Die Luftqualität in Europa ist nicht gut. Laut der Europäischen Umweltorganisation sterben jährlich Hunderttausende Menschen an zu hohen Schadstoffkonzentrationen in der Luft. Schuld sind insbesondere Verkehr, Produktion, Konsum und Industrie.
400.000 Menschen sind 2016 in der EU vorzeitig gestorben. Grund dafür ist die schlechte Luftqualität, insbesondere in Europas Städten. Zu dieser Schlussfolgerung kommt die Europäische Umweltagentur EEA in einem kürzlich veröffentlichten Bericht. Sie untersuchte die Daten von rund 4.000 Messstationen, die quer durch Europa die Schadstoffwerte in der Luft erfassen. Laut dem Bericht sind in Luxemburg insgesamt rund 300 Menschen vorzeitig ums Leben gekommen.
Fast alle Europäer, die in Städten leben, weiterhin zu hohen Schadstoffwerten ausgesetzt. Insbesondere drei Schadstoffe machen der Umweltagentur Sorgen: Feinstaub (PM), bodennahes Ozon (O3) und Stickstoffdioxid (NO2). Die Werte liegen deutlich über den Grenzwerten, die die Weltgesundheitsorganisation WHO in ihren Richtlinien für eine bessere Luftqualität festgehalten hat.
Es ist inakzeptabel, dass wir uns Sorgen machen müssen, ob Atmen gesund ist oder nicht.“EU-Umweltkommissar Karmenu Vella
So seien 2016 etwa 374.000 Menschen in der EU vorzeitig aufgrund der hohen Feinstaubkonzentration (PM5,6) in der Luft gestorben. In Luxemburg waren es rund 230 Menschen, schätzt die Umweltagentur. Rund 69 Prozent der Messstationen erfassten zu hohe Langzeitwerte.
„Es ist inakzeptabel, dass wir uns Sorgen machen müssen, ob Atmen gesund ist oder nicht“, kommentiert der EU-Umweltkommissar Karmenu Vella.
Unser Lebensstil belastet Luft und Gesundheit
Schuld an den schlechten Luftwerten sind insbesondere Straßenverkehr, Industrie, Landwirtschaft, Energiekraftwerke und Haushalte. Kurz, die europäischen Produktionsverfahren und Konsumgewohnheiten belasten die Luft.
Die Folgen für die Gesundheit können fatal sein. So führt die schlechte Luftqualität etwa zu Asthma, Infektionskrankheiten oder Lungenentzündungen.
Doch die Reduzierung von schädlichen Emissionen schreite nicht schnell genug voran, kritisiert der europäische Dachverband für Umweltorganisationen, EEB. „Saubere Luft ist ein Recht. Das hat sogar der EU-Gerichtshof anerkannt“, betont die EEB-Umweltexpertin Margherita Tolotto im Gespräch mit REPORTER.
Dennoch würden manche Emissionen, sogar zunehmen, bedauert die Expertin. Sie führt die Landwirtschaft als Beispiel an. „Insbesondere die Ammoniakwerte steigen. Der Schadstoff schadet nicht nur der Gesundheit, sondern dem gesamten Ökosystem“.
Saubere Luft ist ein Recht. Das hat sogar der EU-Gerichtshof anerkannt.“Margherita Tolotto, European Environmental Bureau
Wie man die Luft verbessern könne, sei kein Geheimnis, sagt die Umweltexpertin: „Etwa durch sauberere Energiequellen, weniger Energieverschwendung, grünere Transportmöglichkeiten und nachhaltigere Produktions- und Konsumgewohnheiten.“
Die EU versucht indes die Luftqualität über Gesetze, wie der Verordnung zur Festsetzung von Emissionsnormen (NEC) zu verbessern. Diese legt Grenzwerte für bestimmte Schadstoffe fest und verpflichtet die Mitgliedsstaaten dazu, Maßnahmen zur Eingrenzung der Luftverschmutzung vorzulegen. Stichdatum für die Fertigstellung der ersten nationalen Pläne war der erste April dieses Jahres.
Luxemburg hat allerdings bis heute keinen fertigen Plan nach Brüssel geschickt.
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