Reporter.lu ist ein Medium, das allein wegen der Unterstützung durch seine Leserinnen und Leser existiert. Ein Jahr nach dem erfolgreichen Crowdfunding ist es Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Ein Rück- und Ausblick in eigener Sache.
Heute exakt vor einem Jahr war es amtlich: Am 28. November 2017, kurz vor 13 Uhr, hatten wir die selbst gesetzte magische Grenze von 150.000 Euro im Crowdfunding überschritten. Damit war die wichtigste Voraussetzung für die Gründung von REPORTER erreicht. Am Ende sollten dank 842 Unterstützern ganze 181.100 Euro zusammenkommen.
Bei all dem, was im vergangenen Jahr passiert ist, vergessen auch wir schnell: Am Anfang waren wir lediglich zwei Journalisten, die ihren festen Job kündigten und eine fixe Idee im Kopf hatten. Das gesammelte Geld war dabei nur Mittel zum Zweck. Unser Ziel war die Gründung eines neuen Mediums, das es so in Luxemburg noch nicht gab: unabhängig, werbefrei, rein digital.
Nach dem Crowdfunding ging die Arbeit jedoch erst richtig los. Mitarbeiter, Redaktionsbüro, Technik, Verwaltung, Arbeitsabläufe, Webdesign: Wir machten uns daran, alles einzurichten, was ein wahrhaftiges Medium so ausmacht. Am 20. Dezember 2017 ging das Crowdfunding zu Ende. Am 12. März 2018 ging REPORTER online.
84 Prozent mehr Abonnenten als zum Start
REPORTER – das sind nicht nur Menschen, die aus Überzeugung etwas Neues wagten. Es ist auch ein Business, das aufgebaut, geführt und täglich gepflegt werden will. Unsere Firma, Reporter Media S.à r.l.-S., hat ihren Sitz in Fentange. Alleinige Teilhaber sind nach wie vor die beiden Firmengründer, Christoph Bumb und Laurence Bervard.
Unser Geschäftsmodell ist ebenso simpel wie anspruchsvoll: Wir gehören uns selbst. Für uns steht ausschließlich das Interesse unserer Leser im Fokus. Alle Anteile der Firma sind und bleiben demnach in der Hand der Redaktion. Das ist die Voraussetzung für unser Verständnis von Unabhängigkeit und journalistischer Freiheit. Die bis heute anhaltende Debatte über die politische Unabhängigkeit der Medien in Luxemburg – und darüber hinaus – bestärkt uns darin, diesen Weg weiter kompromisslos zu beschreiten.
Auch an anderer Stelle können wir Sie beruhigen: Vom rein wirtschaftlichen Standpunkt läuft alles nach (Business-)Plan. Obwohl: sogar wesentlich besser. Gestartet sind wir im März mit 902 zahlenden Lesern. Heute (Stand: 28. November 2018) zählen wir 1.660 Abonnenten. Das entspricht einem Zuwachs von über 84 Prozent innerhalb von acht Monaten. Alle weiteren Details unserer Geschäftszahlen werden wir wie angekündigt in unserem ersten Jahresbericht ab März 2019 an dieser Stelle und in maximaler Transparenz veröffentlichen.
Unser Team und andere Gründe zur Freude
Die positive Entwicklung von REPORTER zeigt sich aber nicht zuletzt in der Vergrößerung unseres Teams. Unser Ziel war der Aufbau einer Redaktion von fünf Journalisten innerhalb eines Jahres. Dieses Ziel haben wir schon deutlich früher erreicht.
Zur Redaktion von REPORTER gehören mittlerweile fünf fest angestellte Journalisten – Laurence Bervard, Christoph Bumb, Laurent Schmit, Michèle Zahlen und Charlotte Wirth – sowie seit September unsere Koordinatorin Verena Nickels. Auch unsere regelmäßigen freien Mitarbeiter wie Marie-Laure Rolland, Kyra Fischbach, Rick Mertens, Victor Weitzel, Françoise Mathay, Kerstin Smirr und Max Tholl haben einen wesentlichen Anteil an unserer positiven Entwicklung.
Zur Zwischenbilanz gehört auch die nicht zu unterschätzende Erfolgsmeldung, dass unsere Webseite nie offline war – bis auf wenige Minuten im tiefsten Sommerloch, aber das nur unter uns. Kleinere Probleme von einzelnen Abonnenten beim ersten Login konnten wir laut Ihrer Rückmeldung schnellst möglich beheben. Ansonsten hielten sich die technischen Beschwerden zum Glück auch in Grenzen.
Problembereiche und Erfahrungswerte
Wir wollen Ihnen aber auch jene Bereiche nicht vorenthalten, in denen wir uns das alles etwas besser vorgestellt hatten. Manche davon waren wohl den unvermeidlichen Geburtswehen und mitunter ungelenken ersten Laufversuchen eines neuen Mediums geschuldet. Andere Problembereiche haben wir jedoch erst im Laufe der Zeit als solche entdeckt.
Dazu gehört der Aufbau unserer partizipativen Plattform. Der Austausch im REPORTER-Forum lässt eindeutig zu wünschen übrig. Wir haben wohl unterschätzt, wie viele Abonnenten sich eher spontan mit kurzen Feedbacks zu unseren Artikeln einbringen wollen. Das war zwar nicht der Kern unseres Konzepts, das eher darin besteht, mit unseren Abonnenten in einen dauerhaften Austausch über unsere Arbeitsweise einzutreten. Aber: Wir haben verstanden und arbeiten daran, unser Konzept von partizipativem Journalismus im Lichte unserer ersten Erfahrungen anzupassen.

Die positive Seite dieser Erfahrungen soll aber nicht verschwiegen werden: Wir erhalten regelmäßig einige sehr interessante Rückmeldungen, Tipps und Themenanregungen von unseren Abonnenten, die wir auch schon mehrmals zum Anlass für eine weiter recherchierte Story nahmen. Drei Mal haben wir uns bisher auch in formellerem Rahmen – sowohl virtuell als auch real bei Kaffee und Kuchen – eingehend mit unseren Abonnenten über Themen, Formate und Rechercheansätze ausgetauscht.
Ebenso hat es eine Zeit gebraucht, bis wir unser journalistisches Konzept so umsetzen konnten, wie wir das anfangs geplant hatten. Wir sind uns bewusst: Besonders in der Anfangszeit erfüllte nicht jeder Artikel in allen Punkten unsere Ansprüche. Wir wollen uns künftig noch mehr Zeit nehmen, um die richtige Story erst zum richtigen Zeitpunkt zu veröffentlichen.
Auch am Themenmix haben wir länger gefeilt. Dabei haben wir uns besonders auch an den Erwartungen unserer Abonnenten aus einer ersten Zufriedenheitsumfrage orientiert. Als Abonnent erhalten Sie in den kommenden Tagen die Möglichkeit, sich an einer weiteren Umfrage zu beteiligen. Wir freuen uns bereits auf Ihr Feedback.
Der weitere Plan für die kommenden Monate
Wir haben aus dem Austausch mit unseren Abonnenten gelernt und wollen das weiterhin tun. Unsere Leser sind zum Großteil sehr kritisch, und das ist auch gut so. Aus diesem Austausch geht jedoch auch hervor, dass wir offenbar mit unserer Arbeit auch schon etwas bewirken konnten. Viele unserer Stories fanden ihren Niederschlag in größeren Medien, manche unserer breiter angelegten Recherchen führten zur weiteren Aufarbeitung und Infragestellung bestimmter Missstände in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
In den kommenden Wochen und Monaten stehen wir vor weiteren Herausforderungen. Im März geht unser Projekt in eine entscheidende Phase, denn dann steht spätestens die Erneuerung der Abonnements unserer Unterstützer der ersten Stunde aus dem Crowdfunding an.
Bis dahin haben wir jedoch noch die eine oder andere Überraschung und gute Nachricht für alle unsere Leser parat. In jedem Fall bleibt es dabei, dass wir ohne Sie nicht existieren würden. Unsere Entwicklung innerhalb der vergangenen Monate haben wir allein unseren Abonnenten zu verdanken. REPORTER wäre nichts ohne seine Unterstützer – und so soll es auch bleiben.