Remdesivir gilt als mögliches Mittel gegen Covid-19. Trotz negativer Studien zur Wirksamkeit hat das Gesundheitsministerium für knapp 40.000 Euro über 100 Dosen des Arzneimittels für etwa 20 Patienten gekauft. Die „Santé“ will die Verwendung des Medikaments zudem weiter prüfen.

Luxemburg hat 115 Dosen Remdesivir beim US-Pharmakonzern Gilead bestellt – für einen Wert von 39.675 Euro. Das antwortete Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Jeff Engelen. Der ADR-Politiker verwies in seiner Anfrage auf einen Artikel von Reporter.lu zu dieser Bestellung.

Auf Nachfrage von Reporter.lu im Rahmen des besagten Artikels wollte die „Santé“ noch keine Angaben zur Menge machen, da der Vertrag vertraulich sei. Um die Beantwortung der parlamentarischen Anfrage zu erlauben, habe Gilead die Vertraulichkeit aufgehoben, heißt es nun aus dem Ministerium.

Teures Medikament

Ende November berichteten unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“ und „Le Monde“ über den Kauf von Remdesivir im Wert von mindestens 220 Millionen Euro durch EU-Staaten. Die Europäische Kommission unterschrieb den Vertrag kurz bevor die Weltgesundheitsorganisation WHO vom Gebrauch des Medikaments abriet.

Die Empfehlung der WHO bedeute nicht, dass die Experten eine abschließende Einschätzung abgegeben hätten, schrieb die Gesundheitsministerin in ihrer Antwort auf die parlamentarische Anfrage. Zuvor hatte die „Santé“ betont, deutlich weniger Dosen gekauft zu haben, als für Luxemburg zur Verfügung standen.

Was die Ministerin nicht sagt: Die WHO riet vom Medikament ab, weil es angesichts der bisher fehlenden Hinweise auf eine Wirksamkeit zur Behandlung von Covid-19-Patienten zu teuer sei. Jede Dosis kostet 345 Euro. Allerdings umfasst die Behandlung eines Patienten standardmäßig sechs Dosen. Pro Patient werden demnach Kosten von über 2.000 Euro fällig. Die bestellten 115 Dosen würden demnach für knapp 20 Patienten reichen. 79 Dosen wurden bereits nach Luxemburg geliefert, heißt es in der Antwort der Ministerin.

Einsatz bleibt unklar

„Wir wissen noch immer nicht, für welche Patienten diese Behandlung eventuell wirkt“, sagte Dr. Thérèse Staub, Leiterin der Abteilung „Maladies infections“ des Centre Hospitalier de Luxembourg, auf Nachfrage von Reporter.lu. Remdesivir helfe Patienten auf der Intensivstation oder jenen, die sehr viel Sauerstoff benötigten, sicher nicht. Das Medikament könnte aber eventuell in einem frühen Stadium der Krankheit helfen, wenn sich das Coronavirus Sars-CoV-2 im Körper rasant vermehrt, so die Präsidentin des „Conseil supérieur des maladies infectieuses“.

Die „Discovery“-Studie, die die Wirksamkeit von unter anderem Remdesivir untersucht, laufe zudem weiter, so Thérèse Staub, die diese Studie in Luxemburg leitet. In den letzten Wochen seien keine neuen Patienten in die Studie aufgenommen worden. Die laufenden Ergebnisse der Studie und mögliche weitere Patienten könnten wahrscheinlich Anhaltspunkte zur Wirksamkeit des Arzneimittels liefern, erklärt die Ärztin.

Es gelte also, den Abschluss der „Discovery“-Studie abzuwarten, um daraus Schlüsse zu ziehen, betonte auch die Gesundheitsministerin. Die Regierung folge dabei der Einschätzung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Die EU-Agentur hat am 10. Dezember ihre Empfehlung angepasst und rät demnach – anders als die WHO – nicht von der Verwendung ab.


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