35 Medien aus 30 Ländern waren an der Recherche zu „Grand Theft Europe“ beteiligt – darunter REPORTER. Ihre Zusammenarbeit mündete in eine Vielzahl von Publikationen: Artikel, Podcasts, TV-Dokumentationen und eine Satire-Sendung. Ein Rück- und Überblick.

„Das ist deine Chance. Baue noch heute dein Umsatzsteuer-Karussell auf und werde schnell Millionär“: Die Recherchen rund um den „Karussellbetrug“ zogen in der vergangenen Woche weite Kreise. Die Reaktionen beschränkten sich aber nicht auf die Medien oder die Politik. Auch der deutsche Komiker Jan Böhmermann („Neo Magazin Royale“) lieferte mit „So wirst du Millionär“ seine eigene, satirische Interpretation des europaweiten Skandals um den milliardenschweren Mehrwertsteuer-Betrug.

Das Rechercheprojekt „Grand Theft Europe“ wurde von CORRECTIV koordiniert. Die deutsche Plattform mit Sitz in Berlin und Essen war 2018 bereits für die Koordination der journalistischen Aufarbeitung der CumEx-Files verantwortlich. Bei „Grand Theft Europe“ arbeiteten Journalisten von 35 Medien aus 30 Ländern mit – darunter REPORTER. Entsprechend lang ist die Liste der Publikationen, die aus dem Journalistenkollektiv entstanden sind.

Allein in Deutschland waren neben CORRECTIV Reporter des ZDF-Magazins „Frontal 21“ sowie des „Handelsblatt“ an der Recherche beteiligt. Das ZDF sendete seine umfassende Dokumentation am vergangenen Dienstag unter dem Titel „Der große Betrug“. In der Story des „Handelsblatt“ kommen einige Insider des Karussellbetrugs zu Wort – darunter ein deutscher Staatsanwaltschaft, der Dutzende Anklagen gegen Steuerbetrüger auf den Weg brachte.

Weitere Stories im deutschsprachigen Raum wurden bei der österreichischen Rechercheplattform „Addendum“ und beim Schweizer Online-Magazin „Republik“ veröffentlicht. Ebenso an der Recherche beteiligt waren Medien aus Luxemburgs Nachbarstaaten wie die französische  „Libération“ sowie die belgische „De Tijd“.

Reporter zeichnen europäisches Gesamtbild

Die große Story über die Ausmaße des größten Steuerbetrugs Europas hatten dabei alle Medien gemeinsam. Alle beteiligten Journalisten teilten Tausende von Akten und sonstige Hinweise miteinander. Am Anfang standen 315.000 Seiten an Dokumenten über die kriminellen Drahtzieher und deren Unternehmen, die letztlich von 63 Journalisten untersucht und weiterverfolgt wurden. Eine Liste mit allen Veröffentlichungen der an der europaweiten Recherche finden Sie auf der Webseite von CORRECTIV.

Doch das Konzept der Recherche zu „Grand Theft Europe“ lautete von Beginn an: Jedes Land hat einen anderen Blick auf das System des Karussellbetrugs. So machten sich alle einzelnen Medien daran, ihre eigenen Geschichten zu recherchieren, um diese dann wiederum im Kollektiv zu teilen und zu besprechen. Das Ergebnis laut CORRECTIV: Durch die Kooperation habe man es geschafft, erstmals ein Gesamtbild über den Umsatzsteuerbetrug in Europa zu zeichnen.

„Grand Theft Europe“: eine Kooperation von 35 Medien aus ganz Europa. (Foto: Ivo Mayr/CORRECTIV)

Die luxemburgische Geschichte erzählte Laurent Schmit von REPORTER anhand von mehreren Artikeln. In „Kriminelle Energie“ zeigt er, wie die Betrüger mit den hiesigen Behörden Katz und Maus spielten. Vor allem über den Handel mit CO2-Zertifikaten erbeuteten sie innerhalb kürzester Zeit mehrere Millionen Euro.

Ein mittlerweile verurteilter Drahtzieher agierte aus dem beschaulichen Beckerich aus, wie die Story „Die Karriere eines Steuerbetrügers“ beispielhaft beschreibt. Das um ihn operierende Netzwerk brachte den deutschen Staat per Karussellbetrug um schätzungsweise 60 Millionen Euro.

In „Von Luxemburg aus gegen Steuerbetrüger“ erzählt Laurent Schmit, wie Luxemburg schließlich doch eine neue, positive Rolle bei der Bekämpfung des Karussellbetrugs spielen könnte.

Alle unsere Artikel zu „Grand Theft Europe“ finden Sie in unserem Dossier.

An der Recherche beteiligt waren folgende Medien: De Tijd (Belgien), Capital (Bulgarien), Information, Jyllands Posten (Dänemark), CORRECTIV, ZDF, Handelsblatt (Deutschland), Äripäev (Estland), YLE/MOT (Finnland), Libération (Frankreich), Yannis, Kathimerini (Griechenland), IlSole24Ore (Italien), Oštro (Kroatien), Delfi (Lettland), Verslo žinios (Litauen), Reporter.lu (Luxemburg), The Shift (Malta), Follow the Money (Niederlande), Aftenposten (Norwegen), Addendum (Österreich), Fundacja Reporterow (Polen), Expresso (Portugal), Libertatea (Rumänien), Sverige Radio (Schweden), Republik (Schweiz), Aktuality.sk (Slowakei), Oštro (Slowenien), El Confidencial (Spanien), RESPEKT (Tschechien), Direkt36, 444.hu (Ungarn), The Bureau of Investigative Journalism (Vereinigtes Königreich), Politis (Zypern).


Lesen Sie mehr zum Thema