Sowohl das Interesse am als auch das Wissen um den Zweiten Weltkrieg ist in den vergangenen 30 Jahren gestiegen. Das macht eine Umfrage deutlich, die das Komitee zur Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und das Forschungsinstitut „Quest“ diesen Herbst gemeinsam durchgeführt haben. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass 83 Prozent der Befragten ein eher großes, 23 Prozent wenig und 14 Prozent gar kein Interesse an Themen rund um den Zweiten Weltkrieg haben. Bei der Selbsteinschätzung ihrer Kenntnisse gaben 49 Prozent an, viel, und 43 Prozent, einiges über die mittlerweile 80 Jahre zurückliegenden Geschehnisse zu wissen. Die Ermittlung des tatsächlichen Wissensstandes war nicht Gegenstand der Umfrage.
Als hauptsächliche Informationsquelle gaben die meisten Befragten vor allem historische Filme (63 Prozent), aber auch Diskussionen innerhalb der Familie (39 Prozent) und Bücher und Publikationen (36 Prozent) an. Weniger beliebt zeigten sich Erinnerungsveranstaltungen sowie Konferenzen zum Thema. „Die Ergebnisse zeigen uns, dass wir bei der Vermittlung auch umdenken müssen und gerade im Hinblick auf die junge Generation neue Formen und Materialien brauchen“, sagte Claude Wolf, Präsidentin des Komitees auf der Pressekonferenz.
Bei der Umfrage hat jede zweite Person angegeben, gerne mehr über die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs erfahren zu wollen. Besonderes Interesse wurde bei den Auswirkungen des Krieges auf den Alltag der Bevölkerung (71 Prozent), die Rolle Luxemburgs (71 Prozent) und Bewegungen des Widerstandes (70 Prozent) bekundet. Weniger wichtig waren den Befragten hingegen das Wissen um konkrete militärische Operationen.
Bei der Einschätzung, ob in der Erinnerungsarbeit mehr getan werden müsse, nahmen die Befragten vor allem die Gesamtbevölkerung, aber auch die Politik, die Familie und die Schulen in die Pflicht. So wünschen sich 63 Prozent, dass jeder und jede Einzelne bei ersten Symptomen, wie Intoleranz oder Rassismus, im Alltag reagieren sollte. 63 Prozent wünschen sich eine stärkere Vermittlung von humanistischen Werten, wie Toleranz und Respekt, in der Schule. Und 54 Prozent sehen in der Unterstützung und Wertschätzung multikultureller Gesellschaften ein gutes Mittel, um Kriege und Konflikte zu vermeiden.
Die Umfrage fand vom 9. September bis zum 5. Oktober statt und umfasste 1.000 Personen. Sie wurde sowohl per digitalem Fragebogen als auch per Telefongespräch durchgeführt. Die Repräsentativität soll gewährleistet sein, da bei der Auswahl der Befragten auf eine gleiche Verteilung zwischen Männern und Frauen und zwischen luxemburgischen und ausländischen Mitbürgern und -bürgerinnen geachtet wurde. Ebenso wurde eine ausgeglichene Vertretung unterschiedlicher Alterskategorien berücksichtigt. „Wir sind über die Ergebnisse positiv überrascht“, sagte Carlo Kissen vom Umfrageinstitut Quest abschließend. Gerade angesichts der Pandemie hätte er gedacht, dass sich die Menschen eher für Fragen zur Zukunft und nicht in solchem Maße für Erinnerungskultur und den Zweiten Weltkrieg interessierten. (JS)

