Journalismus soll nicht nur Aufmerksamkeit erregen, sondern im besten Fall mehr bewirken. In aller Bescheidenheit können wir sagen: Das ist uns im vergangenen Jahr mehrmals gelungen. Wir präsentieren den Rückblick auf die besten Stories, die im September auf Reporter.lu erschienen sind.

Während der August von den Forderungen des CSV-Vorsitzenden Frank Engel nach mehr Steuergerechtigkeit geprägt war, beschäftigte diese Thematik die Medien des Landes auch nach dem Sommerloch weiter. In seinem Beitrag „Die geheimnisvollen Superreichen“ ging unser Reporter Pol Reuter der Frage nach, was wir überhaupt über jenen Teil der Bevölkerung wissen, dessen Vermögen der CSV-Präsident stärker besteuern will.

Die Antwort ist zwiespältig. Einerseits steigt die soziale Ungleichheit auch in Luxemburg. Die Reichen werden seit Mitte der 1980er Jahre immer reicher. Andrerseits fehlt es aber an Daten über das tatsächliche Vermögen und vor allem über die Frage, wie konzentriert es in einigen Familien ist. Das gilt besonders für den Immobilienbesitz. Das Paradox: Weil es weder eine Erbschaftssteuer in direkter Linie noch eine Vermögenssteuer für Privatpersonen gibt, fehlen dem Staat diese Daten. Und damit ist es äußerst schwierig, die Wirksamkeit solcher Maßnahmen einzuschätzen.

Legalisierung als „juristisches Neuland“

Beim Thema Erbschaftssteuer ist das Interesse der blau-rot-grünen Koalition eher begrenzt. Anders ist es bei der Legalisierung von Cannabis gelagert, die zum Vorzeigeprojekt der Regierung werden sollte. Trotz der Pandemie schritten die Arbeiten an der Reform voran, doch es sind noch große Hürden zu überwinden, wie Pol Reuter in seinem Hintergrundbericht „Hürdenlauf zur Cannabis-Legalisierung“ berichtete.

Cannabis ist laut internationalem Recht nämlich eine illegale Substanz. Wie Luxemburg dennoch den Verkauf und Konsum selbst unter strengen Bedingungen erlauben kann, sehen Experten als „juristisches Neuland“. Prosaischer ist dabei die Frage, wie der legale Joint dann besteuert wird, wenn es einmal so weit ist.

Stellenabbau beim „Luxemburger Wort“

Für die Mitarbeiter, aber auch für die gesamte Medienlandschaft war es ein mittelgroßer Schock: Im September kündigte die Direktion von „Saint-Paul Luxembourg“ einen Sozialplan an. Auch der Kern des Unternehmens, sprich die Produktion von journalistischen Inhalten, war betroffen.

Im ausführlichen Hintergrundbericht „Sozialplan bei Saint-Paul: Redaktion wird drastisch verkleinert“ zeichnete REPORTER-Chefredakteur Christoph Bumb anhand von mehreren Quellen und wirtschaftlichen Daten nach, warum es beim Herausgeber der größten Tageszeitung des Landes zum vierten Sozialplan innerhalb von elf Jahren kommen sollte. Noch im Mai 2020 hatte der neue Aktionär „Mediahuis“ Pläne zu einem Stellenabbau übrigens noch dementiert.

Ähnlich wirtschaftlich bedeutend, aber weniger medial war die Übernahme der Baufirma Soludec durch das eigene Management. Im Beitrag „Dans les coulisses d’une restructuration“ schrieb unsere Reporterin Véronique Poujol über den Rückzug der irakischen Geschäftsmänner Nadhmi Auchi und Nasir Abid, die die Luxemburger Wirtschaft jahrzehntelang prägten. Für einige Aufmerksamkeit sorgte auch der Beitrag über Luxemburgs Ex-Botschafter in Russland, Jean-Claude Knebeler, der seine diplomatische Karriere ruhen lässt.


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