Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Jedes Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Endlich, endlich Osterferien!

Lex Delles hat es schon immer gewusst: Vakanz ist am schönsten zu Hause. Im vergangenen Jahr präsentierte der tüchtigste und visionärste Minister des Landes die Kampagne „Vakanz Doheem“. Zunächst als schnöder Fotowettbewerb gestartet, entfaltet die Idee heute endlich ihre volle Wirkungskraft. Denn in Corona-Zeiten halten sich plötzlich alle Luxemburger an die Empfehlung des Tourismusministers, in den Ferien auch mal in der schönen Heimat zu verweilen.

Keine Belsch Plaasch, nicht zu Ostern nach Teneriffa und auch nach Ischgl kann man anscheinend gerade nicht. Und die nächste nationale Krise bahnt sich an: Mal schauen, ob das mit der, dem Proto-Luxemburger heiligen Päischtcroisière noch etwas wird …

Alles super im Homeschooling

Vor den wohlverdienten Osterferien wurden diese Woche aber noch Zensuren verteilt. Naja, eigentlich nur eine – und zwar für den Bildungskrisenmanager-in-Chief Claude Meisch. Und wie ein braver Schüler gegenüber seinen Eltern prahlt, so ließ es Claude sich auch nicht nehmen, der versammelten Nation die frohe Botschaft zu verkünden.

Eine volle Stunde richtete sich der Oberlehrer Claude Meisch in einer fesselnden Rede an sein Volk. Im aktuellen Rennen zwischen den Regierungsmitgliedern, wer die meiste Live-Sendezeit erhält, konnte Claude Meisch damit einige Plätze gut machen. Wenn der Minister gerade nichts zu verkünden hat, kann er ja noch immer hochwissenschaftliche Forschungsergebnisse vorstellen.

Denn so viel kann man sagen: Einer total repräsentativen Studie zufolge läuft das Familienduell zwischen Homeschooling und Homeoffice äußerst super. Für wen, ist allerdings nicht so klar. Unsere Hypothese: Der Lehrkörper wurde sowohl als Pädagogen und als Eltern gefragt. Und sie wussten es schon immer: Es liegt nicht an ihnen, sondern an den ungezogenen Bengeln in der Schule. Bei den eigenen Kindern klappt das alles viel besser.

Ein grünes Smiley für uns alle

Aus der aktuellen Krise kann man aber viel fürs Leben lernen. Für Prokrastinierer gilt: Arbeite immer auch schon im ersten Trimester ein bisschen mit, denn du weißt nicht, ob es ein zweites Trimester geben wird. Andrerseits können wir uns gut vorstellen, dass die Bewertungsmethode, die Claude Meisch bei sich selbst anwendet, allgemein gelten wird. Sprich, die Noten sind künftig: Herausragende Leistung, Super! und „Hat etwas gedauert, aber dann hast du das richtig toll gemacht!“.

Toll gemacht! Weiter so! Bildungsminister Claude Meisch. (Foto: SIP / Jean-Christophe Verhaegen)

Ganz neue Töne hört man indes vom Direktor, also vom Premier. Auch er sprach am Freitag ein dickes Lob aus, und zwar nicht der Regierung. Nein, allen Bürgern, die sich mittlerweile seit Wochen an die wirklich schwierigen Maßnahmen halten. Noch immer laufe nicht alles absolut rund, aber doch schon merklich besser, sagte Xavier Bettel. Vor einigen Wochen waren wir noch alle „Teil des Problems“, jetzt werden wir schon gelobt, weil wir nicht ohne Erlaubnis oder triftigen Grund vor die Tür rennen: Genauso wie in der Schule, eben.

Und noch besser: Die Regierung arbeitet offenbar schon an einer „Exit-Strategie“ aus der aktuellen Krise. Die ist zwar weder „fir haut“ noch „fir muer“, wie Xavier Bettel gleich ein paar Mal betonte („Ech soen et nach eng Kéier!“).

Doch ein Funken Hoffnung bleibt: „Schrittweise“ könne man diese Krise irgendwann verlassen. Anders ausgedrückt: Wenn wir alle zusammen nur genügend gelbe Smileys sammeln wie bisher, dann erhalten wir irgendwann auch ein grünes Smiley vom Premier und dürfen wieder raus auf den Pausenhof spielen. Hoffentlich bleiben wir bis dahin auch alle schön brav, damit der Direktor seine Meinung nicht noch ändert…

Nur die Besten für die Krise!

Das mit dem Krisenmanagement ist aber auch so ein bisschen wie in der Schulklasse: Man macht ein bisschen was, man probiert aus und schaut, was dabei rauskommt. Läuft es gut, dann winkt ein Fototermin mit der neuen Klassensprecherin Paulette (aber bitte mit Maske!). Läuft es schlecht, ist halt wieder der alte Sitzenbleiber Jang schuld, der irgendetwas falsch verstanden hat.

Manchen steigt das Krisenmanager-Dasein aber wohl etwas zu Kopf. Der Generaladministrator der Herzen im Verteidigungsministerium wählt zumindest einen besonderen Kleidungsstil für die schönen Pressebilder, die die Regierung neuerdings liefert. Extravagant bis höchst symbolisch trägt der modebewusste Topbeamte heutzutage nämlich einen Zhongshan-Anzug, auch als „Mao suit“ bekannt.

Fehlt nur noch die Mao-Bibel: Der ehemalige Trotzkist François Bausch (r.) mit seinem Top-Beamten Gilles Feith. (Foto: EMA/SIP)

Wollen auch Sie der Volksrepublik China auf diese nette Art für ihre selbstlosen Lieferungen an das Großherzogtum danken? Dann machen Sie es einfach wie Gilles „Mao“ Feith und übernehmen Sie die Frühjahrsmode des größten Revolutionärs und Staatenlenkers aller Zeiten. Tippen Sie einfach „Mao suit Mandarin Collar Jacket“ in den Browser Ihres Vertrauens ein. Die bewundernden Blicke Ihrer Mitmenschen werden Ihnen auch in Nach-Krisenzeiten sicher sein.

Das Parlament muss sich aber natürlich nicht verstecken vor diesen modischen Top-Beamten. Denn in Krisenzeiten hilft die Top-Liga im Parlament aus, quasi die „Fantastischen Vier“. Marc Spautz (war mal Minister für ein halbes Jahr), André Bauler (war mal noch kürzer Staatssekretär), Tess Burton (weder noch, hat dafür einen Geschenkeladen) und Stéphanie Empain (multitalentierte Windelberaterin) standen am Dienstag wie eine Eins hinter der notleidenden Wirtschaft – und natürlich der Regierung. Es war Balsam auf die Seele der gebeutelten Unternehmer. Da sind die seit Wochen erhofften Beihilfen doch glatt Nebensache.

Klarer Fall von „Düddeldüddeldü“

Manche Dinge ändern sich aber auch in Krisenzeiten nicht. Zum Beispiel die penetrante Insta-Aktivität des selbsternannten „Krauselkäppi“, Paul Galles. Der CSV-Hoffnungsträger hat in diesen doch eher unbequemen Zeiten aber offenbar vollends den Glauben gewechselt. Der ehemalige Pfarrer mutiert zusehends zu einem digitalen Selbstoptimierungs-Jünger.

Statt in dieser Krise andächtig in sich zu kehren, macht Galles – ganz der Influencer – nun auch bei sportlichen Instagram-Challenges mit. Stichwort: Liegestütze. Früher gab es ja Kettenbriefe, auf die man reagierte (oder auch nicht). Heute wird man auf sozialen Medien zu einer Challenge nominiert. Also machte Paul Galles diese Woche Liegestütze – selbstverständlich nicht nur für die eigene Fitness, sondern auch für seine Follower.

Um sich selbst – und uns wahrscheinlich auch – so gut wie möglich von dieser kurzen Fitnessübung abzulenken, singt Paul Galles ein total und gaaaanz spontanes „Düddeldüddeldü“ vor sich hin. Zugegeben: Sport und Musik können durchaus eine befreiende Wirkung haben. Und nach drei Wochen Lockdown sind wir doch letztlich alle schon ein bisschen „Düddeldüddeldü“ …


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