Die Kooperation zwischen ADR und „Wee 2050“ wurde bereits mehrmals auf die Probe gestellt. Im Interview mit REPORTER distanziert sich ADR-Urgestein Gast Gibéryen jetzt von Aussagen, die der Präsident der Bewegung in den sozialen Medien getätigt hatte.
„D’Nazien hunn d’Letzebuerger winnstens net erhongern geloos, ob jidferer Fall net zu Letzebuerg“ (sic) – Nicht nur in den Medien, sondern auch innerhalb der ADR hat dieser Facebook-Kommentar des Präsidenten des „Wee 2050“, Tom Weidig, offenbar für Diskussionen gesorgt.
Einige in der Partei seien „überrascht“ gewesen, als sie von der besagten Äußerung gehört haben, sagt Gast Gibéryen (ADR) im Interview mit REPORTER. In Gesprächen habe man Weidig dann „klar zu verstehen gegeben, dass so etwas in unserer Partei nicht toleriert wird.“ Tom Weidig ist kein ADR-Mitglied, kandidiert aber als einer von sechs Vertretern der in der Referendumskampagne entstandenen Bewegung „Wee 2050“ auf den ADR-Listen bei den Wahlen am 14. Oktober.
Gibéryen distanziert sich zudem von jeglicher Verharmlosung der Nazi-Herrschaft. „Für mich steht fest, dass es nichts Schlimmeres in der Geschichte unseres Landes gab als das, was die Nazis uns angetan haben. Die Verbrechen der Nazis sind für mich einmalig, und auch nicht mit anderen Entwicklungen vergleichbar“, so der langjährige Abgeordnete.
Keine Handhabe gegen Kandidaten des „Wee 2050“
Gibéryen betont auch, dass die ADR sehr „sensibel“ mit solchen Vorgängen umgehe. Parteiintern leite man bei Mitgliedsanfragen stets einen „Background-Check“ ein. Bei wiederholten rhetorischen Grenzüberschreitungen sei zudem ein Parteiausschluss, wie etwa im Fall des früheren ADR-Mitglieds Joé Thein, möglich. Auch die Äußerungen des „Wee 2050“-Präsidenten seien nicht mit den Prinzipien der ADR vereinbar, so Gibéryen. „Wäre diese Aussage von einem Parteimitglied gekommen, hätte es mit Sicherheit solche Diskussionen gegeben.“
Letztlich verfüge die ADR aber über keine Handhabe, um das Verhalten der Nicht-Parteimitglieder zu ahnden. „Wie auch noch der Letzte in den vergangenen Tagen gelernt hat, lässt sich ein Kandidat oder eine ganze Liste jetzt nicht mehr zurückziehen“, so das Gründungsmitglied der Alternativdemokraten.
Zudem hätten die Kandidaten des „Wee 2050“ im Rahmen der Kooperation eine gewisse „Carte blanche“ erhalten, erklärt Gibéryen. „Das war aber mit ihnen so abgemacht. So wie wir unsere Kandidaten durchleuchten, so sollte es auch der „Wee 2050“ tun. Tom Weidig war übrigens einer von denen, die für das Durchleuchten der Kandidaten zuständig waren …“
„Linksgerichtete Vertreter der Presse“ im Visier
Für das Image der ADR sind laut Gibéryen jedoch auch die Medien „nicht ganz unschuldig“. „Es gibt einige, eindeutig linksgerichtete Vertreter der Presse, die anscheinend unbedingt ein Feindbild am rechten Rand brauchen. Und wenn sie das in Form einer Partei oder Bewegung nicht finden, dann klammern sie sich eben an einzelne Personen und suchen dann jeden einzelnen Beitrag oder Kommentar dieser Personen in den sozialen Medien heraus.“
Letztlich würden diese „einzelne Journalisten mit einer politischen Agenda“ nicht merken, dass sie „eine Propaganda für die Agenda jener extravaganten Personen machen, die dadurch übermäßig bekannt werden“, so der ADR-Abgeordnete weiter. „Wenn wir von anderen permanent in diese Ecke gerückt werden, dann ist das für manche Leute anscheinend ein Signal, sich uns anzuschließen, obwohl die Mehrheitsmeinung in der Partei eine ganz andere ist. Anders kann ich mir das nicht erklären.“
Das gesamte Interview, in dem sich Gast Gibéryen auch zum Programm der ADR und zu einer für ihn immer noch möglichen Koalition mit der CSV äußert, lesen Sie hier: Gast Gibéryen im Interview: „Eine Koalition mit der CSV bleibt möglich“