Die Folgen des Klimawandels machen die Luxemburger Entwicklungshilfe zu einem immer schwierigeren Unterfangen. Die Lage in den betroffenen Ländern ist prekär. Die vermehrte Zusammenarbeit zwischen Umwelt- und Kooperationsministerium soll helfen.

In der demokratischen Volksrepublik Laos ist der Luxemburger Ableger der Nichtregierungsorganisation CARE schon seit einigen Jahren aktiv. Denn die Lage im südostasischen Binnenstaat ist dramatisch, berichtet CARE-Direktor Frédéric Haupert. Besonders in den abgelegenen Dörfern leide die Bevölkerung unter Armut und Unterernährung „wie man sie sonst nur aus Krisengebieten kennt.“

Durch den Klimawandel spitze sich die Situation immer weiter zu. In vielen Regionen hängt die Bevölkerung fast vollständig von der Landwirtschaft ab. Doch durch die langen Trockenzeiten, Erdrutsche, starken Niederschläge und Waldbrände wird diese jedoch zu einem immer fragileren Unterfangen.

„Wir haben alle gesehen, wie sehr dieser Sommer in Europa der Landwirtschaft geschadet hat. Doch im Laos, wo das Überleben der Bevölkerung von den Erzeugnissen abhängt, haben die Menschen das ganze Jahr mit solchen, und schlimmeren Problemen zu kämpfen“, erklärt Haupert.

Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die bloße Entwicklungshilfe nicht mehr ausreicht.“Frédéric Haupert

Die schlimmste Folge des Klimawandels aber sei, dass dessen Konsequenzen jegliche Entwicklungshilfe in den betroffenen Gebieten zunichte machen. „Wenn zum Beispiel die Straßen weggespült werden, macht es wenig Sinn sich um einen besseren Zugang der Bevölkerung zu den lokalen Märkten zu kümmern“, führt Haupert an. „Wenn die Menschen unter massiver Unterernährung leiden ist die Schulbildung nicht die erste Priorität. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die bloße Entwicklungshilfe nicht mehr ausreicht.“

Den Klimawandel integrieren

Über die Dringlichkeit der Klimafrage ist man sich auf internationaler Bühne spätestens seit der Pariser Klimakonferenz COP21 von 2015 einig. Hier hat sich das Großherzogtum engagiert, 120 Millionen Euro für die internationale Klimafinanzierung bereitzustellen. 100 Millionen wurden bereits mobilisiert, heißt es im Jahresbericht des Umweltministeriums von 2017.

Die Gelder werden auf mehrere Finanzinstrumente verteilt. Etwa dem Klima- und Energiefonds, der vom Umweltministerium und dem Finanzministerium verwaltet wird; oder dem Fonds für Forstwirtschaft und Klimawandel (FCCF). Über den ‚International Climate Finance Accelerator Luxembourg’ sollen gezielt Privatakteure mobilisiert werden. Weitere Gelder fließen in multilaterale Programme, wie den Grünen Klimafonds der Vereinten Nationen. Es sei klar festgelegt, wofür die Gelder eingesetzt werden, erklärt Umweltministerin Carole Dieschbourg im Gespräch mit REPORTER. 40 Prozent fließen in Anpassungsprojekte, 40 Prozent in CO2 Reduzierungen und 20 Prozent sollen der Walddegradierung entgegenwirken.

Die Gelder werden zusätzlich zum Kooperationsbudget mobilisiert. Luxemburg scheint sich also des Zusammenhangs zwischen Klimafinanzierung und Entwicklungshilfe bewusst zu sein. In den letzten Jahresberichten der Luxemburger Entwicklungszusammenarbeit werden die Synergien zwischen dem Kooperationsministerium und dem Umweltministerium hervorgehoben. Das sei nicht nur Geschwätz, bekräftigt Carole Dieschbourg: „Die Zusammenarbeit ist gut und wir arbeiten komplementär.“

Projekte bevorzugt in Partnerländern

Die Gelder des Klima und Energiefonds gehen vorrangig an die Partnerländer der Luxemburgischen Entwicklungszusammenarbeit, bestätigt der Direktor für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe im Außenministerium, Manuel Tonnar. „Dort sind wir meist schon mit einer Botschaft präsent und können an unsere Projekte anknüpfen.“

In manchen Ländern, wie im Vietnam hat man dazu bereits die entsprechenden Kooperationsvereinbarungen geändert. Dort hilft das Umweltministerium nun mit speziellen Klimaprogrammen oder, wie im Senegal, bei der Ausarbeitung von Klimastrategien. Auch die Luxemburgische Agentur für Entwicklungshilfe Lux Development wurde breiter aufgestellt. Die Klimaprojekte sollen die Kooperationsarbeit ergänzen, unterstreicht Tonnar. Das, obwohl manche Entwicklungsprojekte bereits eine Klima-und Energiekomponente haben. Die Übergänge sind also fließend.

Insbesondere Nichtregierungsorganisationen erhalten zusätzlich zu den Geldern der Entwicklungszusammenarbeit nun auch Unterstützung durch das Umweltministerium. Drei Millionen pro Jahr sollen aus dem Klima- und Energiefonds in co-finanzierte Projekte fließen. Man konzentriere sich neben den Partnerländern insbesondere auf Risikoländer und die am wenigsten entwickelten Länder, erklärt Carole Dieschbourg. „Vorrang haben Projekte welche die Resilienz in den Zielländern verbessern. Denn gerade bei der Hilfe zur Anpassung an den Klimawandel fehlt es noch an Geld. Auf internationaler Ebene fließen zum Beispiel viel mehr Gelder in erneuerbare Energien.“

Hilfe für Bauern im Laos

Eines dieser vom Umweltministerium unterstützten Projekte wird von CARE im Laos umgesetzt. Hier geht es darum, den Menschen in ländlichen Gebieten dabei zu helfen, sich besser auf die Wetterverhältnisse vorzubereiten. Das beginnt schon dabei, ihnen Zugang zu Wetterinformationen zu verschaffen, erklärt die CARE-Koordinatorin für Entwicklungsprogramme, Stéphanie Wies. Oft wüssten die Bauern nämlich nicht, wie sich das Wetter entwickelt und könnten daher nicht vorausplanen.

Kommt der Regen, ist die ganze Produktion und die damit einhergehende Einnahmequelle kaputt.“Stéphanie Wies

„Wir unterstützen die Menschen dabei, sich an die unbekannten Wetterverhältnisse anzupassen. Sie lernen, was sie wann pflanzen und ernten müssen und bekommen Hilfe dabei, die Risiken besser einzuschätzen. Wenn sie zum Beispiel Kaffee anbauen, dann müssen sie sich an die längeren Regenzeiten anpassen. Denn zur Verfeinerung des Kaffees muss es trocken sein. Kommt der Regen, ist die ganze Produktion und die damit einhergehende Einnahmequelle kaputt.“

Hungerperioden von bis zu 9 Monaten

Laut CARE-Direktor Frédéric Haupert erleben viele Teile der Bevölkerung jedes Jahr Hungerperioden, die bis zu drei Monate andauern können. In dieser Zeit haben sie keine Erntereserven. Die Menschen ernähren sich dann größenteils von dem, was sie in den umliegenden Wäldern finden. Mangelernährung ist die Folge. Solche Hungerperdioden können sich durch den Klimawandel noch verschlimmern. „Wenn die Pflanzen von einem Sturm weggespült werden oder die Bauern aufgrund der Wetterverhältnisse nicht säen können, dann dauert die Hungerperiode auf einmal sechs bis neun Monate. Die Landwirtschaft ist die Lebensbasis dieser Menschen“, versucht der CARE-Direktor den Ernst der Lage zu verdeutlichen.

Der Klimawandel ist auch eine Konsequenz unserer Politiken. Wir hinterlassen einen riesigen Fußabdruck.“Carole Dieschbourg

Deshalb versucht CARE, die Kommunikation zwischen Wetterstationen und Landwirten zu verbessern und entwickelt zum Beispiel zusammen mit den Bauern saisonale Erntekalender. Auch Frauen werden gezielt mit eingebunden. Sie erhalten etwa beim Anlegen von Gemüsegärten Unterstützung. Diese dienen als komplementäre Nahrungsquelle.

Für Frédéric Haupert ist klar: solche Projekte, die sich ganz gezielt dem Klimawandel widmen, sind unabdingbar für eine nachhaltige Entwicklungshilfe. Vier Jahre Laufzeit hat das Projekt im Laos, welches im Januar begonnen hat. Bis sich erste Erfolge zeigen, wird es also noch etwas dauern. Dabei ist es schwierig, einzuschätzen wie erfolgreich die Hilfestellung ist. „Da muss man schon vergleichen, wie die Situation in Dörfern mit ähnlichen Voraussetzungen ist.“

Für Dieschbourg jedenfalls steht fest, dass die Bemühungen weitergehen müssen. „Der Klimawandel ist auch eine Konsequenz unserer Politiken. Wir hinterlassen einen riesigen Fußabdruck.“ Deswegen sei es Zeit, dass Luxemburg Verantwortung übernehme.