An diesem Donnerstag tritt Pierre Gramegna einen neuen Job an. Der frühere Finanzminister wurde nämlich doch noch zum Generaldirektor des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) mit Sitz in Kirchberg ernannt. Dabei war der DP-Politiker eigentlich bereits aus dem Rennen um diesen Spitzenposten ausgeschieden.
Mitte September hatte Pierre Gramegna seine Kandidatur um die Nachfolge des Deutschen Klaus Regling zurückgezogen, um eine Pattsituation bei der Nominierungsprozedur zu verhindern. Trotzdem konnten die Länder der Eurogruppe sich nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen. Denn auch Gramegnas Gegenkandidat, Portugals Ex-Finanzminister Joao Leao, schaffte es letztlich nicht, die nötigen 80 Prozent der Stimmen auf sich zu vereinigen.
Bei der Nominierung des ESM-Generaldirektors sind die 19 Länder des Euroraums nicht gleichberechtigt. Ihr Stimmenanteil hängt vom Kapital ab, das sie zum ESM beisteuern. Das bringt mit sich, dass die großen Wirtschaftsnationen leicht einen Kandidaten blockieren können. So hatte Pierre Gramegna zwar u. a. Deutschland hinter sich gewusst, jedoch hatte neben Portugal auch Italien den portugiesischen Kandidaten unterstützt, wie etwa das „Luxemburger Wort“ berichtete.
Mit dem Regierungswechsel in Italien wurde Pierre Gramegna nun aber wieder mehrheitsfähig und Ende vergangener Woche zum neuen Generaldirektor des ESM bestimmt. „In dieser Krisenzeit bin ich überzeugt, dass Pierre als engagierter Europäer alle notwendigen Qualitäten mitbringt, um mit seiner Erfahrung und seiner Fähigkeit, Menschen zusammenzuführen, zur Stabilität und Solidität des Euroraums beizutragen“, wird dazu die Luxemburger Finanzministerin Yuriko Backes (DP) in einer Pressemitteilung zitiert.
Die frühere Hofmarschallin Yuriko Backes war im Dezember 2021 von der DP zur Nachfolgerin von Pierre Gramegna bestimmt worden, als dieser nach acht Jahren im Amt überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte. Damals hatte er persönliche Gründe angeführt und erklärt, künftig mehr Zeit für seine Familie haben zu wollen. Fünf Monate später bewarb sich der 64-Jährige für den Posten an der Spitze des ESM, der mit seinem Stammkapital von rund 700 Millionen als eine Art europäischer Währungsfonds gilt. (GS)
