Dass die Stadt Luxemburg Gutscheine für Covid-Tests verteilt, sorgt für Kritik des Direktors von „Bionext Lab“. Nicht etwa, weil er die Initiative der Gemeinde an sich infrage stellt, sondern weil er einen Konkurrenten vorteilhaft behandelt sieht – wieder einmal. In einem Schreiben an Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP), das Reporter.lu vorliegt, wundert sich Jean-Luc Dourson, dass die Stadt bei ihrer Testkampagne nicht auch an Bionext herangetreten sei.
Der Hintergrund: Die Stadt Luxemburg bietet ihren Bürgern die Möglichkeit, zum Preis von fünf Euro einen zertifizierten Schnelltest durchführen zu lassen. Die entsprechenden Gutscheine können bei der Stadtverwaltung abgeholt und dann in einer von 13 Apotheken oder im eigens eingerichteten Testzentrum in der Grand-Rue eingelöst werden. Besagtes Testzentrum wird von „Santé Services S.A.“, einer Filiale der „Hôpitaux Robert Schuman“, betrieben. Jean-Luc Dourson sieht darin einen unlauteren Marktvorteil. Denn obwohl auch sein Unternehmen solche zertifizierten Schnelltests anbietet, sei Bionext von der Stadt Luxemburg nicht für die Testkampagne in Betracht gezogen worden. Dourson fragt in seinem Brief, über den zunächst „Radio 100,7“ berichtet hatte, nach welchen Kriterien die aktuellen Betreiber ausgewählt worden seien und fordert die Stadt auf, auch sein Unternehmen in das Projekt einzubinden.
Es ist nicht das erste Mal, dass Bionext-Direktor Jean-Luc Dourson einen in seinen Augen unlauteren Wettbewerb anprangert. Im Sommer reichte das Unternehmen wegen des „Large Scale Testing“ (LST) Klage gegen den Staat ein. Konkret fühlt Bionext sich gegenüber seinem Konkurrenten „Laboratoires Réunis“ benachteiligt, der mit der Auswertung der beim LST erhobenen PCR-Tests beauftragt worden war. Nachdem eine für Mitte Oktober angesetzte Verhandlung vertragt worden war, soll sich nun am 14. Dezember ein Schnellgericht mit dieser Klage befassen.
Stadt zahlt jeweils zehn Euro
Der Bionext-Chef wirft in seinem Brief aber auch Fragen zur Finanzierung der Tests auf. Wissend, was ein Testkit koste und dass Bionext einen zertifizierten Schnelltest für 19 Euro anbiete, subventioniere die Stadt Luxemburg mit ihrer Vorgehensweise die Tests bestimmter Anbieter, so Dourson. Von Lydie Polfer möchte er denn auch den genauen Betrag erfahren, den die Stadt den Anbietern an „Subvention“ überweise.
Zehn Euro pro Test würde die Stadt beisteuern, erklärt Lydie Polfer auf Nachfrage von Reporter.lu. Dies habe sie auch Jean-Luc Dourson geantwortet und ihm zudem mitgeteilt, dass Bionext „selbstverständlich“ auch in die Testkampagne eingebunden werden könne. Dies allerdings unter den Bedingungen, denen auch die anderen Anbieter unterlägen, nämlich die Praxis mit den Gutscheinen und der entsprechenden Erstattung der Kosten. Ob Bionext nun Bestandteil der städtischen Testkampagne wird, bleibt abzuwarten. Bis dato habe sie noch keine weitere Information hierzu erhalten, so Lydie Polfer.
Das Test-Angebot in der Stadt stoße auf eine rege Nachfrage, sagt Lydie Polfer, die aber auch betont, dass das Impfen oberste Priorität genieße und die Stadt ihre Bürger vehement dazu auffordere. Leider aber seien viele Menschen auch weiterhin nicht überzeugt und diesen wolle man zumindest die Möglichkeit zum Testen bieten. Der nächste Schritt soll die Einrichtung von Impf-Räumen in dem Testzentrum in der Grand-Rue sein. Diesbezüglich warte die Stadt noch auf Rückmeldung der Regierung.
Kunden führen Tests selbst durch
Derweil ist das Testzentrum in der Grand-Rue gut besucht, regelmäßig sammeln sich längere Warteschlangen vor der Tür. Dabei ist ebenfalls zu beobachten, dass die Kunden vor Ort die Tests selbst vornehmen. Dies mag angesichts der strengeren Auslegung des Covid-Check-Systems verwundern, in dem zertifizierte Schnelltests nur noch von spezialisiertem Personal durchgeführt werden sollen.
Auf Nachfrage erklärt der Betreiber „Santé Services“, dass die Praxis in seinem Testzentrum konform mit der aktuellen Gesetzgebung sei. Der Kunde führe zwar selbst den Nasenabstrich durch, dies aber unter Anleitung und Aufsicht des geschulten Personals, das dann auch für das Auslesen des Resultats, die nachfolgende Codierung und die Zertifizierung verantwortlich zeichne, so Direktor Michel Schuetz gegenüber Reporter.lu. Auch das Gesundheitsministerium bestätigt auf Nachfrage die Konformität bezüglich des Covid-Checks. (GS)


