Das Fortbestehen des „Science Center“ scheint gesichert. Der verantwortliche Verein hat eine neue Konvention mit dem Staat unterzeichnet. Der langjährige Direktor des Zentrums hatte derweil einen ersten Termin vor Gericht. Weitere Prozesse könnten folgen.
Feuerwerk und Kerzen, Planeten und Sternenbilder, Farben, Hochspannung: Das Programm des „Luxembourg Science Center“ in Differdingen versprach für die erste Novemberwoche „ein unvergessliches Erlebnis“. Weniger spektakulär klang hingegen das Programm der 18. Strafkammer des Bezirksgerichts Luxemburg. Dort ging es unter anderem um die fehlende Genehmigung einer Firma. Doch nicht von irgendeiner Firma, sondern von „GGM 11“. Dem Unternehmen, das fast ausschließlich für das Wissenschaftszentrum arbeitete – und das Nicolas Didier, dem Direktor des Zentrums, gehört.
Ein öffentlicher Prozess blieb dem angeklagten Unternehmen und damit auch Nicolas Didier allerdings erspart. Der Gründer des Science Center hatte sich im Vorfeld mit der Staatsanwaltschaft auf einen Deal geeinigt, ein sogenanntes „Jugement sur accord“. Dabei erkennt der Angeklagte ein Fehlverhalten an, macht Zugeständnisse, um eventuelle Missstände zu beheben, und handelt mit der Staatsanwaltschaft ein Strafmaß aus. Die Details werden dann nicht in öffentlicher Sitzung debattiert, es ergeht nur ein Urteil. In diesem Fall lautet das Verdikt: 7.500 Euro Geldstrafe für das Unternehmen GGM 11.
Der Hintergrund dieser Anklage: GGM 11 hatte monatelang ohne die erforderliche Niederlassungsgenehmigung gearbeitet, die von der Abteilung für Mittelstand im Wirtschaftsministerium erteilt wird. Für eine solche Genehmigung muss eine Firma über einen „Gérant technique“ verfügen. Nach dem Tod des Mitarbeiters Jean Schwirtz am 27. August 2021 hatte Nicolas Didier jedoch keinen neuen technischen Geschäftsführer ernannt. Dadurch befand sich GGM 11 in der Illegalität. Erst im vergangenen Juli wurde die Situation behoben, indem Nicolas Didier sich selbst zum „Gérant technique“ ernannte und die Niederlassungsgenehmigung in seinem eigenen Namen erhielt.
Audits könnten weitere Fehler offenlegen
Das Fehlen dieser Genehmigung war aber nur ein Element der exklusiven Enthüllungen von Reporter.lu über das System hinter dem Science Center, jedoch bei Weitem nicht der größte Missstand. Die umfangreiche Recherche hatte vor allem ein auf Nicolas Didier zugeschnittenes Firmenkonstrukt offengelegt, das die Interessenkonflikte des Gründers verdeutlichte: Er war nämlich nicht nur Verwaltungsratspräsident und Direktor des Wissenschaftszentrums, sondern auch Eigentümer und Geschäftsführer des Unternehmens GGM 11. Das damit zusammenhängende Finanzgebaren könnte zu einem weiteren Strafprozess führen. Die Staatsanwaltschaft hatte nach einer Anzeige der Finanzinspektion Ermittlungen aufgenommen, die aktuell noch laufen.
Beendet sind derweil die ersten Verhandlungen zwischen den Verantwortlichen des Science Center und dem Bildungsministerium über die Zukunft des Wissenschaftszentrums. Beide Seiten unterzeichneten Mitte Oktober eine Übergangskonvention zur Finanzierung des Zentrums, nachdem das Ministerium das bestehende Abkommen im April aufgekündigt hatte. Der Konvention beigefügt ist ein „Memorandum of Understanding“ (MoU) mit mehreren Bedingungen, die das Zentrum nun bis zum 17. April 2024 erfüllen muss. Die Dokumente, die Reporter.lu exklusiv vorliegen, geben einen detaillierten Einblick in das, was alles geändert werden muss …
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