Die Spesenpraxis von Franz Fayot sorgte für Aufregung im politischen Betrieb. Reporter.lu liegen mittlerweile die Ausgaben sämtlicher Minister vor. Dabei zeigt sich: Der Umgang mit den Spesen ist sehr unterschiedlich. Vor allem zwei LSAP-Politiker tanzen aus der Reihe.

Januar 2020. Etienne Schneider (LSAP) begibt sich auf seine letzte Reise als Minister. Wenig später legt er sein Amt nieder. Er wolle sein Leben zurückhaben, begründet der damalige Vizepremier, Wirtschafts- und Gesundheitsminister diesen Schritt. Es geht auf Wirtschaftsmission nach Kuwait und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Mit dabei sind Finanzminister Pierre Gramegna (DP) und Erbgroßherzog Guillaume. Etienne Schneider lässt sich von seinem Lebensgefährten Jérôme Dommange begleiten. Auf Instagram posiert dieser in Jogginghose und „I Love Paris“-T-Shirt. Zerzaustes Haar, Sonnenbrille. Neben ihm stehen sechs Koffer und zwei Kleiderstangen mit Anzügen und diversen Outfits. „Family Trip #Dubai“, schreibt er und verlinkt das Profil von Etienne Schneider.

Das Paar übernachtet in Fünfsternehotels. Das „Jumeirah Towers“ in Dubai, das „Four Seasons“ in Kuwait. Im „Four Seasons“ rechnet Etienne Schneider umgerechnet 640 Euro für Beauty-, Geschichtspflege- und Wellnessprodukte im dortigen Spa ab. Es handele sich um Geschenke, die Etienne Schneider im Rahmen seiner Funktion als Minister gekauft habe, kommentiert das Wirtschaftsministerium. Für wen, sagt es nicht. Den „Familientrip“ bezahlt der Staat. Die Reise wird Schneiders Ministerium insgesamt 13.220 Euro kosten. Allein beim Abschiedsessen mit der Delegation zu insgesamt zwölf Gästen fließt Alkohol für über 1.000 Euro: Man trinkt sechs Flaschen „Gavi di Gavi“ für insgesamt 852 Euro und vier Flaschen „Barbera d’Asti“ für 544 Euro. Außerdem: Grappa, Gin und Bier.

Es ist nicht das einzige Mal, dass Etienne Schneider dem Staat so hohe Ausgaben verrechnet. Reporter.lu liegen die Spesen seiner Auslandsreisen von 2016 bis 2020 vor. Luxushotels, reichlich Champagner, teure Weine und Spirituosen, Besuche im Spa, Arbeitsdrinks statt Arbeitsessen: Etienne Schneider verzichtete nicht einmal auf die Übernachtung im Fünfsternehotel oder den guten Wein beim Essen, als er den Minister Felix Braz (Déi Gréng) nach dessen lebensbedrohlichem Herzinfarkt im Krankenhaus in Brügge und Lüttich besuchte.

Schneider und Fayot unangefochten

Etienne Schneider reiste nur selten allein. Fast immer ließ sich der LSAP-Politiker von seinem Partner Jérôme Dommange begleiten. Manchmal sogar von dessen Mutter, wie mit dem Hashtag „#lufthansafirstclass“ versehene Fotos auf Instagram zeigen. Sie war beispielsweise bei Schneiders letzter Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate mit dabei. Oder noch auf seiner Wirtschaftsmission nach Schanghai und Sydney im Oktober/November 2019.

Mimosas zum Frühstück, Champagner aufs Zimmer, Weine à 147 Euro pro Flasche bei Essen zu zweit: Die Spesenabrechnungen von Etienne Schneider zeichnen routinemäßig ein Bild, das nicht wirklich zu einer reinen Arbeitsreise passen will. Bei einer Indienreise im Februar/März 2016 fallen während des dreitägigen Aufenthalts im „Taj Mahal Mumbai“ umgerechnet rund 768 Euro für Essen und Getränke im „Poolside Restaurant“, der „Harbour Bar“ und der Minibar des Hotels an.

Etienne Schneiders Ausgaben erinnern stark an die seines Nachfolgers im Wirtschaftsministerium, Franz Fayot (LSAP), über dessen Ausgaben als Entwicklungsminister Reporter.lu im Mai exklusiv berichtete. Auch Franz Fayot stellte kostspielige Essen und Arbeitsdrinks in Rechnung und vermischte bei seinen Reisen Persönliches und Berufliches. „Er habe sich nichts vorzuwerfen“, sagte der LSAP-Minister damals als Reaktion bei „RTL“. Und: Es sei normal, dass bei Auslandsreisen auch Arbeitsessen und andere Ausgaben anfielen.

Reporter.lu liegen allerdings inzwischen die Spesenabrechnungen sämtlicher Regierungsmitglieder aus dieser Legislatur vor. Deren Auswertung zeigt deutlich: Im Vergleich mit den anderen Ministerkollegen entspricht Franz Fayots Verhalten keineswegs der Norm. Vielmehr fällt die Spesenpraxis von Etienne Schneider und Franz Fayot eindeutig aus dem Raster …