Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Luxemburg und China werden seit Jahren massiv ausgebaut. Banken, Firmen, Fonds ziehen ins Land, Investoren haben es als interessante Drehscheibe im Herzen Europas für sich entdeckt. Ein Blick auf eine Fernbeziehung, die sich weiter vertieft.

„Small is beautiful too“ – unter diesem Motto war Luxemburg im Jahr 2010 mit einem Pavillon auf der Weltausstellung in Shanghai vertreten. Ein Slogan, der nicht nur gut gewählt war, sondern auch die Neugierde der Asiaten geweckt hat.

Dass das Großherzogtum „small“ aber auch „beautiful“ ist, haben die Chinesen nicht nur bei der Weltausstellung bewundern können. Dass es vor allem wirtschaftlich viel zu bieten hat, zeigen die starken Beziehungen, die sich in den letzten Jahren zwischen Luxemburg und China entwickelt haben.

Zweitgrößter Standort für chinesische Investment Fonds

Diplomatische Beziehungen pflegen beide Länder seit über 45 Jahren. Sowohl Großherzog Jean (1979) als auch Großherzog Henri (2006) besuchten das Reich der Mitte. „Am Anfang einer jeden Geschäftsbeziehung steht eine freundliche Beziehung“, sagte Dirkt Dewitte, Präsident der luxemburgisch-chinesischen Handelskammer ChinaLux 2017 der Zeitung „Le Quotidien“.

Dass diese Freundschaft fruchtet, zeigt allein ein Blick auf die Mitgliederliste von ChinaLux. Die Handelskammer wurde 2013 gegründet und zählt mittlerweile 95 Mitglieder. Darunter Banken wie die Bank of China oder die Bank of Communications, DHL, die Post, Travel Pro American Express aber auch Häuser wie Hermès, die Bijouterie Molitor oder klassische Luxemburger Marken wie Luxlait und Bofferding.

Außerdem ist Luxemburg nach Hong Kong der zweitgrößte Standort für chinesische Investment Fonds ist – und ein Zuhause für acht chinesische Banken. Zuletzt eröffnete die Bank of Communication ihre Türen im Jahr 2016 im Großherzogtum, die China Everbright Bank folgte im Juli 2017.

Nationale Unternehmen mit chinesischen Investoren

Im Umkehrschluss reizen Luxemburger Banken auch die Chinesen. Seit 2017 gehört das Geldhaus BIL zu 90 Prozent den Eigentümern des Computerherstellers Lenovo. Die Legend Holdings soll für die Übernahme rund 1,5 Milliarden Euro gezahlt haben. Die restlichen zehn Prozent gehören weiterhin dem Luxemburger Staat. Legend übernahm die Anteile der Bank von der königlich-katarischen Familie.

Die luxemburgisch-chinesische Freundschaft geht aber über den Finanzplatz hinaus. HNCA (Henan Civil Aviation Development and Investment) gehören seit 2014 rund 35 Prozent der nationalen Frachtfluggesellschaft Cargolux und seit längerem ist auch über eine direkte Verbindung für Containerzüge zwischen der chinesischen Provinzhauptstadt Zhengzhou und dem CFL Multimodal in Bettemburg-Düdelingen die Rede. Konkret umgesetzt wurde das Projekt bisher allerdings nicht.

Dafür sorgte Ende des Jahres die Ankunft von China Southern Power Grid für Wirbel. Der chinesische Konzern stieg beim nationalen Energieversorger Encevo mit ein. Für knapp ein Viertel der Anteile zahlten die Chinesen geschätzt 400 Millionen Euro. Es ist das erste Mal, dass nicht ein Investor oder ein Energiekonzern aus einem der Nachbarländer investiert, sondern ein Unternehmen aus einem Drittland.

Die Zukunft vorbereiten

Und die Suche nach lukrativen Partnerschaften geht weiter. Erst im Herbst vergangenen Jahres war Finanzminister Pierre Gramegna in China. Es war seine zehnte Dienstreise ins Reich der Mitte innerhalb von fünf Jahren. Und bei seiner Rückreise hatte der Minister einen großen Deal mit im Gepäck. Ant Financial (Alipay) hat sich Luxemburg ausgesucht, um sein europäisches Hub zu eröffnen. Von hieraus können Kunden aus Europa mit Händlern aus Asien in Verbindung gesetzt werden. Alipay ist das Online-Zahlsystem des größten chinesischen Onlinehändlers Alibaba und zählt rund 600 Millionen Nutzer weltweit.