Fälle, in denen sich Erwachsene an Minderjährigen sexuell vergehen, gelangen immer wieder in die Medienöffentlichkeit. Dass Täter noch Jugendliche sind, ist ein eher seltenes Phänomen, aber nicht ausgeschlossen. Auch in Luxemburg nicht. Wer sind diese Täter? Was haben sie erlebt? Wie werden sie bestraft oder behandelt?
„Es ist noch immer ein Tabuthema, weil es mit Scham verbunden ist. Für den Jugendlichen, der selbst oft geschockt ist über seine Tat, für das Opfer und für die betroffene Familie“, sagt Jan Kossack. In der „Erzéiongs- a Familljeberodung“, für die der Psychologe tätig ist, sitzt er regelmäßig mit Heranwachsenden zusammen, die sexuelle Verhaltensprobleme aufweisen und Übergriffe begangen haben. Meist sind die Opfer Kinder aus dem näheren Umfeld, manchmal sogar die eigenen Geschwister.
Kossack hat sich auf diese Problematik spezialisiert, arbeitet mit Heimen zusammen und bildet Fachpersonal aus dem Sozialwesen weiter. Er sagt: „Die Jugendlichen haben im Vorfeld oft Situationen erlebt, die für sie emotional schwierig waren, etwa Vernachlässigung. Ihre emotionalen Grundbedürfnisse wurden nicht ausreichend versorgt. Das sexuell grenzüberschreitende Verhalten ist dann wie eine Ersatzbefriedigung für Anerkennung, Geborgenheit, Dazugehören.“ Es sei möglich, dass die Jugendlichen zuvor selbst Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sind. Dies gelte aber nicht für die Mehrheit von ihnen.
Auch Jean-Marie Wagner, Leiter des Kannerhauses Itzig, ist in seinem Arbeitsalltag in Kontakt mit jungen Menschen, die massiv Grenzen überschreiten. Zu den 29 Bewohnern der Heimeinrichtung zählen sieben, die sexuell auffällig wurden. „Wir arbeiten mit Jugendlichen, die nicht für ihre Problematik können“, sagt Wagner. „Selbst mir kommen hin und wieder die Tränen, wenn ich in Berichten lese, was ihnen passiert ist.“ Beispielhaft nennt er …
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