Die „Santé“ hat die Aufträge zur Koordination der Impfzentren und für eine Hotline an PricewaterhouseCoopers vergeben. Das Beratungsunternehmen wird damit zu einem der Hauptdienstleister des Staates in der Pandemie-Bekämpfung. Die Kampagne an sich wird weitaus teurer als geplant.

Zu Beginn der zweiten Impfphase veröffentlichte die Regierung nun auch die Namen der Dienstleister, die wesentliche Aufgaben in der Kampagne übernehmen. Am 7. Januar schloss Luxemburgs Gesundheitsbehörde zwei Verträge mit dem Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) ab. Die Gesamtsumme beträgt knapp 9,8 Millionen Euro, wie aus dem EU-Amtsblatt hervorgeht.

Für 835.000 Euro stellt PwC Luxembourg demnach zwei Generalkoordinatoren der gesamten Kampagne sowie weitere Verwalter für die Impfzentren und die mobilen Teams. Diese Koordinatoren sollen dem Gesundheitsministerium sowie dem „Haut-Commissariat à la protection nationale“ (HCPN) bei der „Gouvernance“, der Durchführung und der Verwaltung der Kampagne helfen, heißt es im Lastenheft. Sie sind für die alltägliche Verwaltung zuständig, mit dem interministeriellen „Comité de pilotage“ als übergeordnete Instanz.

Für weitere 8,9 Millionen Euro betreibt PwC zusammen mit „LDL Connect“ eine Telefonhotline, die unter anderem bei der Vergabe von Impfterminen zum Einsatz kommt. LDL Connect ist ein Callcenter-Betreiber aus Petingen mit zehn Mitarbeitern. Zum Auftrag gehört ebenfalls, die allgemeine Helpline mit jenen zum „Large Scale Testing“ und zur Impfkampagne zusammenzufassen. Ausgeschrieben waren die Aufträge für eine Dauer von Mitte Januar bis Ende September.

PwC vor anderen „Big Four“

PwC betreibt im Auftrag des Staates bereits die Hotline des „Large Scale Testing“. Dafür erhält das Unternehmen für den Zeitrahmen von September 2020 bis März 2021 knapp 2,1 Millionen Euro, wie Reporter.lu berichtete. Zusätzlich ergatterte PwC im August den Auftrag für die Datenanalyse hinter dem „Large Scale Testing“. Dazu gehört, die positiven Fälle mit den Daten aus der Kontaktverfolgung zusammenzuführen und zu definieren, wer vorrangig eine Einladung zum Test erhalten soll. Die Auslagerung dieser Dienstleistung ist dem Staat 500.000 Euro wert.

Nach den öffentlich verfügbaren Daten hat PwC demnach bisher Aufträge im Gesamtwert von 12,4 Millionen Euro erhalten. Konkurrent KPMG steht bei 900.000 Euro und Arendt Services bei 2,4 Millionen Euro. Für die Ausschreibung der Impfkoordination war die Konkurrenz durchaus bedeutend: Die „Santé“ erhielt sechs Angebote.

Deutlich vor PwC liegt bei der Auftragssumme aber „Laboratoires Réunis“. Allein für die Durchführung der Massentests erhält das private Labor in der zweiten Phase 53,3 Millionen Euro. Dazu kommt ein Betrag in ähnlicher Größenordnung für die erste Phase der Massentests. „Laboratoires Réunis“ und PwC können sich zudem gute Chancen ausrechnen, die gleichen Aufträge für die dritte Phase des „Large Scale Testing“ auszuführen. Die „Santé“ erwägt nämlich eine Verlängerung mit den gleichen Dienstleistern.

Impfkampagne teurer als geplant

Im Haushaltsgesetz für 2021 verzeichnete die Regierung 3,5 Millionen Euro für die Organisation der Impfkampagne. Dieser vorgesehene Betrag stellt sich nun als viel zu niedrig heraus. Allein mit dem jüngsten Auftrag an PwC liegt man bereits weit über dem Budget.

Neben den 9,8 Millionen Euro für PwC gehen weitere 8,3 Millionen Euro an die „Luxembourg Air Rescue“ für den Betrieb eines Impfzentrums am Findel. Weitere Ausgaben betreffen die Reinigungskräfte der Impfzentren, die mehrere Hunderttausend Euro umfassen. Dazu kommt das Gesundheitspersonal aus der „Réserve sanitaire“ und über die Konvention mit der Ärztevereinigung AMMD. Hier sind bisher keine genauen Kosten bekannt.


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