Die ADR kritisiert die « Orange Week » – eine Initiative, die Gewalt gegen Frauen anprangert. Das Event sei männerfeindlich, sagt nicht nur Fernand Kartheiser, sondern behaupten auch die ADR-Frauen. Der nationale Frauenrat wehrt sich gegen die Kritik.
Die « Orange Week » ist ein internationales Event, das sich gegen Gewalt an Mädchen und Frauen einsetzt. In Luxemburg findet die Kampagne zum dritten Mal statt und wird vom nationalen Frauenrat CNFL und Zonta Luxembourg organisiert.
Für Fernand Kartheiser (ADR) handelt es sich um eine « offen männerfeindliche » Veranstaltung. Der Abgeordnete engagiert sich schon länger für die Rechte und Interessen der Männer und findet, die Initiative spiele beide Geschlechter gegeneinander aus. In einer parlamentarischen Anfrage vom 4. Juli kritisiert er, dass dadurch Männer nur als Täter und Frauen nur als Opfer dargestellt werden.
Und er geht noch weiter: Der ADR-Mann fragt sich, ob die Großherzogin, die für die diesjährige « Orange Week » eine Schirmherrschaft angeboten bekommen haben soll, diese überhaupt annehmen dürfe. Das Event sei alles andere als politisch neutral und die Großherzogin würde sich damit in ein schlechtes Licht rücken.
ADR wittert « Männerfeindlichkeit »
Doch nicht nur Fernand Kartheiser kritisiert die « Orange Week ». Auch die Präsidentin der ADR-Frauen, Sylvie Mischel, findet, dass ein Teil der Opfer, nämlich die Männer, komplett ausgeschlossen werden. « Wir ärgern uns, dass Männer als toxisch dargestellt werden », sagt sie im Gespräch mit REPORTER.
Unterschwellig werde behauptet, dass « Männer genetisch Täter » sind, Frauen aber immer nur Opfer. Dabei seien in Luxemburg auch mehr als 35 Prozent der Männer etwa Opfer von häuslicher Gewalt. Darüber würde aber niemand sprechen, so Mischel. Während Frauen-Vereinigungen vor allem Frauen unterstützen, wollen die ADR-Frauen sich auch für Männer einsetzen.
Anik Raskin, Direktorin des Nationalen Frauenrats sagt, dass es sich bei der « Orange Week » um eine Sensibilisierungskampagne handelt. So, wie es viele Kampagnen gebe. Tatsächlich sind die meisten Opfer von Gewalt weiblich. In Luxemburg liegt die Zahl für Fälle von häuslicher Gewalt bei Frauen bei 64 Prozent. Andere Übergriffe auf Frauen sind in diesen Zahlen nicht inbegriffen.
ADR sieht Frauenrat als « linksorientiert »
Mit ihrer Kritik wendet sich die Präsidentin der ADR Fraen offensichtlich gegen den Nationalen Frauenrat. Dabei zeigt ein Blick auf die Internetseite des Conseil National des Femmes du Luxembourg (CNFL), dass auch Sylvie Mischel selbst im Verwaltungsrat der Organisation ist. Sie ist nämlich nicht nur Präsidentin der ADR-Fraen, sondern auch Mitglied der Fédération Nationale des Femmes Luxembourgeoises. Und die ist Teil des CNFL. « Ich bin dort als Sylvie Mischel Mitglied, als Privatperson. Nicht als ADR-Vertreterin », sagt sie im Gespräch mit REPORTER.
Dabei wünschen sich eigentlich auch die ADR-Frauen eine Vertretung im Rat. Im Jahr 2016 stellten sie einen Beitrittsantrag – wurden aber abgelehnt. Sylvie Mischel sagt, sie habe die Statuten für die ADR-Frauen von der CSV übernommen und diese beim CNFL eingereicht. Warum die einen Teil des CNFL sind und die anderen aber abgelehnt wurden, kann sie deshalb nicht nachvollziehen. « Es heißt aber, wir seien nicht unabhängig von unseren Männern », so Mischel. Der CNFL sei zudem « integral linksorientiert » und alles andere als politisch neutral.
Auf Nachfrage von REPORTER sagt CNFL-Direktorin Anik Raskin, dass jeder Verein oder jede Gruppierung willkommen sei, die unabhängig von einer Partei für die Rechte der Frau einstehen würde. Des Weiteren müsse ein Verwaltungsrat nie Gründe nennen, warum ein Beitrittsantrag angenommen oder abgelehnt wird.
Tatsächlich sind die Ansichten der ADR-Frauen und der ADR beim Thema Frauenrechte die gleichen. Doch sie unterscheiden sich durchaus von der Plattform des CNFL. Die ADR-Frauen sind etwa gegen Frauenquoten, wollen dass die Frau selbst entscheiden soll, wo sie sich am besten sieht – egal, ob das im Beruf oder zu Hause bei der Familie ist.
Einen « Pay Gap », also eine Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern sieht die ADR nicht bzw. nicht als problematisch an, weil Frauen häufiger in Sozial- und Pflegeberufen arbeiten und automatisch dann weniger verdienen. Und noch lange nicht jede Frau wolle einen Chefposten einnehmen. Beide, ADR und ADR Fraen, wollen sich demnach auch für Männer einsetzen.
CNFL, ADR und viele offene Fragen
Doch warum ist Sylvie Mischel dann Mitglied im Frauenrat, wenn sie den Dachverband als « linksorientiert » und ihre Initiative für « männerfeindlich » hält? Sie finde es gut, wenn in einer Vereinigung « nicht alle in die gleiche Richtung schreien », sagt Sylvie Mischel. Die Frauen dieses Vereins würden ansonsten « in einer Blase » leben. Auch über Männer als Opfer müsse gesprochen werden. Sie werde nicht müde, sich dafür einzusetzen. Auch wenn das kein Thema der « Orange Week » sei.
Der Nationale Frauenrat wollte die parlamentarische Anfrage von Fernand Kartheiser übrigens nicht auf sich sitzen lassen und wandte sich mit einem Presseschreiben an die Öffentlichkeit. Die « Orange Week » sei eine Sensibilisierungskampagne und sicherlich nicht sexistisch, kontert der Frauenrat die Kritik.
Außerdem frage man sich, woher Fernand Kartheiser seine Informationen zur diesjährigen « Orange Week » überhaupt hat. Die Kampagne startet erst im November und viel war bisher noch nicht offiziell über das Event bekannt. Die Anfrage für eine Schirmherrschaft der Großherzogin war noch gar nicht offiziell.
Der CNFL fühlt sich verraten, spricht von einem « trojanischen Pferd » und fragt sich, durch « welches Wunder » Kartheiser von der Anfrage Wind bekommen konnte, bevor die überhaupt bei der Großherzogin angekommen ist.
« Ich bin froh, dass der CNFL an Wunder glaubt », sagt Kartheiser als Reaktion. Und das trojanische Pferd? Eben eine Figur der griechischen Mythologie, und nicht Kartheisers Parteikollegin. Wer behaupten würde, er hätte die Information von einer bestimmten Person innerhalb des CNFL, würde nur etwas unterstellen, so der ADR-Politiker.
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