Laut einer neuen Studie soll es in den vergangenen Monaten nicht zu einer ausgeprägten Ausbreitung des Coronavirus in den Schulen gekommen sein. Die Forscher geben in wichtigen Punkten Entwarnung und der Bildungsminister sieht sich in seiner Politik bestätigt.
Die „Inspection sanitaire“ schätzt, dass insgesamt 49 Infektionen in den Schulen stattfanden. Es ist eines der Ergebnisse einer neuen Studie, die vom Gesundheitsministerium in Zusammenarbeit mit Research Luxembourg sowie dem Bildungs- und Forschungsministerium erstellt wurde. Auch wenn nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann, ob die Infektion tatsächlich in der Schule stattfand, handelt es sich hierbei um eine Mindestanzahl. Denn in einem Drittel der Fälle, konnte das Ministerium nicht nachvollziehen, wo die Ansteckung stattfand.
Laut dem am Freitag vorgestellten Bericht „L’école face à la COVID-19 au Luxembourg“ seien lediglich 29 Personen für diese vergleichbar kleinen Ausbrüche verantwortlich. Allerdings sollen 150 Menschen das Virus in die Schule getragen haben, ohne dort eine weitere Person zu infizieren. „Statistisch benötigt man also vier Infizierte, um eine weitere Person anzustecken“, sagte Bildungsminister Claude Meisch (DP) bei einer Pressekonferenz am Freitag. Die neuen Zahlen widersprechen somit den früheren Aussagen des Ministers, wonach keine Übertragungen in den Schulen stattfanden.
Kein erhöhtes Infektionsrisiko
Die Analyse der Forscher deutet allerdings darauf hin, dass Schulen nicht zu Drehscheiben für die Ausbreitung des Virus wurden. Während der ersten Infektionswelle waren vor allem ältere Menschen betroffen. Unter Lehrern und anderen Beschäftigten konnten bis zu 250 Infizierte pro 100.000 Einwohner gezählt werden, bei den Schülern lag der Wert unter 50. Mittlerweile haben sich alle Zahlen jedoch bei etwa 100 Infektionen eingependelt. Lediglich Lehrer sind laut der Studie weniger betroffen. Damit wäre „die Schule ein Ort wie ein anderer“, wie Laetitia Huiart von der „Inspection sanitaire“ es ausdrückte.
Zudem würden sich auch bereits beobachtete Trends in den luxemburgischen Daten widerspiegeln. Demnach mussten nur zwölf Kinder in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Davon mussten wiederum nur zwei Jugendliche auf der Intensivstation behandelt werden. Es wäre eine weitere Bestätigung dafür, dass Covid-19 für Kinder eine geringere Gefahr darstellt, fasst es Paul Wilmes von Research Luxembourg zusammen. Zudem würde die Studie ein weiteres Indiz dafür liefern, dass Kinder wahrscheinlich weiniger infektiös sind als Erwachsene, so der Forscher.
Stufenmodell für die „Rentrée“
Claude Meisch sieht sich durch die neue Publikation in seiner Politik bestätigt. Es sei beruhigend, dass es zu keinen unkontrollierten Ausbrüchen in der Schule kam, so der Minister. Die Studie soll nun das Fundament für die Diskussionen über die Einführung eines Stufenmodells bilden. Ende des Monats will Claude Meisch dieses neue Modell vorstellen, das es den Schulen erlauben soll, gezielter gegen das Virus vorzugehen.
Das Ministerium sei zudem damit beschäftigt, die Empfehlungen an die Schulen für September zu überarbeiten. Unter anderem will das Ministerium sicherstellen, dass es zu einem regelmäßigen Luftaustausch in den Klassenräumen kommt. Damit soll das Risiko einer Übertragung des Virus durch sogenannte Aerosole eingeschränkt werden. Ein Punkt, den die Forscher in der Studie allerdings nicht behandelten.
Nur in wenigen Fällen könne die „Inspection sanitaire“ feststellen, zu welchem Zeitpunkt die Infektion stattfand, gibt Laetitia Huiart zudem zu bedenken. Demnach sei es auch kaum möglich, zu sagen, ob die Übertragung auf Tröpfchen, also direkten Kontakt, oder in der Luft schwebende Aerosole zurückzuführen sei. Allerdings schätzt sie das Risiko von Aerosolen als gering ein. „Da die Schüler oft den ganzen Tag in einem Klassenraum verbringen, müssten wir sonst noch mehr Fälle haben.“ Ein Restrisiko würde jedoch stets bestehen, so sind sich Politiker und Forscher einig.
Lesen Sie mehr zum Thema

