Nach der Enthüllung des Plagiatsbefunds bei Xavier Bettels Abschlussarbeit durch Reporter.lu war es ruhig geworden um den Premierminister. Am Freitag aber äußerte er sich zum ersten Mal persönlich gegenüber Journalisten zur Affäre und bestritt eine Täuschung.
„Ich bin nicht stolz auf diese Arbeit, sie ist keine Glanzleistung, kein Meisterstück doch ‚gefuddelt‘ oder getrickst habe ich nicht.“ Mit diesen Worten äußerte sich Xavier Bettel (DP) am Freitag erstmals persönlich zur Plagiatsaffäre um seine Person, über die Reporter.lu exklusiv berichtet hatte. Der Recherche von Reporter.lu zufolge enthielten 54 von 56 Seiten der Abschlussarbeit, die der heutige Premierminister 1999 im Rahmen seines „Diplôme d’études approfondies“ (DEA) an der Universität Nancy verfasst hatte, ungekennzeichnete Fremdtextübernahmen.
Diese Arbeit habe er damals in Absprache mit seinem Professor (Etienne Criqui, Anm. der Red.) nach den ihm bekannten Kriterien verfasst, so Xavier Bettel, als er bei einem Pressebriefing auf die Plagiatsaffäre angesprochen wurde. Das Werk sei nicht „super“ gewesen, doch er habe es damals „nach bestem Wissen und Gewissen“ verfasst, wiederholte der Premier am Freitag nochmals jene Formulierung, die er in einer ersten schriftlichen Stellungnahme zum Plagiatsbefund verwendet hatte. „Ich habe die vergangenen 22 Jahre auch nicht in Angst gelebt, dass jemand etwas herausfinden würde. Ich hatte kein schlechtes Gewissen. Ich habe stets ruhig schlafen können“, so Xavier Bettel.
„Niemanden bewusst getäuscht“
Auf Nachfrage, ob er seine Vorgehensweise denn als „Plagiat“ qualifizieren würde, verwies Xavier Bettel abermals auf seinen damaligen Professor, der selbst erklärt habe, sich vom Studenten Bettel nicht getäuscht zu fühlen. Nach heutigen Kriterien scheine ihm seine damalige Vorgehensweise zwar nicht mehr so „in Ordnung“, erklärte der Premier, er hätte es auch besser machen können, doch bewusst getäuscht habe er niemanden.
Er „verstecke“ aber nicht, dass er damals „links und rechts“ Elemente zusammengesucht und diese „kompiliert“ habe, was denn auch so mit seinem Professor abgesprochen gewesen sei, so Xavier Bettel. Die persönliche, intellektuelle Recherche sei „limitiert“, das gebe er zu. Sie sei nicht „gut“ gewesen und das habe auch die Jury damals bei ihrer Bewertung so festgehalten. Er habe für die schriftliche Arbeit ein „Genügend“ erhalten, durch seine mündliche Prüfung sei die Gesamtnote dann höher ausgefallen.
Das Problem mit der Glaubwürdigkeit
Auf Nachfrage, ob er eine öffentliche Entschuldigung für nötig halte, verwies Xavier Bettel auf die Frage der Glaubwürdigkeit der Politik: Wenn er mit dieser Affäre zu einem weiteren Vertrauensverlust der Menschen in die Politik beigetragen habe, dann tue ihm das leid, so der Premier. Nicht nur er habe dadurch „Schrammen abbekommen“, sondern wohl die Politik im Allgemeinen. Einen Einfluss auf sein Auftreten auf internationalem Parkett habe die Affäre nicht, so Xavier Bettel auf Nachfrage. Keiner seiner ausländischen Amtskollegen habe ihn auf negative Art und Weise behandelt.
Auch auf nationaler Ebene halten sich die politischen Reaktionen bislang in Grenzen, wie Reporter.lu berichtete. Quer durch die Parteienlandschaft erklären die Luxemburger Politiker, die Untersuchung der „Université de Lorraine“ zu Bettels Abschlussarbeit abzuwarten. Auch Xavier Bettel verwies am Freitag auf die Analyse der Universität, die bis Ende des Jahres abgeschlossen werden soll. Wenn eine Entscheidung der Uni vorliege, würde er diese akzeptieren, so Xavier Bettel, und dann auch die Konsequenzen tragen – sprich, gesetzt den Fall, die Aberkennung seines DEA.


