Unter dem neuen Präsidenten Philippe Meyers soll wieder Ruhe im SIGI einkehren. Die erneuerte Führung zog bereits erste Konsequenzen aus den Missständen im Gemeindesyndikat. Doch auch der angekündigte Neuanfang verläuft bisher chaotisch. 

Wenn Philippe Meyers (LSAP) an diesem Dienstag seine erste Sitzung als Präsident des „Syndicat Intercommunal de Gestion Informatique“ (SIGI) eröffnen wird, dürfte er aller Voraussicht nach von weitreichenden Personalentscheidungen berichten. Laut Informationen von Reporter.lu hat das „Bureau“ des Gemeindesyndikats am vergangenen Mittwoch dem Personalchef Frank Vernier gekündigt. Damit zogen die politischen Verantwortlichen erste Konsequenzen aus den rezenten Audits über die Missstände im Syndikat. Im Personalaudit hatten fast 80 Prozent der Befragten angegeben, sie würden Frank Vernier nicht vertrauen.

Auch für den jetzigen „Directeur des opérations“ könnte es noch Konsequenzen geben. Auf der Tagesordnung der letzten Sitzung am Dienstag vergangener Woche sollte Philippe Mathieu noch provisorisch als Beamter ernannt werden. Dieser Punkt taucht auf der neuen Tagesordnung für diese Woche allerdings nicht mehr auf. Im Gespräch mit Reporter.lu lautet die Erklärung des Präsidenten Philippe Meyers diesbezüglich, dass Philippe Mathieu keine Kandidatur für den Beamtenposten eingereicht habe.

Zusätzlich werden laut Informationen von Reporter.lu zurzeit auch mögliche Sanktionen gegen den umstrittenen Direktor Carlo Gambucci geprüft.

Das „Bureau“ analysiert darüber hinaus mit mehreren Anwälten weitere mögliche juristischen Schritte, weil im Audit ebenfalls Vorwürfe der sexuellen Belästigung erhoben wurden. Es ist der bisherige Höhepunkt in der Affäre um die Missstände im SIGI, die vergangenen Juni von Reporter.lu aufgedeckt worden waren.

Die Recherchen hatten eine fragwürdige Prioritätensetzung, einen intransparenten Umgang mit Steuergeldern, eine fehlende politische Kontrolle sowie schlechte Arbeitsbedingungen bis hin zu Mobbingvorwürfen aufgezeigt. Direktor Carlo Gambucci ist seit den Enthüllungen krankgeschrieben.

Chaotische Sitzung mit neuer Führung

„Es ist unsere oberste Priorität, einen neuen Direktor und einen neuen Leiter der Personalabteilung zu finden“, sagt Philippe Meyers im Gespräch mit Reporter.lu. Zusätzlich wolle man das Gespräch mit dem Personal und mit den Gemeinden suchen. Letztere haben sich bereits am Erneuerungsprozess des Syndikats aktiv beteiligt. 13 Kommunen haben eine eigene Analyse dazu angefertigt, welche informatischen Lösungen sie vom SIGI benötigen. Der Bericht liegt Reporter.lu vor. Darin fordern die Kommunen unter anderem eine Zusammenarbeit mit dem Staat für die Nutzung von „Myguichet.lu“ oder auch neue digitale Lösungen für das Personalmanagement. Die Lust auf Audits scheint im SIGI demnach auch nach Abschluss dreier solcher Analysen ungebrochen.

Auf der Tagesordnung des „Comité“ – dem erweiterten Vorstands des SIGI – steht an diesem Dienstag ebenfalls die Wahl eines neuen Mitglieds des „Bureau“ – dem exekutiven Vorstand des Syndikats. Denn dem bisherigen Ersten Vizepräsidenten Nico Jacobs war in der vergangenen Sitzung das Vertrauen und damit sein Amt entzogen worden. Es war der Höhepunkt einer chaotischen Sitzung, die sinnbildlich für den holperigen Neustart beim SIGI stand …