Seit Anfang des Monats hat Luxemburg wieder einen Schriftstellerverband: „A:LL“. Die Motivation einer neuen Generation von Autoren und Autorinnen, aber auch kulturpolitische Dynamiken haben zu seiner Gründung geführt. Oberstes Ziel ist die weitere Professionalisierung des Sektors.
Kochbücher und vielleicht noch Reiseführer seien das Einzige, was sich auf dem Buchmarkt in Luxemburg verkaufen lasse. Diese immer wiederkehrende Äußerung ist sicher völlig überzogen, doch etwas ist an ihr dran: Von der Schriftstellerei zu leben, ist nicht leicht. Und besonders schwer ist es in Luxemburg.
Eine verhältnismäßig kleine Leserschaft, die Vielsprachigkeit oder auch die lange Zeit stiefmütterliche Behandlung der Luxemburger Literatur in den Schulen sind nur einige Gründe, warum die meisten Schriftsteller hier im Land einer zweiten, hauptberuflichen Tätigkeit nachgehen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Viele von ihnen sind Lehrer oder Unidozenten, manche auch Journalisten.
Übergeordnetes Ziel des neuen Schriftstellerverbandes „A:LL“ soll deshalb nun sein, die Situation für Menschen zu verbessern, die tatsächlich von ihrer Schriftstellerei leben möchten. Samuel Hamen, der Präsident des Vereins, ist sich durchaus bewusst, dass es bis dahin zumindest von einigen Ausnahmen abgesehen noch ein langer Weg ist.
Gemeinsame Ziele und Forderungen
Zunächst stehen deshalb Gespräche mit Partnern und Entscheidungsträgern auf dem Programm – mit dem Verlegerverband, mit der neu gegründeten Agentur Kultur:LX, mit „Reading Luxemburg“ oder auch direkt mit dem Kulturministerium. In einer zweiten Phase sollen dann in Arbeitsgruppen Problemfelder und Lösungsansätze erarbeitet werden, um sie in den politischen Diskurs mit einfließen zu lassen.
Die Gründung des Luxemburger Schriftstellerverbandes zum jetzigen Zeitpunkt erlaubt durchaus einen optimistischen Blick in die Zukunft, reiht sie sich doch in eine Reihe kulturpolitischer Dynamiken ein. Gerade bei Debatten, die im Rahmen des Kulturentwicklungsplans 2018-2028 oder auf den jährlichen „Assises culturelles“ stattfinden, werden die Interessen und Forderungen der Schriftsteller und Schriftstellerinnen in Zukunft nun wieder mit einer Stimme vertreten werden können. Die Literatur hat eine Lobby und die Regierung einen Ansprechpartner.
Neue Talente finden sich in den Schreibwerkstätten der Schulen. Man muss sie nur finden und fördern“Samuel Hamen, Präsident
Der neue Verband sieht sich durchaus in der Tradition des Luxemburger Schriftstellerverbandes LSV, der sich vor vier Jahren wegen offensichtlicher Nachwuchsprobleme und interner Streitigkeiten auflöste. Damalige Mitglieder wie Colette Mart, Jhemp Hoscheit oder Lambert Schlechter, aber auch Nico Helminger oder Margret Streckel bekommen in dem neuen Verband nun den Titel der Ehrenmitglieder verliehen. Hierbei handele es sich keineswegs um den heimlichen Versuch, die ältere Generation in eine Ecke zu stellen, betont Samuel Hamen, sondern vielmehr darum, ihre über Jahrzehnte wertvolle Arbeit wertzuschätzen.
Zusammensetzung des Verbandes
Mitglieder des Verwaltungsrates: Jean Back, Ulrike Bail, Tullio Forgiarini, Gast Groeber, Samuel Hamen, Susanne Jaspers, Francis Kirps, Claudine Muno, Anne-Marie Reuter, Nathalie Ronvaux, Jeff Schinker, Elise Schmit, Ian De Toffoli.
Weitere Gründungsmitglieder: Nico Helminger, Nora Wagener
Ehrenmitglieder: Pol Greisch, Jhemp Hoscheit, Nico Helminger, Colette Mart, Lambert Schlechter, Margret Steckel.
Die Namensfindung für den neuen Verein (A:LL Schrëftsteller*innen asbl) war Gegenstand für die ersten hitzigen internen Diskussionen. A:LL sei auch bestenfalls ein Kompromiss, so Samuel Hamen. Doch sei es dem Verband darum gegangen, bereits im Kürzel „die sprachliche und literarische Dynamik des Landes abzubilden“. Der Name solle in allen im Land gesprochenen Sprachen benutzbar sein.
Talentförderung als eine Priorität
Ebenso wie der LSV in seinen produktiven Jahren will auch der neue Verband sich verstärkt um den Nachwuchs kümmern. Es sei begrüßenswert, dass die Lehrpläne der Luxemburgischkurse in den Schulen endlich reformiert würden, sagt Samuel Hamen. Er erwähnt in diesem Kontext auch Initiativen, die sich bewusst der Förderung von Nachwuchstalenten widmen, wie die LiteraTour in Bettemburg und den 2015 gegründeten Literaturpreis Prix Laurence, um nur einige zu nennen. „Neue Talente finden sich in den Schreibwerkstätten der Schulen“, sagt Samuel Hamen, „man muss sie nur finden und fördern.“
Besonders freut sich der neue Präsident darüber, dass bereits jetzt, in den ersten Tagen der Existenz des neuen Verbandes, schon Mitgliedsanträge von Menschen gestellt wurden, die die Verantwortlichen des Verbandes selbst „nicht auf dem Radar“ gehabt hätten. Nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern viele junge Leute, die sich bei ihrem Bemühen, aus ihrem Schreiben mehr als ein Hobby zu machen, Unterstützung und Hilfe erhoffen. Es ist schon jetzt ein kleiner Lichtblick für die Zukunft der Luxemburger Literatur.
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