Belgien, Dänemark und Schweden ermitteln gegen die Firma Khajuraho Equity Trading. Ein Brite soll mit dieser luxemburgischen Gesellschaft die drei Länder um Millionen Euro an Steuergeldern betrogen haben. Im Juni wurde er verhaftet und soll nun an Belgien ausgeliefert werden.
Im Juni machte der Brite Guenther Grant-Klar einen Fehler: Er reiste nach Großbritannien und wurde dort in der Region Manchester verhaftet. Er verließ das für ihn sichere Dubai – offenbar ohne zu wissen, dass die Brüsseler Staatsanwaltschaft ihn per europäischen Haftbefehl suchte. Aktuell laufen in London die Gerichtsverhandlungen über seine Auslieferung nach Belgien.
Auch hierzulande liefen Ermittlungen: Die Luxemburger Staatsanwaltschaft leistete Amtshilfe für Brüssel, bestätigt ein Justizsprecher auf Nachfrage von REPORTER.
Der Grund: Die Gesellschaft „Khajuraho Equity Trading S.à r.l.“ soll laut Presseberichten ein wichtiges Element im Steuerbetrug von Grant-Klar gewesen sein. An der Firma mit Sitz in Strassen hält er laut „Registre des bénéficiaires effectifs“ (RBE) 100 Prozent der Anteile. Der Vorwurf lautet, dass er sich im Sinn von Cum-Ex-Geschäften die Quellensteuer auf Dividenden zurückzahlen ließ, obwohl ein entsprechender Aktienhandel nie stattgefunden hat.
Siebenstellige Beute
In Dänemark soll er umgerechnet 30 Millionen Euro erbeutet haben, berichtet die dänische Zeitung „Politiken“. Sechs Millionen Euro sollen es in Schweden gewesen sein, laut dem TV-Sender SVT. In Belgien liegt der Schaden bei insgesamt 208 Millionen Euro; für einen Teil davon soll Grant-Klar ebenfalls verantwortlich sein, deckte das Magazin „Knack“ auf.
Wie REPORTER bereits berichtet hatte, klagte die dänische Steuerbehörde in London gegen Khajuraho, Grant-Klar und die Luxemburger „Strohfrau“ und Geschäftsführerin der Firma, Janice Allgrove. Neben Khajuraho nutzte Grant-Klar noch die Finanzgesellschaft Salgado Capital mit Sitz auf dem ostafrikanischen Inselstaat Komoren. Ebenfalls Teil des Konstruktes waren mindestens drei private Pensionsfonds.
Eine Anfrage von REPORTER an Grant-Klars Anwalt blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Gegenüber „Knack“ und „Politiken“ betonte er jedoch die Unschuld seines Mandanten. Grant-Klar habe zwischen 2012 und 2015 mit Aktien gehandelt, aber kein Verbrechen begangen.
Der 50-Jährige ist in Brasilien geboren und gibt im RBE als Aufenthaltsort die Vereinigten Arabischen Emirate an. Im Feld Nationalität steht Brasilianisch. In den Presseberichten taucht er dagegen als britischer Staatsbürger auf. Laut „Politiken“ soll er 2012 in Luxemburg gewohnt haben.
Ein kopiertes Verfahren
Grant-Klar kopierte offenbar das Vorgehen eines der Drahtzieher der Cum-Ex-Affäre: Sanjay Shah. Dieser hat laut Recherchen von REPORTER den Luxemburger Staat um zehn Millionen Euro betrogen. Der Brite arbeitete nachweislich von 2010 bis 2012 für Shahs Investmentfonds Solo Capital. Shah nutzte in Luxemburg die Briefkastenfirmen Athena Equity Trading, Pallas Equity Trading und Pandia Equity Trading.
Im Juni 2012 gründete Grant-Klar die besagte Gesellschaft Khajuraho Equity Trading. Die Namensähnlichkeit mit Shahs Gesellschaften ist kein Zufall: Auch die Jahresberichte, die im Handelsregister hinterlegt sind, zeigen ähnliche Geschäftsabläufe.
Vor allem ist auffällig, wie Aktienhandel in großem Ausmaß deklariert wurde. Im Fall von Khajuraho ging es 2013 um 300 Millionen Euro. Allerdings sind die dänischen Behörden überzeugt, dass die Geschäfte nur vorgetäuscht wurden. Im Jahresbericht 2012/2013 von Khajuraho Equity Trading stehen 14,5 Millionen Euro an Quellensteuern, die ausländische Steuerbehörden erstattet haben. Wie die Deals im Detail abgelaufen sind, ist bisher nicht bekannt.
17 Millionen Euro verschwinden
Die belgischen Behörden ließen ein Konto in Singapur mit 13 Millionen Euro beschlagnahmen, schreiben „Knack“ und „Politiken“. Ermittler gehen laut diesen Berichten davon aus, dass diese Summe einen Teil der Beute aus dem Steuerbetrug umfasst.
In Luxemburg ist dagegen wenig passiert. Die Gesellschaft Khajuraho existiert weiterhin an der gleichen Adresse, ist im RBE eintragen und veröffentlicht ihre Jahresberichte. Nach außen hin ist es eine ganz normale Firma.
Auffällig ist aber im Jahresbericht 2018, dass 17 Millionen Euro aus der Bilanz verschwunden sind. Die Kapitalrücklagen in dieser Höhe hat sich Grant-Klar als alleiniger Teilhaber ausbezahlt. Gehindert hat ihn offenbar niemand daran.