Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: „de Schmit“, coole Beats bei Etienne Schneider und ein Politik-Rückzug aus Liebe.
Eins muss man der LSAP lassen: Sie liefert in den Koalitionsverhandlungen unbestritten die beste Show. Erst zoffen sich Nicolas Schmit und Etienne Schneider öffentlich um den Posten des EU-Kommissars. Dann herzten sie sich am Mittwoch demonstrativ vor den Augen (und Kameralinsen) der Presse. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an den Fotografen des „Lëtzebuerger Land“, der dieses schöne Zeugnis der Politikgeschichte einfing. Wie sagte schon Franz-Josef Strauß: „Feind, Erzfeind, Parteifreund“.
Nicolas Schmit sieht sich sowieso als den perfekten Kandidaten. „D’Leit wëssen, datt de Schmit een europäescht Engagement huet“, sagt Schmit über Schmit. Dass er unbedingt EU-Kommissar werden will, sei aber kein Traum, sondern eine Lebensaufgabe, wie er „RTL Télé „erklärte. Der Mann, der gerne mal in der dritten Person über sich schwärmt, hat die seltene Gabe mit Superlativen Bescheidenheit ausdrücken zu wollen. „Es werden die wichtigsten Wahlen, die wir zu Europa hatten“, meint er und dazu braucht es natürlich einen wichtigen Spitzenkandidat.
So ganz hatte er aber nicht erwartet, dass er das Battle gegen Etienne gewinnt. Denn einen Plan hat Schmit nicht – vielleicht Abgeordneter, vielleicht Spitzenkandidat bei den Europawahlen 2019, vielleicht EU-Kommissar. „Ech ginn net an d’Chamber fir an d’Chamber ze goen“, sagte er Radio 100,7.
Pech im Spiel, …
Doch Schmit lässt sich alle Optionen offen, um nicht wieder zwischen allen Stühlen zu sitzen. Schließlich wollte er schon mehrmals aus Luxemburg flüchten und unter bestimmten Karrierebedingungen Platz für den LSAP-Nachwuchs machen. Und ist jedes Mal gescheitert. Diesmal hat er zumindest ein kuscheliges Polster: Am 10. Dezember wird er 65 und hat dann Anspruch auf seine Ministerrente. Müde ist er aber noch längst nicht: „Ech fille mech nach ganz néi, och no 14 Joer an der Regierung“.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ist da konsequenter. Sie schmeißt hin. Keine Politik mehr. Aus, Finito, Vorbei. Naja, zumindest als Parteivorsitzende. An so viel Konsequenz und Unbeirrbarkeit könnte sich so manch alteingesessener Luxemburger Politiker ein Beispiel nehmen.
Aber warum der plötzliche Rückzug? Natürlich auch aus Liebe! Das haben Sie noch gar nicht mitbekommen? Dann lesen Sie definitiv die falschen Medien (uns natürlich ausgeschlossen).

Wie ein deutsches Boulevardblatt titelt, muss Angie ihre Ehe retten und zieht sich deshalb aus der Politik zurück. Klingt irgendwie verzweifelt und romantisch zugleich. Was sie mit ihrer neu gewonnenen Zeit wohl anfangen wird? Auf dem Titelbild liefert die Zeitschrift gleich ein paar Vorschläge – unter anderem Rezepte für „himmlisch leckere Weihnachts-Stollen“. Damit kann sie das Herz von Ehemann Joachim Sauer sicher zurückerobern.
Etienne letting loose
Politik kann ganz schön anstrengend sein. Aber wo bleibt da der Fun? Etienne Schneider hat ihn diese Woche vor einem Café gefunden – und konnte so einen kurzen Moment Abstand vom trockenen Polit-Alltag nehmen. Stattdessen auf dem (Abend-)Programm des Vizepremiers: Lockere Beats und coole Rap-Einlagen.

Vor dem Café Rocas in Luxemburg-Stadt standen am Dienstag ein paar Freestyle-Rapper. Mitten unter ihnen Schneider und seine Crew. Der Noch-und-vielleicht-wieder-Vizepremier hörte den Musikern zu, wippte entspannt, mehr oder weniger im Takt mit. Breites Grinsen, geschmeidiges Head Banging, hier und da ein „Hey, hey“. Nur selbst rappen wollte MC Schneider (wie das Tageblatt ihn taufte) dann doch nicht. „Das kann er besser“, sagte er, als ihm einer der Rapper das Mikrofon hinhielt. Wäre er in der Politik doch nur auch so ehrlich. MC Schmit lässt grüßen…
Schneiders nächster großer Coup
Nicht nur die entspannte Rap-Session zeigt, dass Schneider endlich mal wieder ein gute – oder zumindest bessere – Woche hatte. Keine Falschaussagen oder maßlose Übertreibungen zu Firmen oder Steuergeldern, keine Millionenverluste durch Fehlinvestitionen. Stattdessen ausgelassene Stimmung und ein kleiner Erfolg bei seinem Lieblingsthema Space Resources. Schneider und der US-Botschafter J. Randolph Evans führten nämlich Gespräche über ein gemeinsames „Space Cooperation Agreement“, wie der Botschafter über Twitter und Presseschreiben mitteilen ließ.
Im Schreiben heißt es, Luxemburg sei das erste europäische Land und das zweite weltweit (nach den USA versteht sich), das für den Gebrauch von Ressourcen aus dem All einen legalen Rahmen geschaffen habe. Jetzt wolle die USA mit dem Großherzogtum ein gemeinsames System für kommerzielle Zwecke im All entwickeln.
Nach dem Wahnsinnserfolg von Planetary Ressources hört sich das nach dem nächsten großen Coup für Luxemburg an. Und wenn daraus doch nichts werden sollte, gibt es sicherlich immer noch die Möglichkeit, um bei Donald Trumps angekündigter „Space Force“ mit einzusteigen. Bei den Drohnenkriegen können die USA ja bereits auf die Unterstützung und die anerkannte Kompetenz der Luxemburger zählen.