Trotz großzügiger Förderung von Elektroautos sind die neuen Autos in Luxemburg mehrheitlich schlecht fürs Klima, kritisiert der „Mouvement écologique“. Auch Steuererhöhungen müssten zur Lenkung des Marktes beitragen. Transportminister François Bausch und der Autohandel sehen das anders.
„Die Zulassungszahlen für 2020 haben uns erschreckt“, sagte die Präsidentin des „Mouvement écologique“ Blanche Weber. Knapp 65 Prozent der neuen Autos haben einen CO2-Ausstoß von über 110 Gramm pro Kilometer. Bei einem Fünftel liegt der Wert sogar über 150 Gramm. „Das ist jenseits von Gut und Böse“, sagte Blanche Weber anlässlich einer Pressekonferenz. Die aktuellen Maßnahmen hätten nicht das erreicht, was nötig sei, damit Luxemburg seine Klimaziele erfülle.
Im Januar dieses Jahres wurden mehr Förderanträge für Plug-in-Hybrid-Modelle ausbezahlt, als für reine Elektroautos. Das geht aus Zahlen hervor, die das Umweltministerium dem „Mouvement“ gab. Es ist eine klare Trendwende gegenüber den letzten Jahren. In den ersten zwei Monaten machten die Plug-in-Hybriden knapp zehn Prozent der Neuzulassungen aus, die rein elektrischen Modelle dagegen bei knapp sieben Prozent. Das geht aus den Daten des Herstellerverbands Febiac hervor.
Hybrid-Förderung soll auslaufen
Die Beihilfe von 2.500 Euro beim Kauf eines Plug-in-Hybrid solle nur noch bis Ende des Jahres verlängert werden, sagte Verkehrsminister François Bausch (Déi Gréng) RTL Télé. Die Hybrid-Modelle seien eine Übergangstechnologie, inzwischen gebe es aber ausreichend rein elektrische Modelle quasi aller Hersteller, so der Minister. Der Autohandel sieht in den Plug-in-Hybrid-Modellen dagegen weiterhin die bessere Alternative zum Diesel oder Benziner, betonte Fedamo-Präsident Philippe Mersch.
Nur noch rein elektrische Modelle zu fördern, ist auch eine Forderung des „Mouvement“. Die Plug-in-Hybrid-Modelle würden selten elektrisch gefahren, sondern die Fahrer würden sich auf den Verbrennungsmotor verlassen, so die Kritik. „Die nicht zielführenden Subventionen müssen beendet werden“, fordert die Umweltorganisation.
Wichtiger für die Autobranche ist allerdings, ob die Regierung die steuerlichen Vorteile für Plug-in-Hybride auch bei Leasing-Fahrzeugen senkt. Das „Mouvement“ fordert, dass nur noch Elektroautos mit geringem Stromverbrauch steuerlich begünstigt werden. Bei einem 5-Sitzer wäre das ein Wert unter 20 Kilowattstunde pro 100 Kilometer.
Im Juni 2020 hatte Energieminister Claude Turmes (Déi Gréng) mit der Aussage für Aufregung gesorgt, dass künftig nur noch Elektroautos im Leasing existieren sollten. Der Mobilitätsminister François Bausch (ebenfalls Déi Gréng) widersprach ihm öffentlich.
Höhere Autosteuer gefordert
Um den Trend zu immer schwereren, leistungsstarken und umweltschädlichen Autos in Luxemburg zu brechen, fordert das „Mouvement“ eine Zulassungssteuer auf Neuwagen gekoppelt an die CO2-Emissionen. Ein Modell könne der französische „Malus“ sein, so Blanche Weber. Für Autos mit einem Wert von über 200 Gramm CO2 pro Kilometer werden in Frankreich knapp 15.000 Euro Steuern fällig. In Luxemburg machten Neuwagen mit einem solchen CO2-Ausstoß immerhin knapp fünf Prozent der Neuzulassungen aus.
Der grüne Minister findet das nicht sinnvoll. Man könne auch ein sehr dickes Sportauto kaufen, aber dann selten damit fahren. Die CO2-Steuer sei hier zielführender, weil sie auf den Verbrauch abziele. Ein Datum für ein Verbot von Zulassungen für Autos mit Verbrennungsmotor zu nennen, sei auch schwierig: Luxemburg könne nicht alleine vorpreschen, sagte François Bausch RTL. Der unter anderem von Luxemburger Experten ausgearbeitete Rifkin-Bericht sah ein Verbot von Diesel und Benziner ab 2025 vor.