Ist sie nun erlaubt, oder verboten? Für die Leihmutterschaft fehlt in Luxemburg immer noch ein gesetzlicher Rahmen – und das, obwohl das Thema seit Jahren diskutiert wird. Was helfen würde? Nicht nur ein Gesetz, sondern auch ein Plädoyer für mehr Offenheit. Ein Kommentar.
Es gibt Menschen, für die ist klar: „Ich bin auch ohne Kind glücklich.“ Einige sagen diesen Satz aus Überzeugung, andere eher als Selbstschutz – weil sie vielleicht gerne Kinder hätten, aber keine bekommen können. Ihnen bleibt als Möglichkeit, den Weg der Adoption zu gehen. Oder den der Leihmutterschaft. Dabei ist Letztere im besten Fall nur tabuisiert, manchmal sogar dämonisiert. Denn wer lässt sich schon von einem Fremden sein eigenes Kind austragen – und dann auch noch gegen Geld?
In Ländern wie Deutschland verboten, klafft rund um die Leihmutterschaft in Luxemburg seit Jahren eine Gesetzeslücke. Nirgendwo steht, dass sie verboten ist. Erlaubt ist sie aber auch nicht. Ein Gesetz ist also nötig. Und eine offene Debatte. Doch davor drücken sich die politischen Verantwortlichen. Es wird kaum thematisiert, diskutiert oder reflektiert.
Den Beweis dafür findet man im Parlament. Der letzte Gesetzentwurf, in dem das Thema aufgegriffen worden ist, stammt noch aus der Feder des ehemaligen Justizministers François Biltgen (CSV). Er wollte die Leihmutterschaft damals verbieten. Bis heute wurde der Text nicht im Parlament behandelt – dabei ist er aus dem Jahr 2013.
Nicht ein richtiges oder falsches Modell
Fest steht: Sollte es ein Verbot geben, wird es die Menschen kaum davon abhalten, über den Weg einer Leihmutterschaft im Ausland eine Familie zu gründen. Für Betroffene ist sie oft der einzige hoffnungsvolle Horizont.
Ihnen ist egal, ob Kritiker Albtraumszenarien und Skandale als Gegenargumente bringen. Alles, was sie wollen, ist eine Familie. Und dennoch werden sie stigmatisiert, weil sie ihr Kind von jemand anderem austragen lassen.
Was für sie spricht, ist ganz klar: Der wissenschaftliche Fortschritt lässt eine Leihmutterschaft zu. Genauso wie er uns hilft, gesünder und älter zu werden, hilft er uns auch bei der Fortpflanzung.
Niemand kann bestreiten, dass uns die Leihmutterschaft vor ethische Fragen stellt. Diese einfach zu ignorieren, ist aber auch keine Lösung.“
Warum sollte ein Mensch nicht auf diese Alternative zurückgreifen können, wenn die Natur es nicht für ihn vorsieht, eigene Kinder zu zeugen? Möglich ist es. In einer Welt, die sich als modern und aufgeklärt versteht, scheint für diese Menschen trotzdem kein Platz zu sein.
Kritiker argumentieren oft, teilweise zurecht, Leihmutterschaft sei eine moderne Form des Menschenhandels, die Frau wird zur Ware, ihre Gebärmutter zur Produktionsstätte. Dabei muss man aber zwischen verschiedenen Formen und juristischen Richtlinien unterscheiden.
Während in einigen Ländern wie Großbritannien kein Geld fließen darf, ist die Leihmutterschaft in anderen Staaten kommerzialisiert, wie in der Ukraine oder einigen US-Staaten. Israel hat sie für heterosexuelle Paare und ledige Frauen erlaubt. Zahlungen sind dort nur begrenzt möglich, um Leihmutterschaften aus finanziellen Motiven zu verhindern.
Nach Antworten suchen, statt zu ignorieren
Es gibt demnach unterschiedliche Modelle, die vielleicht auch in Luxemburg funktionieren könnten. Um das herauszufinden, braucht es aber erst einmal eine Debatte. Ähnlich wie beim Thema Cannabis, geht es dabei weniger um die Diskussion einer allgemeinen Legalisierung als vielmehr um die einer Regulierung.
Niemand kann bestreiten, dass uns die Leihmutterschaft vor ethische Fragen stellt. Diese einfach zu ignorieren, ist aber auch keine Lösung. Denn Leihmutterschaft ist in Luxemburg eine Realität. Bereits jetzt gibt es Fälle im Großherzogtum. Und diese Familien kämpfen mit der Gesetzeslücke, die niemand bereit ist zu füllen.
Es ist Zeit, dass die Stigmatisierung dieser Familien aufhört. Die Prozeduren dürfen nicht den Ärzten im Ausland überlassen werden. Und nicht nur die Rechte der Kinder, sondern auch die der Eltern und Leihmütter müssen geachtet werden.