Internationale Großhändler verkaufen in Europa Masken und anderes Schutzmaterial von chinesischen Herstellern, die mutmaßlich auf Zwangsarbeit zurückgreifen. Uiguren werden gezwungen, in den Fabriken zu arbeiten. Das ist das Ergebnis einer internationalen Recherche.

In mehreren europäischen Ländern werden Masken und Schutzausrüstung gegen Covid-19 verkauft, die von uigurischen Arbeitern hergestellt werden. Manche der Produkte wurden an Regierungen und staatliche Krankenhäuser verkauft – vor allem in Skandinavien. Die Großhändler von medizinischem Material OneMed und McKesson arbeiteten, trotz Bekanntwerdens des Verdachts auf Zwangsarbeit, weiter mit zwei chinesischen Fabrikanten zusammen. Das ist das Ergebnis der Recherchen des „Organized Crime and Corruption Reporting Project“ (OCCRP) zusammen mit mehreren europäischen Medien.

Uiguren sind eine weitgehend muslimische ethnische Minorität in der Region Xinjiang im Nordwesten Chinas. In einem staatlichen Programm für den Transfer von Arbeitskräften werden Zehntausende Uiguren in Fabriken in ganz China beschäftigt. Dieses Programm sei sehr anfällig für Zwangsarbeit, sagte ein Experte des OCCRP. Uigurische Arbeiter würden in getrennten Wohnblöcken leben, die bewacht würden. Sie würden zwar entlohnt, könnten aber ihre Arbeitsstätte nicht freiwillig verlassen. Im Juli berichtete die „New York Times“, wie Uiguren vermehrt in der Maskenproduktion zum Einsatz kommen. Zu diesem Programm gehören laut „Times“ unter anderem Pflichtkurse in Chinesisch.

Hunderttausende Masken nach Europa geliefert

Konkret geht es um die Produkte der chinesischen Hersteller Hubei Haixin Protective Products und Zhende Medical. Hubei Haixin habe 130 uigurische Arbeiterinnen rekrutiert. Zhende habe eine Fabrik in der Region Xinjiang. Laut OCCRP gehen Experten davon aus, dass in beiden Fällen Zwangsarbeit sehr wahrscheinlich ist.

OneMed lieferte an staatliche Institutionen in Skandinavien und in den baltischen Staaten, ergab die Recherche von OCCRP. In Italien und den Niederlanden sind die Masken von Zhende und Hubei Haixin in Apotheken und Onlineshops erhältlich, die zum McKesson-Konzern gehören.

In belgischen Apotheken und Onlineshops sind die Masken von Hubei Haixin ebenfalls oft vertreten. Grund dafür ist, dass die zwei wichtigen Großhändler Cophana und Pharma Belgium-Belmedis Töchter des McKesson-Konzerns sind und die Produkte von Hubei Haixin an ihre Kunden liefern, berichtet „De Tijd/L’Echo“. Weder OneMed noch McKesson sind in Luxemburg aktiv. Ein Verkauf von Masken aus den Fabriken von Hubei Haixin und Zhende ist aber nicht ausgeschlossen.

OneMed hatte laut OCCRP den Hersteller Hubei Haixin im Januar aufgefordert, auf uigurische Arbeitskräfte zu verzichten. Doch nach Informationen der Journalisten arbeiteten noch im September Uiguren in der betreffenden Fabrik. McKesson beantwortete die Frage der Journalisten nur mit dem Hinweis, dass man auf ethische Lieferketten achte.