Für fast eine Million Euro erhielt das Beratungsunternehmen PwC den Auftrag, ein System zu entwerfen, das Daten der Steuerverwaltung bündelt und eine Risikoanalyse ermöglicht. So sollen Kontrollen gezielter durchgeführt und Steuersünder gefunden werden.

Anfang März schloss die IT-Abteilung des Staates CTIE einen Vertrag mit dem Beratungsunternehmen „PricewaterhouseCoopers“ (PwC) ab. Ziel des Projekts ist es, ein IT-System für das Risikomanagement der Steuerverwaltung zu entwickeln. Das „Big Four“-Unternehmen soll dazu Gespräche mit den Steuerbeamten führen und die verfügbaren Daten der Verwaltung analysieren. Das Konzept soll in einem Jahr stehen, erst dann erfolgt die Umsetzung. Der Auftrag umfasst 932.000 Euro, wie aus dem EU-Amtsblatt hervorgeht.

Das Team umfasst sechs Mitarbeiter, davon ein Projektleiter sowie Datenanalysten und Datenwissenschaftler. Der Auftrag ist in vier Teile aufgeteilt, die alle an PwC gingen. Es gab zwei andere Bewerber. Der Projektträger CTIE wollte aber für alle Projektphasen nur einen einzigen Auftragnehmer.

Daten bündeln und auswerten

Das System soll es der Steuerverwaltung ermöglichen, Kontrollen gezielter durchzuführen. Ein bedeutender Teil des Auftrags betrifft das Konzipieren eines „Data Warehouse“. Darin sollen Informationen der einzelnen Steuerbüros und anderer Verwaltungen gebündelt werden. Dazu zählen laut Ausschreibung etwa makroökonomische Daten. Auf Grundlage dieser Daten sollen die vorrangigen Fälle durch Analysen ermittelt werden.

Es handele sich um ein ambitioniertes Projekt, heißt es in der Ausschreibung. Viele der Dokumente seien bisher nicht digitalisiert. Datensätze aus den vergangenen fünf Jahren sollen jedoch als Grundlage dienen, um das Risikomanagement zu testen. Seit 2017 müssen die Unternehmen ihre Steuererklärung online einreichen.

Die Hausforderung sei, dass die einzelnen Steuerbüros sehr unterschiedliche Aufgaben hätten und sich trotzdem austauschen müssten. Gleichzeitig gelte es aber wegen des Steuergeheimnisses den Informationsfluss auf das Nötigste zu beschränken.

Das Problem des Insiderwissens

PwC als Dienstleister der Steuerverwaltung zu sehen, lässt durchaus ambivalente Erinnerungen aufkommen. Im Luxleaks-Prozess kam heraus, dass PwC jahrelang und massenweise Steuerrulings auf Papier mit Briefkopf der Steuerverwaltung druckte und digital archivierte. Das zuständige Steuerbüro schaffte den administrativen Aufwand nicht und lagerte diese Aufgaben informell an das Beratungsunternehmen aus.

Im aktuellen Fall handelt es sich allerdings um ein geregeltes Outsourcing. Die Ausschreibung wird in Bezug auf das Insiderwissen, das durch den Auftrag erlangt wird, auch sehr deutlich: Die Dokumente und Informationen, die PwC für den Auftrag erhalte, seien nur für dessen Durchführung zu nutzen. „À l’exclusion de tous autres usages et cela y compris ceux procurant un avantage personnel pour l’opérateur économique“, heißt es weiter. Die IT-Berater für das Projekt müssen zudem eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben.