwacher Trost. Der stetige wirtschaftliche Abstieg zeigt sich indes auch in den Schließungen von Zeitungstiteln und anderen Abteilungen. 2011 stellte man die französischsprachige Tageszeitung „La Voix du Luxembourg“ ein, 2012 folgte der Stopp der Gratiszeitung „Point 24“, 2014 stellte der Radiosender „DNR“ den Betrieb ein. Jüngst trennte sich „Saint-Paul“ auch von seinem Buchverlag und der Buchhandelskette „Libo“.

Keine Entlassungen geplant, aber …

Dennoch bleibt die finanzielle Situation angespannt. Die Entscheidung für den Abbau von weiteren 80 Stellen ging dabei natürlich vom neuen Aktionär aus. Der Verwaltungsrat habe den Beschluss gefasst, den die Direktion nun umsetzen müsse, sagt Generaldirektor Paul Peckels im Gespräch mit REPORTER. Natürlich sei man sich schon länger bewusst, dass die Geschäftszahlen durch die Corona-Krise eingebrochen sind. Die letztliche Entscheidung für einen Sozialplan sei allerdings erst vor zwei Wochen gefallen, so der CEO von „Saint-Paul Luxembourg“.

Die Personaldelegation von „Saint-Paul“ betont dagegen, dass die Direktion ihr Wort gebrochen habe. Vor wenigen Wochen habe der Generaldirektor kollektive Kündigungen noch ausdrücklich ausgeschlossen, beklagte sich der Präsident der Personaldelegation, Guy Pelletier, am vergangenen Donnerstag im Interview mit „Radio 100,7“.

Auch der CEO von „Mediahuis“, Gert Ysebaert, hatte sich im Mai noch ähnlich geäußert. Im Interview mit dem „Luxemburger Wort“ deutete der neue Besitzer jedoch damals schon an, dass es sich dabei nicht um eine dauerhafte Garantie handeln könne. „Mediahuis hat keinen Plan zum Stellenabbau. Durch den Kauf von SPL an sich werden keine Arbeitsplätze gefährdet. Die Frage wird jedoch sein, wie sich die derzeitige Krise auf das Geschäft von SPL auswirken wird und wie das Unternehmen darauf reagieren muss.“

„Mediahuis“ übernimmt die Kontrolle

Hinter den Kulissen hatte „Mediahuis“ schon vorher bestimmte Weichenstellungen vorgenommen. Anfang Mai wurden die Statuten des Unternehmens neu verfasst und der Verwaltungsrat neu besetzt. Im Aufsichtsgremium von „Saint-Paul Luxembourg“ sitzen seitdem mit dem Banker François Pauly und Marc Wagener (Administrateur délégué des früheren Aktionärs Lafayette S.A.) nur noch zwei Luxemburger. Die restlichen Mitglieder (Gert Ysebaert, CEO Mediahuis Group; Koen Verwee, CEO Mediahuis Belgium; Kristiaan De Beukelaer, CFO Mediahuis Belgium; Bruno De Cartier, CEO der Mediahuis-Tochter Corelio) stammen allesamt von der „Mediahuis“-Gruppe.

Parallel zu diesen Ernennungen nahmen die neuen Eigentümer auch eine formale, aber durchaus symbolische Änderung der Satzung von „Saint-Paul Luxembourg“ vor. Seit Mai gibt es im Verwaltungsrat nämlich zwei Kategorien von Mitgliedern: „Class A“ und „Class B directors“. Letztere sind die Luxemburger Vertreter, die damit nicht nur faktisch, sondern wortwörtlich zu Verwaltungsratsmitgliedern zweiter Klasse degradiert wurden. „Class A directors“ sind die übrigen Mitglieder von „Mediahuis“.

Gert Ysebaert, der CEO der „Mediahuis“-Gruppe, schreckt nicht vor unangenehmen Entscheidungen zurück, hat aber auch im Fall von „Saint-Paul“ einen Plan, wie die Rechnung des digitalen Journalismus in Zukunft aufgehen soll. (Foto: Ricardo Lopes / WAN-IFRA)

Ebenso hat der neue Eigentümer mit Erno Loo, dem „Chief Financial Officer“ von Mediahuis Limburg, einen neuen Finanzdirektor bei „Saint-Paul“ ernannt. Betriebsintern wird dies als bewusste Schwächung des Generaldirektors Paul Peckels aufgefasst, der die Funktion des Finanzchefs bis dahin in Personalunion ausgeübt hatte.

Die Maßnahmen der belgischen Manager decken sich allerdings mit der Vorgehensweise des Konzerns in Irland. 2019 erwarb „Mediahuis“ die Firma „Independent News & Media“, den Herausgeber unter anderem der Tageszeitung „Irish Independent“. Kurze Zeit später nahm man hier bereits erste Umstrukturierungen vor. Eine Druckerei wurde zugemacht, 86 Beschäftigte entlassen, weiterer Stellenabbau nicht ausgeschlossen. Im Zuge der Übernahme wurde nicht nur der Aufsichtsrat, sondern auch der Vorstand ausgetauscht. CEO des irischen Verlagshauses ist seitdem der Belgier Marc Vangeel.

Digital-Nachhilfe und andere „Synergien“

Der Mutterkonzern bleibt indes hoch profitabel und hat in den vergangenen Tagen seine Expansion im europäischen Zeitungsmarkt fortgesetzt. Kurz vor der Verkündung des Sozialplans bei „Saint-Paul“ schloss „Mediahuis“ die Übernahme des niederländischen „NDC Mediagroep“ ab. Der Konzern ist zudem bereits Eigentümer zahlreicher renommierter Zeitungen („De Standaard“ oder „Het Nieuwsblad“ in Belgien und „De Telegraaf“ und „NRC Handelsblad“ in den Niederlanden) sowie weiterer Lokalmedien im niederländischen Raum.

Bei der Strategie von „Mediahuis“ gehen Rationalisierungen wie jetzt bei „Saint-Paul“ jedoch Hand in Hand mit einer konsequenten Digitalstrategie. Im Fall des „Luxemburger Wort“ hat man dabei einen klaren Schwachpunkt erkannt. Die Zeitung sei zwar „eine eingeführte Marke mit einer hohen Reichweite und einem guten digitalen Angebot“, sagte der CEO von „Mediahuis“, Gert Ysebaert, in seinem Antrittsinterview im „Wort“. Der Anteil der zahlenden, rein digitalen Leser liege hier jedoch unter zehn Prozent. Bei den anderen großen Zeitungsmarken des Konzerns liege diese Quote zwischen 40 und 50 Prozent.

Dieser Plan und die ganze Strategie sind nicht kurzfristig, sondern auf die Zukunft ausgerichtet.“Paul Peckels, Generaldirektor von „Saint-Paul Luxembourg“

Ab Oktober soll denn auch ein „Mediahuis“-Experte für die „digitale Transformation“ der Luxemburger Redaktion über die Schultern schauen. Neben dem Aufbau eines vollends zwischen Print- und Online-Redaktionen integrierten Newsrooms dürfte es dabei auch um mögliche Synergien mit den bestehenden Medien aus dem Hause „Mediahuis“ gehen.

Zudem steht die Klärung einer weiteren Grundsatzfrage ins Haus: Die Suche nach einer neuen Druckerei. Seit geraumer Zeit wird über eine Schließung des Druckbetriebs in Gasperich gemunkelt. Nach dem Verkauf von „Saint-Paul“ dürften hier bald Fakten geschaffen werden. Das gesamte Areal in der Rue Christophe Plantin gehört dem Ex-Aktionär Lafayette S.A. und dessen Präsident sagte bereits im REPORTER-Interview: Die Druckerei werde zwar „noch eine Zeit weiter funktionieren“. „Doch längerfristig wird Saint-Paul mit dem neuen Aktionär hier wohl eine neue Lösung finden müssen.“

Machtlose Direktion und kleine Hoffnungen

Längerfristig sollen denn auch die Pläne der neuen Führung des Verlagshauses greifen. „Dieser Plan und die ganze Strategie sind nicht kurzfristig, sondern auf die Zukunft ausgerichtet“, sagt Paul Peckels im Gespräch mit REPORTER. Auf die Frage, wer genau vom Sozialplan betroffen sei, will der Generaldirektor mit Verweis auf die erst beginnenden Verhandlungen nicht eingehen. Auch die Vertreter des Personals und der Gewerkschaft LCGB betonen auf Nachfrage, dass man sich an die gesetzlichen Prozeduren halten werde.

Allerdings dürften die wirklichen Entscheidungen ohnehin bereits getroffen sein. In diesem Sinn ist dieser Sozialplan auch nicht mit früheren Restrukturierungen zu vergleichen. Die neunköpfige Direktion habe seit der Übernahme überhaupt keine Macht mehr, auf den Lauf der Dinge einzuwirken, heißt es aus Kreisen der Geschäftsführung. Keine Entscheidungen, keine neuen Ausgaben würden ohne Einverständnis der neuen Eigentümer getroffen, so eine Quelle, die mit den Gesprächen der vergangenen Wochen vertraut ist. Und auch nach dem Sozialplan seien jene, die nun an herausragender Position den Plan des Aktionärs umsetzen und vor Ort verantworten müssen, „vor nichts sicher“.

Dabei hatten manche langjährige Redakteure bereits bei der Übernahme im April das Schlimmste befürchtet. Vor allem jene, die bereits die vergangenen drei Sozialpläne, mitsamt der einhergehenden persönlichen Schicksale hautnah miterlebt hatten. Bei aller Aufregung und Unsicherheit in der Belegschaft gibt es aber auch die Hoffnung, dass der neue Eigentümer nicht nur einen (Sozial-)Plan, sondern auch eine langfristige Strategie zur Wiederbelebung des Betriebs hat. Fraglich bleibt nur, wie viele von jenen, die heute daran glauben, dann noch Angestellte von „Saint-Paul Luxembourg“ sein werden.


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