Nach dem Crowdfunding kam der Ernst des Alltags. Heute können wir sagen: REPORTER hat die ersten Hürden bei der Gründung eines neuen Mediums überstanden. Ein anderer Journalismus ist – und bleibt – möglich. Was wir bisher erreichten und was wir noch vorhaben.
Am Anfang stand eine ehrgeizige Idee: Kritischer und investigativer Journalismus in Luxemburg. Politisch unabhängig. Ohne Schnickschnack. Ohne Werbung. Ohne Investoren. Allein finanziert durch Abonnenten, die ihr Geld für ein Projekt vorstreckten, das es noch gar nicht gab.
Vor zwei Jahren schafften wir die erste große Hürde: 842 Menschen fanden sich zusammen, die unsere Idee teilten und dafür über 180.000 Euro an Startkapital sammelten. Nach dem Crowdfunding machten wir uns daran, REPORTER aus unseren Köpfen in die Wirklichkeit zu übertragen. Aus einer Idee wurde ein ambitioniertes Projekt. Aus dem Projekt entstand bald ein wahrhaftiges neuartiges Medium, so wie wir es im Crowdfunding angekündigt hatten.
Seit dem Launch von Reporter.lu am 12. März 2018 ist viel passiert. Es gab einiges zu feiern, manches zum Ärgern und Verbessern, aber vor allem viel zu lernen.
Was wir erreicht haben
- Wir haben eine schlagkräftige Redaktion aufgebaut: Aus anfangs zwei Gründern wurde mittlerweile ein Redaktionsteam, das aus sieben Mitgliedern besteht.
- Unsere Leserschaft ist um fast 150 Prozent gewachsen: Aus den 842 Unterstützern aus dem Crowdfunding sind (Stand jetzt) über 2.100 Abonnenten geworden.
- Wir haben unser Versprechen eingehalten: Seit März 2018 veröffentlichen wir jeden Werktag mindestens eine größere Story aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.
- Unsere journalistische Arbeit wirkt: Regelmäßig werden unsere investigativen Recherchen und exklusiven Berichte von anderen Medien übernommen und beschäftigen oft genug den politischen Betrieb.
- Wir sind finanziell gesund: Die Rechnung geht bisher auf. Im ersten Geschäftsjahr fuhren wir einen leichten Verlust ein. Aktuell ist die Bilanz nahezu im Gleichgewicht. Unser Ausgangsziel lautete: ein Medienunternehmen, das nach drei Jahren selbsttragend ist.
- Wir bleiben unabhängig: Die alleinigen Teilhaber der Firma Reporter Media SARL-S sind die Redaktionsmitglieder Christoph Bumb, Laurence Bervard und Laurent Schmit.
Darüber hinaus haben wir in den vergangenen Monaten einige Meilensteine geschafft. Dazu gehört die Entwicklung einer eigenen App – ein Feature, das sich einige unserer Abonnenten seit langem gewünscht haben. Die REPORTER-App ist im Apple App Store oder im Google Play Store erhältlich.
Zudem bieten wir seit einigen Wochen vermehrt Artikel auf Französisch an – eine weitere Forderung von vielen unserer Leser. Der Herausforderung der Mehrsprachigkeit des Landes waren wir uns bei unserem Projekt von Anfang an bewusst. Deshalb war der sprachliche Ausbau von REPORTER nur eine Frage der Zeit. Heute können wir stolz sagen, dass REPORTER regelmäßig in zwei Sprachen veröffentlicht.
Auch rein räumlich haben wir uns weiterentwickelt. Da unser Team so rasch gewachsen ist, wurde unser Büro definitiv zu klein. Während knapp eineinhalb Jahren recherchierten und schrieben wir unsere Texte in einem überschaubaren „Open Space“ von knapp 50 Quadratmetern in Fentange. Im vergangenen August zogen wir in ein geräumigeres, der heutigen Größe der Redaktion angemessenes Gebäude in der Hauptstadt – unweit des Parlaments und des Regierungsviertels, wo sicherlich noch die eine oder andere interessante Story auf uns wartet.
Was wir besser machen wollen
- Mehr Zeit für systematische Recherchen: Auch wenn wir in den vergangenen zwei Jahren viele Stories schrieben, die unseren Anspruch von kritischem, investigativem Journalismus erfüllen, ist hier sicher noch Luft nach oben. Unser Manifest gibt dabei die Richtung vor, an der wir uns noch konsequenter orientieren wollen: „Journalismus braucht Zeit und Beharrlichkeit, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Wir wollen uns diesen Freiraum nehmen.“
- Dranbleiben bei wichtigen Dossiers: Ein wichtiger Anspruch von REPORTER war und ist: Wir wollen uns nicht von der Aktualität und dem ständigen 24-Stunden-News-Rhythmus treiben lassen. Allerdings haben wir auch gelernt: Jene Themen, die wir selbst setzen, bedürfen unbedingt einer angemessenen Weiterverfolgung. Und auch jenen Themen aus der Aktualität, die eine tiefer gehende Behandlung verdienen, wollen wir uns stärker widmen.
- Den Dialog mit unseren Lesern fördern: In einem Punkt geben wir zu, dass wir die Erwartungen aus dem Crowdfunding wohl nicht bei jedem erfüllt haben. Der versprochene partizipative Journalismus hielt sich in den ersten Monaten in Grenzen. Wir haben schnell gelernt, dass das Digitale nicht der beste Ort für jene Partizipation ist, die wir uns vorstellen. Sinnvoller erscheint uns die regelmäßige Veranstaltung von Abonnenten-Treffen im realen Leben. Diesen Ansatz wollen und werden wir weiter ausbauen.
Bei aller Selbstkritik sind wir unseren Prinzipien aus dem Crowdfunding treu geblieben: Unser Markenzeichen ist unsere Unabhängigkeit. Und das heißt weiterhin: Keine Werbung. Keine Investoren. Kein politischer oder wirtschaftlicher Einfluss auf unsere journalistische Arbeit. In dieser Frage machen wir keine Kompromisse. REPORTER gehört sich selbst, und ist außer sich selbst und seinen Abonnenten niemandem Rechenschaft schuldig.
Unabhängigkeit, unser höchstes Gut
Dabei geben uns die rezenten Entwicklungen in der Luxemburger Medienlandschaft recht. Auch wir wissen: Ein unabhängiges Medium, das sich von äußeren politischen und wirtschaftlichen Interessen freimachen kann und all seine Ressourcen konsequent in Journalismus investiert, ist nicht selbstverständlich. Unser konsequentes Geschäftsmodell ist zwar nicht der einzige Weg zu gutem Journalismus. Doch es ist letztlich der beste Garant für die Unabhängigkeit einer Redaktion – und dafür, dass wir in unserer journalistischen Arbeit niemanden bevorteilen oder verschonen.

Zu unseren Prinzipien gehört auch der Anspruch maximaler Transparenz. Wir hinterlegen nicht nur gesetzestreu und fristgerecht unsere Bilanzen im Handelsregister. Wir veröffentlichen unsere Geschäftszahlen auch auf unserer Webseite und teilen sie mit unseren Abonnenten. Als Medium, das es ohne seine Leserinnen und Leser nicht geben würde, sehen wir das als eine schiere Selbstverständlichkeit an.
In unserer ersten Geschäftsbilanz von 2018 finden Sie die Kennzahlen des ersten Jahres unserer Existenz. Die Zahlen von 2019 werden wir im kommenden Jahr in gleicher Form publizieren. Schon heute können wir aber sagen, dass sich an unserem Geschäftsmodell wenig geändert hat: Rund 80 Prozent unserer Einnahmen stammen aus dem Verkauf von Abonnements. Die restlichen knapp 20 Prozent machen Einnahmen aus der staatlichen Pressehilfe für Onlinemedien aus, deren Kriterien REPORTER seit Anfang 2019 erfüllt.
Unsere Pläne für 2020 – und darüber hinaus
Für die nähere Zukunft haben wir drei Prioritäten: 1. Uns weiter als anerkanntes Medium etablieren. 2. Die journalistische Qualität weiter verbessern. 3. Uns öfter mit Ihnen, unseren Lesern und Unterstützern, zu treffen. 2018 und 2019 haben wir schon mehrere Events organisiert, bei denen wir wertvolles Feedback von unseren Abonnenten erhalten haben. Im kommenden Jahr wollen wir diese Tradition weiter pflegen – wenn auch etwas unkonventioneller als bisher. Sie dürfen gespannt sein auf neue Formate und Möglichkeiten, sich mit unserer Redaktion auszutauschen.
Gleichzeitig werden wir alles daran setzen, unser Projekt auch wirtschaftlich auf Dauer auf solide Füße zu stellen. Einige Vorbilder im Ausland haben uns vorgemacht, wie ein unabhängiges Medium ohne große Kapitalgeber dauerhaft bestehen kann. Gleichzeitig gibt es auch Modelle, aus deren durchwachsener Erfahrung wir weiter lernen können. Auch wenn wir in den ersten zwei Jahren schneller gewachsen sind als anfangs gedacht, wollen wir nichts überstürzen und uns in keine unnötigen Abenteuer stürzen.
Nicht ohne Stolz können wir heute behaupten: REPORTER ist eine kleine, aber feine Erfolgsgeschichte – und das soll es auch bleiben. Wenn Sie das genauso sehen, haben wir vielleicht nur eine Bitte (ok, vielleicht zwei) an Sie: Scheuen Sie sich nicht, uns Ihre Meinung über unsere Entwicklung und unsere Pläne mitzuteilen. Sprechen Sie mit Ihren Freunden und Bekannten über unser gemeinsames Projekt. Laden Sie alle ein, sich uns anzuschließen und mitzumachen. Ein anderer Journalismus ist – und bleibt – möglich! Dank Ihnen.
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