Infektionen sollen früh entdeckt und Ansteckungsketten somit unterbrochen werden. Die Forschung setzte die Ansprüche an das großflächige Testprogramm hoch an. Eine Studie zeigt nun, welchen Einfluss das „Large Scale Testing“ auf die Infektionen in Luxemburg hatte.
Das « Large Scale Testing » hatte einen wesentlichen Einfluss auf das Infektionsgeschehen in Luxemburg zwischen Mai und September. Das ist der Befund einer Studie von Forschern der Universität Luxemburg, dem « Luxembourg Institute of Health“ (LIH), des Gesundheits- und des Hochschulministeriums. Vor einer Woche wurde die Untersuchung als Vorabdruck im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht.
Die Forschungsergebnisse zeigten, dass etwa ein Drittel der Infizierten vor dem Test keine Symptome hatte. Ihre Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 wurde erst im Rahmen des « Large Scale Testing » entdeckt. Da sie jedoch im gleichen Maße infektiös sind wie symptomatische Träger, habe sich das Konzept des flächendeckenden Testens bewährt. Ohne die Massentests wären die Infektionen um zusätzliche 39 Prozent gestiegen, so eine Erkenntnis der Forscher.
Die Beteiligungsrate an den Tests ließ allerdings zu wünschen übrig. Bis Mitte September hat in der ersten Phase des „Large Scale Testing“ fast die Hälfte der angeschriebenen Einwohner die Einladung zum Test angenommen. Unter den Grenzpendlern waren es lediglich 22 Prozent. Insgesamt lag die Quote bei 38 Prozent. Das LIH übernahm in den ersten Monaten die Koordination des Projekts und zielte auf eine Beteiligungsrate von 40 Prozent ab.
Wertvolle Daten zu Infektionsquellen
Die Modellrechnungen der Universität Luxemburg legen zudem nahe: Hätte jeder die Einladung zum Test angenommen, hätten sich in Luxemburg 41 Prozent weniger Menschen infiziert. Auf die Frage, warum die Beteiligungsrate nicht höher war oder wie sie hätte verbessert werden können, gingen die Forscher jedoch nicht ein.
Zudem liefert die Studie wertvolle Daten zu den Infektionsquellen. Demnach sei fast ein Drittel der Infektionen auf einen Auslandsaufenthalt zurückzuführen. Weitere 23 Prozent haben sich im eigenen Haushalt infiziert und 20 Prozent am Arbeitsplatz. Laut Gesundheitsministerium soll hingegen der Großteil der Infektionen seit Monaten im Haushalt stattfinden. Die Studie liefert jedoch keine Erklärung, warum Auslandsaufenthalte im „Large Scale Testing“ eine größere Rolle spielen.

Dennoch lässt sich zumindest in einer Grafik der klare Einfluss von Auslandsreisen aufzeigen. Schlüsselt man die Neuinfektionen nach dem Einkommen auf, zeigt sich, dass sich relativ wohlhabende Familien überdurchschnittlich stark mit dem Virus angesteckt haben. Bis Ende März waren deutlich mehr Menschen aus einem Haushalt mit einem Jahreseinkommen von über 90.000 Euro infiziert. Erst im Juni drehte sich die Dynamik. Bis zum Ende der ersten Phase des „Large Scale Testing“ überstiegen die Infektionen von Haushalten mit einem Einkommen unter 30.000 Euro die anderen Kategorien.
Lehren für die Krisenmanager
Die Studie soll allerdings auch Anhaltspunkte für das Gesundheitsministerium liefern. Eine Analyse der Daten ergab zum Beispiel, dass bereits ab einer Schwelle von 150 Fällen pro 100.000 Einwohner pro Woche die gesamte Berufsgruppe oder die betroffene Region durchgetestet werden soll.
Demnach reagierte das LIH in der Sommerwelle zu langsam. Laut der Forschergruppe hätte etwa bereits Mitte Juni der gesamte Kanton Esch/Alzette durchgetestet werden müssen. Der entsprechende Beschluss wurde allerdings erst zwei Wochen später gefasst.
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