Kulturministerin Sam Tanson gab diese Woche im Parlament einen Überblick über die Arbeiten zur Kulturstrategie des Landes. In den nächsten Monaten stehe vor allem die Professionalisierung im Hinblick auf die Arbeit mit dem Publikum im Vordergrund.

Dass Luxemburg eine Kulturstrategie braucht, wurde bereits im blau-rot-grünen Koalitionsprogramm festgelegt. Bei der Ausarbeitung des Kulturentwicklungsplans (KEP) 2018-2028 wurden denn auch 62 Empfehlungen formuliert, die die Kulturpolitik des Landes leiten und inspirieren sollen. Am vergangenen Donnerstag präsentierte die Berichterstatterin Djuna Bernard (Dei Gréng) erste Ergebnisse der Vorarbeiten aus den Sitzungen der Kulturkommission. Ein öffentlich einsehbares Dokument informiert über die kontinuierliche Arbeit an der Kulturstrategie.

Kulturministerin Sam Tanson (Déi Gréng) nutzte ihre Rede vor allem dazu, einen historischen Überblick über die Arbeiten im Hinblick auf den KEP zu geben und die größten Herausforderungen für die Zukunft zu skizzieren. Es ging ihr dabei um gesetzliche Reformen zur Professionalisierung des Sektors sowie um die ökonomischen Auswirkungen der Kultur. Sie sprach aber auch konkrete Maßnahmen an wie etwa die Schaffung neuer Theaterpreise, um die Anerkennung und die Sichtbarkeit des Sektors zu fördern.

Neue Prioritäten in der Pandemie

Die Orientierungsdebatte geht auf eine Initiative der CSV zurück, die im Februar 2019 die Organisation einer parlamentarischen Orientierungsdebatte im Hinblick auf den KEP gefordert hatte. Dadurch sollten die teilweise recht vage gehaltenen 62 Empfehlungen konkretisiert werden.

Daraufhin folgten regelmäßige Sitzungen des parlamentarischen Kulturausschusses mit Vertretern des Sektors, die am 3. Oktober 2019 mit einer Kommissionssitzung zum Thema „kulturelles Erbe“ begannen. Es folgten Sitzungen zur Frage nach den Konventionen von Institutionen und Vereinigungen mit dem Kulturministerium sowie über den Aufgabenbereich des im Rahmen der Kulturstrategie gegründeten „Arts Council“.

Die Coronavirus-Pandemie sorgte dann dafür, dass die Agenda der Sitzungen zum KEP verschoben und teilweise neu ausgelegt wurde. Plötzlich ging es in der Kulturpolitik vor allem um Direkthilfen für die von der Krise hart getroffenen Künstler.

Im September 2020 stand zudem die Reform des Künstlerstatuts im Mittelpunkt der Debatte, bei der vor allem die Gesetzgebung zu den Sozialleistungen für selbstständige Berufskünstler überarbeitet werden soll. Eine erste Zwischenbilanz der Kulturstrategie wurde auf den „Assises culturelles“ im Oktober 2020 vorgestellt.

Prozess mit langsamen Fortschritten

Eine im November folgende Unterredung mit Vertretern der ULASC, einem Dachverband von sieben Vereinigungen der unterschiedlichen Kulturbranchen, machte deutlich, dass es für viele Kulturschaffenden mit der Reform der Gesetzgebung nicht getan ist. Die Vereinigung kritisierte vor allem die oft noch fehlende Anerkennung von Kulturschaffenden von Seiten der Wirtschaft und der Politik und forderte mehr Sichtbarkeit im öffentlichen Diskurs.

In diesem Jahr trafen sich die Mitglieder des parlamentarischen Kulturausschusses bereits mit Vertretern von Tanz und Theater sowie aus der Musikbranche. Zudem fand eine Sitzung statt, bei der es um die Funktionsweisen und Aufgabenbereiche staatlicher Kulturinstitutionen ging. Besonders im Hinblick auf letzteres hob Sam Tanson im Parlament die Wichtigkeit der Professionalisierung der Publikumsarbeit hervor.

Octavie Modert reichte im Rahmen der Debatte am Donnerstag zwei Motionen ein. Die erste, die Prioritäten zur Unterstützung und Stimulierung der kulturellen Kreation auflistet, wurde mit einigen Änderungen angenommen. Eine zweite, zur Unterstützung der Professionalisierung des Sektors, wurde verworfen. Die Arbeiten in diesem Bereich seien im Gange, ein Festnageln auf einzelne Punkte zum jetzigen Zeitpunkt sei nicht förderlich, so Kulturministerin Sam Tanson.


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