Migräne, Übelkeit, chronische Schmerzen: Patienten leiden, Cannabis soll helfen. Doch Hanf ist nicht gleich Hanf. Damit die Pflanze richtig wirkt und schädliche Nebenwirkungen vermieden werden können, müssen Dosierung und Inhaltsstoffe stimmen.

Nein, Cannabis ist kein Allheilmittel. Es ist aber auch mehr als eine Droge, die high macht. Denn seit Jahrtausenden wird ihm eine heilende Wirkung zugesprochen. Heute wird es in der Medizin häufig als Schmerzmittel eingesetzt. Es soll beispielsweise bei multipler Sklerose, Migräne und chronischen Darmerkrankungen helfen. Es kommt aber auch als Appetitanreger, gegen Übelkeit oder bei Schlafstörungen zum Einsatz.

Dass Cannabis außerdem entspannt und beruhigt, ist daneben seit langem gewusst. Was viele aber nicht wissen: Unterschiedliche Cannabis-Sorten und -Moleküle können dabei ganz unterschiedliche Wirkungen entfalten. Fest steht nämlich: Neben dem berauschenden Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC), enthält Cannabis viele weitere Cannabinoide und Pflanzenstoffe, die im Medizinbereich verwendet werden. Am bekanntesten ist dabei wohl Cannabidiol (CBD). Während THC psychoaktiv ist, also „high“ macht, hat CBD vor allem eine entspannende und entkrampfende Wirkung.

Hier eine Liste einiger Erkenntnisse:

Schlafstörungen

Wer unter Schlafstörungen leidet, findet nachts keine Ruhe, wälzt sich von einer Seite auf die andere. Wird Schlafmangel chronisch, wirkt er sich negativ auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Betroffenen aus. Dagegen soll Hanf helfen. Die University of California führte dazu eine Studie durch. Heraus kam, dass je nach Schlafproblem unterschiedliche Inhaltsstoffe der Pflanze Abhilfe leisten. Die Probanden, die Cannabis zur Verringerung von Albträumen verwendeten, bevorzugten die herkömmliche Hanfpflanze. Diejenigen, die unter chronischer Insomnie leiden, nutzten Cannabis mit einem höheren CBD-Gehalt. Allgemein gilt CBD-Öl als gute Alternative zu pharmazeutischen Mitteln bei Schlafstörungen. Weil es nicht berauschend wirkt, kann es legal erworben werden. Wie es wirkt, hängt aber von der Dosierung ab. Wird es in größeren Mengen eingenommen, wirkt es schlaffördernd, in kleineren Mengen bewirkt es allerdings genau das Gegenteil. Bei starken oder chronischen Schlafstörungen soll laut Studie auch das berauschende THC helfen. Es senkt den Blutdruck und erweitert die Arterien – das kann beruhigend wirken.

Schmerzen

Wie Schmerzen empfunden werden, ist individuell verschieden. Studien haben aber ergeben, dass Cannabisprodukte vor allem bei chronischen Schmerzen lindernde Eigenschaften haben. Die Cannabispflanze enthält unterschiedliche Pflanzenverbindungen (Cannabinoide) wie THC und CBD, die unter anderem eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung haben. Vor allem Dronabinol wird eine schmerzlindernde Wirkung nachgesagt. Positiv wirkt sich Cannabis beispielsweise bei Multipler Sklerose, Migräne, Arthritis, Menstruationsschmerzen oder auch noch Darmentzündungen und Neuralgien aus. Bei Multipler Sklerose soll die Cannabidiol-Mischung Nabiximol eine gute Wirksamkeit zeigen. Bei akuten Schmerzen gelten Cannabinoide allerdings als weniger wirksam.

Übelkeit und Erbrechen

Übelkeit und Erbrechen sind häufig Nebenwirkungen bei Chemotherapien. Hochdosiertes THC soll dagegen helfen – und wird künftig auch Krebspatienten in Luxemburg angeboten werden können. In einer niedrigeren Dosierung kann es die Wirksamkeit brechreizhemmender Medikamente verbessern, wenn es zusammen mit diesen verabreicht wird. Welche Dosierung die richtige ist, muss der behandelnde Arzt entscheiden.

Appetitlosigkeit

Wer Schmerzen hat oder krank ist, neigt zu Appetitlosigkeit. Auch hier kann Cannabis-Konsum unter Umständen helfen. Denn dem im Marihuana enthaltenen THC wird ein appetitanregender Effekt nachgesagt. Es dockt im Hirn an Rezeptoren an, die den Appetit verstärken – und löst somit ein Hungergefühl aus. Eine Langzeitstudie ergab beispielsweise, dass Aids-Patienten, die Cannabis konsumierten, ihr Körpergewicht über mehrere Monate hinweg halten oder erhöhen konnten.


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