Gemeindesyndikate stellen für Lokalpolitiker eine lukrative Einnahmequelle dar. Durch eine Anhäufung von Mandaten ist dieser Nebenverdienst bei manchen Vertretern höher als ihre Vergütung als Bürgermeister. Das zeigt eine systematische Recherche von Reporter.lu.
Abgeordneter, Bürgermeister von Clerf, Vorsitzender des Dachverbands der Gemeinden (Syvicol), des Clerfer Gewerbegebiets Sicler und des Naturpark Our – Emile Eicher (CSV) hat wenig Zeit, sich zu langweilen. Die vielen Posten machen sich aber auch auf seinem Konto bemerkbar. Mit jährlich rund 36.000 Euro erhält der Clerfer „Député-maire“ einen Nebenverdienst, der höher ist als der Mindestlohn in Luxemburg – und das ausschließlich durch seine Posten in drei Gemeindesyndikaten.
Reporter.lu hat in den vergangenen Wochen bei den 62 Gemeindesyndikaten des Landes die Vergütung der Vorstandsmitglieder angefragt. Lediglich vier Syndikate haben bis Redaktionsschluss nicht auf die Anfrage geantwortet. Dazu zählt das Schwimmbad Pidal, das Manternacher Schulsyndikat Synecosport, das Syndikat, das die Tennishalle von Erpeldingen/Sauer verwaltet, sowie jenes des Gewerbegebiets von Wiltz (ZARW).
„In der Gemeinde wird man als Politiker nicht reich“, sagte LSAP-Fraktionschef Yves Cruchten jüngst im Interview mit Reporter.lu. In der Tat belaufen sich einzelne Vergütungen auf wenige Hundert Euro im Jahr. Aus den verfügbaren Daten wird allerdings ersichtlich, dass die Summen in manchen Fällen erheblich sein können. Das gilt vor allem bei der unter Lokalpolitikern beliebten Anhäufung von Mandaten.
CSV und LSAP führen Liste an
Emile Eicher kennt nichts anderes mehr als Politik. Neben seiner Pension verdient er sein Geld ausschließlich mit seinen vielen Ämtern. Als Abgeordneter stehen ihm etwa mehr als 7.000 Euro monatlich zu. Einen Teil davon geben die Parlamentarier allerdings an ihre Partei zurück. Zusätzlich erhält er als Bürgermeister fast 19.000 Euro jährlich. Seine Tätigkeit in den Syndikaten beschert ihm demnach ein höheres Einkommen als das Amt des Bürgermeisters, über das er Mitglied in den Gemeindesyndikaten wurde. Das macht Emile Eicher zum Spitzenreiter der Lokalpolitiker mit Nebenverdiensten.
Doch Emile Eicher ist nicht der einzige Politiker, der mehr Einnahmen aus seiner Nebentätigkeit als aus seinem Hauptmandat erzielt. Wer etwa glaubt, Tom Jungen hätte als Generalsekretär der LSAP in einem Superwahljahr genug zu tun, der irrt. Der Bürgermeister von Roeser ist auch in mehreren Gemeindesyndikaten aktiv. Als Vorsitzender des Süd-Wassersyndikats SES ist er ebenfalls Mitglied des Vorstands des Wassersyndikats Sebes, das für den Stausee zuständig ist. Für das SES-Mandat erhält er fast 14.000 Euro und für das beim Sebes rund 8.000 Euro jährlich …
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