Kommt es zur akuten Krise bei der Gasversorgung, greift der nationale Notfallplan, den die Regierung am Mittwoch beschloss. Dieser sieht unter anderem vor, dass die 50 größten industriellen Verbraucher 15 Prozent Erdgas einsparen müssten. Saunen und beheizte Schwimmbecken im Außenbereich müssten außerdem schließen. Bürogebäude dürften nur noch bis zu 19 Grad geheizt werden. Die Versorgung von Haushalten, Krankenhäusern und Schulen ist nur in Extremfällen eingeschränkt. Mit dem Industrieverband Fedil einigte sich die Regierung darauf, dass alle großen Industriefirmen gleich viel einsparen müssten, aber über eine Plattform Kapazitäten austauschen können.
Die bisherige Planung ging von einer Störung durch einen Unfall aus und nicht von einem chronischen Gasmangel, wie er durch die russische Politik aktuell verursacht sei, erklärte Energieminister Claude Turmes (Déi Gréng) bei der Vorstellung des Notfallplans. Aktuell hat die Regierung keine Stufe des Plans aktiviert, aber die Behörden überwachen die Lage und eine Kampagne zum Energiesparen läuft.
Dass es zu ernsten Engpässen in der Gasversorgung kommt, hält der Minister aber für unwahrscheinlich. Durch die gute Anbindung Belgiens an Pipelines und den Flüssiggasmarkt sei Luxemburg „relativ auf der sicheren Seite“, meinte Claude Turmes. Als mögliche Szenarien, in denen die Maßnahmen ergriffen werden müssten, nannte er die Sabotage einer norwegischen Pipeline oder einen Cyberangriff auf den Hafen von Zeebrugge, der für die Luxemburger Versorgung zentral ist.
Obwohl die EU-Kommission dies fordert, hat Luxemburg bisher weder mit Belgien noch mit Deutschland ein bilaterales Abkommen zur Gasversorgung im Krisenfall abgeschlossen. Die Verhandlungen seien sehr komplex, weil es in diesen Abkommen um die Zahlungsmodalitäten im Fall der Fälle gehe. Außerdem seien sie in der aktuellen Lage nur bedingt hilfreich, weil über solche Verträge ausschließlich die Versorgung von Haushalten abgesichert werde. Momentan stünden aber die zehn bis 15 Prozent des Verbrauchs auf dem Spiel, die die Industrie benötige, erklärte der Minister. Außerdem sei die Zusammenarbeit mit den belgischen Behörden sehr gut.
„Ich schlafe heute besser als noch Anfang März“, sagte Claude Turmes. Die Gasspeicher in Europa seien zu über 90 Prozent gefüllt und auch der Marktpreis sei zurückgegangen, was auf eine Entspannung hindeute. Luxemburg erfüllte rezent das auf EU-Niveau beschlossene Einsparziel von 15 Prozent. Im August lag der nationale Gasverbrauch 37 Prozent unter dem Mittelwert der vergangenen fünf Jahre, im September noch knapp 27 Prozent unter diesem Wert. (LS)


