Fünf Monate nach seinem Rückzug aus der Luxemburger Politik strebt Pierre Gramegna (DP) eine neue Aufgabe an. Der ehemalige Finanzminister will Direktor des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) werden. Die Luxemburger Regierung hat eine entsprechende Kandidatur eingereicht.

In den vergangenen Wochen sei Pierre Gramegna von mehreren Mitgliedstaaten der Eurogruppe dazu ermutigt worden, sich für die Nachfolge von Klaus Regling auf dem Posten des geschäftsführenden Direktors des ESM zu bewerben, heißt es in einer Pressemitteilung des Finanzministeriums. Nachdem Pierre Gramegna der Regierung sein Interesse bekundet hatte, habe diese entschieden, die Kandidatur des 64-Jährigen zu unterstützen.

Die derzeitige unsichere internationale Lage, in der auf die Coronakrise der Ukrainekrieg folgte, bedürfe der Kandidatur eines überzeugten Europäers, der die Mechanismen der europäischen Institutionen kenne, so die Begründung der Regierung, weshalb Pierre Gramegna der richtige Mann für den Posten sei.

Der ESM ist eine zwischenstaatliche Organisation mit Sitz in Luxemburg. Seine Aufgabe ist es, überschuldete Mitgliedstaaten der Eurozone durch Kredite und Bürgschaften zu unterstützen, um deren Zahlungsfähigkeit zu sichern. Er wird auch als permanenter Euro-Rettungsschirm bezeichnet. Der aktuelle CEO, der Deutsche Klaus Regling, wird nach fast zehn Jahren auf dem Posten in den Ruhestand gehen.

Bei einem Treffen der Eurogruppe am 23. Mai sollen sich die Mitgliedstaaten auf einen Nachfolgekandidaten einigen. Die Ernennung durch den Rat der ESM-Gouverneure soll dann am 16. Juni bei seinem jährlichen Treffen in Luxemburg erfolgen. Es ist ein weiterer Versuch von Pierre Gramegna, einen europäischen Spitzenposten zu besetzen. Gleich zweimal war er in den vergangenen Jahren daran gescheitert, Präsident der Eurogruppe zu werden. Eine schmerzhafte Niederlage, wie auch aus einem Porträt von Reporter.lu über den Ex-Finanzminister hervorgeht.

Pierre Gramegna hatte Ende November vergangenen Jahres sehr überraschend seinen Rücktritt aus der Luxemburger Regierung angekündigt. Er habe entschieden, nicht bei den Wahlen 2023 anzutreten, so seine Begründung damals. Zudem wolle er wieder mehr Zeit für seine Familie haben. Wenige Tage nach der Ankündigung wurde Yuriko Backes (DP) als neue Finanzministerin vereidigt. Sie war es nun auch, die die Kandidatur Gramegnas an den Präsidenten der Eurogruppe und Vorsitzenden des ESM-Gouverneur-Rats, Paschal Donohoe, übermittelte. (GS)


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