Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Dieses Mal: Fahrradbrücken und andere angedeutete Revolutionen.
„Et geet elo duer.“ Dieses Zitat von Claude Haagen passt zu allen Gelegenheiten. Zum Jahr 2022 (und 2021 und 2020). Es würde aber zu anderen Pressemitteilungen als jener des Sozialversicherungsministers (ja, das ist ein richtiger Job) passen. „Et geet elo duer mam Tanktourismus“, könnte Klimaministerin Joëlle Welfring mitteilen lassen. „Et geet elo duer mat den iwwerdriwwenen Logementspräiser“, könnte der Minister für Vermieter Henri Kox sagen. Nur sehen die Kabinettskollegen das eben nicht so eng.
Das würde auch die goldene Mikadoregel des Luxemburger Politikbetriebs verletzen: im Zweifel nicht(s) bewegen. Nicht, dass man noch aus Versehen etwas richtig oder Wichtiges macht. So kurz vor den Wahlen wäre das fatal.
„Topesch“ Debatten
Was in anderen Ländern der Höhepunkt des parlamentarischen Jahres ist, das ist in Luxemburg eine Pflichtübung kurz vor den Ferien. Die Budgetdebatte ist normalerweise selbst für Politjunkies in erster Linie eine äußerst effiziente Gutenachtgeschichte. Dieses Jahr wollte Franz Fayot uns allerdings alle wachrütteln. Er unterstellte der ADR, der rechtskonservativen Partei mit rechtsextremen Tendenzen, sie sei eine rechtsextreme Partei mit rechtskonservativen Tendenzen. Da platzte dem Rechtsaußen und erprobten Angetrunken-vom-Rand-des-Fußballfelds-Reinpöbler Fred Keup der Kragen. „Topert“, rief er dem Minister zu.
Das brachte selbst den durchsetzungsfähigsten Parlamentspräsidenten der Milchstraße aus seinem vorweihnachtlichen Winterschlaf. Jetzt wissen wir auch endlich, was es bedeutet, wenn Fernand Etgen „Game over“ machen muss. Der Schuldige reagierte derweil wie ein Schüler, der zum zweiten Mal beim Schummeln erwischt wurde und trotzdem weiß, dass er vom Lehrer nichts zu befürchten hat:
Ausgerechnet Gilles Roth rief danach zu Besinnlichkeit auf. „Mir maachen eis zu 60 hei lächerlech“, so der Co-Fraktionsvorsitzene der CSV und Urheber des Zitats: „Mir sinn hei net an engem Bimbo-Theater!“
Luxemburg hat Talent!
Endlich! Luxemburg soll wieder beim „Eurovision Song Contest“ (ESC) mitmischen. Warum erst im letzten Amtsjahr von Xav über diese Möglichkeit diskutiert wird, hängt natürlich mit der politischen Aktualität zusammen. Im spätrömisch-dekadenten DP-Staat wird niemand hängen gelassen. Auch nach einem unbezahlten Ferkel findet Xav noch einen hochdotierten, ansonsten aber durchweg sinnlosen Posten für dich. Für den ESC steht die Kandidatin für Luxemburg bereits fest: Monica Semedo wird ihr großes Comeback feiern mit „Ei, ei, ei, lo ass de Kleeschen hei“. Da das mit dem Bürgermeisterposten für Corinne so schnell nichts wird, könnte sie die Moderation übernehmen. Man ist ja schließlich eine #Family.
Der große Vorteil dieser Starbesetzung ist, dass Luxemburg damit nicht Gefahr laufen würde, das Ding auch tatsächlich noch zu gewinnen. Immerhin braucht Yuriko ja noch „Sputt“ für eine Steuerreform. Zu doof, wenn der dann durch die Austragung des Wettbewerbs fehlen würde. Man kann halt nicht alles haben.
Auf Twitter herrschte die Meinung vor: Wer für Luxemburg singt, ist egal. Es soll nur kein Tonnar sein. Wir finden: Die heilige Einfalt der Luxemburger Seele braucht aber einen geeigneten Interpreten. Kein Schnick-Schnack. All in Bopebistro.
Luxemburg hat den längsten …
… schwebenden Radweg Europas! Der Minister für Radbrücken und Zugstrecken François Bausch beschenkte sich am Tag vor Heiligabend gleich mal selbst. 47,5 Millionen Euro für zwei Kilometer Radweg ist ein typisch Luxemburger Projekt – warum billig, wenn es auch teuer geht. Die bisher längste Fahrradbrücke kostete übrigens sechs Millionen Euro für 800 Meter. Aber die Niederländer sind ja auch furchtbare „Knéckjangen“. Und die bauen solche Brücken nicht nur zu Politik-PR-Zwecken, sondern fahren auch noch tatsächlich mit dem Fahrrad drüber. #WatSaachen
Eines muss man François Bausch aber lassen: Die Brücke war fast fertig, bevor das Parlament überhaupt die Gelder dafür bewilligt hatte. Gut, dass die Mehrheit im Parlament den Nein-Knopf auch bei vollem Bewusstsein nicht findet. Schuld waren natürlich die CSV und DP in Esch, die es nicht schafften, die Verbindung zur Brücke rechtzeitig zum Nikolaustag fertigzustellen. Das hinderte aber die DP nicht daran, ihren Abgeordneten und Escher Schöffen Pim Knaff in lässiger Pose auf allen Social-Media-Kanälen zu posen, äh posten.
„Déi längste Vëlosbréck an Europa? Zu Esch.“ Die Fahrrad-Kompetenz der DP ist eben legendär. In der Hauptstadt brauchte ihr Co-Spitzenkandidat nur knapp eine Legislaturperiode, um 700 Meter Radweg fachgerecht zu gestalten – im zweiten bis dritten Anlauf. Obwohl, neben Iron Lydie ist jeder nur ein Zählkandidat. Da stört Kompetenz nur unnötig.
„Hasta la revolución siempre“
Luxemburg kann Revolution irgendwie nicht – weder in der Mobilität noch in der Staatsform. Dabei hatten Déi Lénk den fast perfekten Plan. Parallel zur nicht enden wollenden Verfassungsreform hatten sie kurzerhand eine eigene Verfassung geschrieben. Da standen dann so absurde Sachen drin wie das Recht auf Wohnen. Im Staatsrat brauchten sie tagelang, um sich von diesem Linksgedöns zu erholen.
Das Meisterstück dieser „alternativen Verfassung“ war aber der Plan, Luxemburg zur Republik zu machen. Einfach so. Vorbei die Witze über das „Gromperen-Grand-Duché“. Endlich ein Staatschef, der auch eine Rede halten kann, also theoretisch. Doch das Vorhaben scheiterte an so prominenten Politikerinnen wie Simone Beissel. Was kaum jemand weiß: Sie rettete die Luxemburger Monarchie bereits 1919 vor den revolutionären roten Horden.
Am mangelnden Engagement fehlte es nicht. Die linke, kubanische Agentin „MT00“ sät seit Monaten Zwietracht am Hof. Die Luxemburger Arbeiterklasse sollte erkennen, dass eine Monarchie niemals mit der Gleichheit aller in Einklang zu bringen ist. Der Plan war genial. Nur die Luxemburger Arbeiterklasse fehlte.
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