Unsere Leser sind mehrheitlich zufrieden, erwarten sich aber mehr Hintergrundberichte und pochen auf politische Unabhängigkeit. Gleichzeitig sparen sie nicht mit Kritik und Verbesserungsvorschlägen. Das sind in aller Kürze die Ergebnisse unserer ersten Umfrage zum Start von REPORTER.
Umfragen sind so eine Sache. Meistens geben sie nur ein grobes Stimmungsbild wieder, immer sind sie mit Vorsicht zu genießen. So auch die Umfrage, die REPORTER vor fast genau einem Monat startete, um sich ein Bild von der Zufriedenheit und den Erwartungen seiner Abonnenten nach dem Start unseres digitalen Magazins am 12. März 2018 zu machen.
Zwei positive Befunde aber gleich vorweg: 1. Die Beteiligung war hoch. 332 Abonnenten nahmen an der Befragung teil, also knapp 30 Prozent aller aktuellen Besitzer eines REPORTER-Abos. 2. Unsere Abonnenten haben sich nicht nur die Zeit genommen, die insgesamt neun Fragen zu beantworten, sondern gaben uns auch darüber hinaus viele Kommentare und Anmerkungen mit auf den Weg.
Die Fragen an unsere Abonnenten reichten von den Gründen für ihre Unterstützung unseres Projekts über die gewünschten Themen und journalistischen Formate bis hin zur Länge der Artikel. Die Antworten waren zum Teil wenig überraschend, zum Teil dann aber doch.
Vor allem stimmen uns aber die vielen spontanen kritischen Anmerkungen und konstruktiven Anregungen optimistisch. Nur so, gemeinsam mit unseren Abonnenten und angetrieben durch ihr Feedback, kann sich REPORTER verbessern und weiterentwickeln.
Unabhängigkeit als oberste Erwartungshaltung
Neben der Einschätzung ihrer Zufriedenheit war das Kennenlernen unserer Abonnenten ein wichtiges Ziel der Umfrage. Was sind ihre Erwartungen, ihre Vorlieben, ihre Gründe für die Unterstützung eines neuen Mediums?
Bei letzterer Frage wurde deutlich, dass die politische Unabhängigkeit (74,1 Prozent) und die Unzufriedenheit mit der aktuellen Medienlandschaft in Luxemburg (42,8 Prozent) die Liste der Antworten anführen. Die Bekanntschaft der beteiligten Journalisten (31,6 Prozent) und das journalistische Augenmerk auf Qualität statt Quantität (31,3 Prozent) waren für jeweils fast ein Drittel der Teilnehmer ausschlaggebend. Mehrfachnennungen waren erlaubt.
Weitere Antworten betrafen neben dem partizipativen Ansatz (18,9 Prozent) auch die Unterstützung einer „neuen, mutigen Initiative“, „pure Neugierde“, „Sympathie“, die Erwartung von investigativen Recherchen sowie „die Hoffnung auf eine andere, hintergründigere Sichtweise auf Aktualitätsthemen“, so die weitergehenden Anmerkungen der Abonnenten. Über 80 Prozent der Umfrageteilnehmer hatten REPORTER übrigens schon im Crowdfunding unterstützt.
Journalistische und thematische Vielseitigkeit
Welche Themen interessieren Sie am meisten? Innenpolitik (85 Prozent), Wirtschaft und Finanzen (57 Prozent), Umwelt und Energie (52 Prozent) waren hier die Top 3 der vorgegebenen Antworten. Allerdings zeigen die weiteren Kommentare, dass vor allem auch Berichte über internationale Themen bzw. luxemburgische Außen- und Europapolitik gewünscht sind. Auch Hintergrundberichte über Sport, Lokalpolitik und den technologischen Wandel der Gesellschaft wurden von den Befragten mehrfach genannt.
Generell zeigt sich aber, dass sich die meisten Abonnenten einen ausgeglichenen Themenmix wünschen. Die Resultate lassen darauf schließen, dass der Themenbereich für viele sekundär ist, wichtiger sei die journalistische Qualität und die gesellschaftliche Relevanz eines Artikels. Und doch lassen manche Leser die Kritik durchblicken, dass für sie nicht jeden Tag ein Artikel dabei ist, der sie übermäßig interessiert.
Ähnliches gilt für die Frage nach der Präferenz von bestimmten journalistischen Formaten. Seien es Hintergrundberichte, Analysen oder Reportagen – „all diese Formate sollten eigentlich investigativ sein“, hält ein Abonnent in seiner Antwort fest.
In der Tat offenbart sich in der Umfrage ein unterschiedliches Verständnis von journalistischen Grundbegriffen. Ist etwa „investigativ“ mit „exklusiv“ oder „Scoops“ gleichzusetzen, geht es zwangsläufig mit der Aufdeckung eines „Skandals“ einher oder bedeutet es vielmehr, sich Zeit und Ressourcen zu nehmen, um ein Thema in aller Tiefe und in allen Facetten zu bearbeiten?
Wir erinnern an dieser Stelle an unser Verständnis aus dem REPORTER-Manifest:
„Journalismus braucht Zeit und Beharrlichkeit, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Wir wollen uns diesen Freiraum nehmen. Wir investieren unsere Ressourcen konsequent und kompromisslos in recherchierten Journalismus. Wir veröffentlichen keine Spekulationen, sondern Fakten und begründete Einschätzungen, die mit aller journalistischen Sorgfalt zusammengetragen wurden.“
Die Meinungen der Abonnenten gehen indes auch bei anderen Fragen zum Teil weit auseinander. So erwarten sich einige Abonnenten „absolute politische Neutralität“, andere wollen hingegen parteipolitische Unabhängigkeit, aber dennoch Journalismus „mit Haltung und Meinung“.
Eine weitere Frage betraf die Länge der Artikel. Auch hier äußern sich die Abonnenten pragmatisch, aber auch uneinig. Für manche sind die Artikel generell zu lang bzw. sie kommen nicht immer dazu, alle Inhalte zu lesen (17,8 Prozent). Die große Mehrheit findet die durchschnittliche Länge der Beiträge aber genau richtig (45 Prozent) bzw. hat nichts gegen lange Artikel, solange die Mischung stimmt (41 Prozent).
Manche Abonnenten antworteten darüber hinaus aber, dass manche Themen ruhig auch noch ausführlicher behandelt werden könnten. Die meisten empfinden die Anzahl von weniger und eher aktualitätsunabhängigen Artikeln zwar als positiv, geben aber auch zu bedenken, dass manche Themen besser in Artikelserien oder in der Logik von längerfristigen Dossiers bearbeitet werden könnten.
Apropos Themen: Auf die größte Resonanz trafen in der Umfrage eindeutig die offenen Fragen. Neben der positiven und negativen Kritik überwogen hier vor allem die mitunter sehr konkreten Themenvorschläge.
So viel dazu an dieser Stelle: Wir, das ganze REPORTER-Team haben diese Anregungen dankend erhalten, notiert und wir werden einige davon mit Sicherheit in den kommenden Wochen journalistisch weiter verfolgen.
Zufrieden und voller Erwartungen zugleich
Alle bisher genannten Einschätzungen der Abonnenten wirken sich natürlich auch auf ihre generelle Zufriedenheit aus. Pauschal heißt das: Über 90 Prozent der Befragten äußerten sich generell zufrieden mit dem bisherigen Angebot (38,9 Prozent „sehr zufrieden“ und 52,1 Prozent „eher zufrieden“). Als Gründe werden hier unter anderem die Tiefgründigkeit, die Ausgewogenheit, die Ernsthaftigkeit und der analytische Charakter der Artikel sowie die thematische Vielseitigkeit und die Offenheit für Probleme, die von anderen Medien seltener behandelt werden, genannt.
Unter den restlichen zehn Prozent werden ebendiese Merkmale jedoch zum Teil ganz anders wahrgenommen. Einige Abonnenten vermissen in manchen Artikeln die exklusiven Hintergrundinformationen, andere sehen die Mischung aus nationaler und internationaler Berichterstattung kritisch. Wiederum andere hoffen auf vermehrte investigative Recherchen. Von „erfrischend anders“, „qualitativ überzeugend“ über „vielversprechender Beginn“ bis hin zu „enttäuscht“, „manchmal zu oberflächlich“ oder „zu viel politische Rücksichtnahme“ ist bei den Reaktionen alles dabei.
Eine Antwort, die quer durch die Umfrage aber wiederkehrt, ist, dass es eigentlich noch zu früh ist, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. Auch dieser Kritik sind wir uns bewusst. Zum Zeitpunkt der Umfrage war REPORTER gerade einmal einen Monat online. Andererseits ist uns genau dies wichtig. Als Abonnent können Sie sich von Beginn an einbringen. Dazu gehört auch: Sagen, was sie gut finden, und was nicht.
Unser Versprechen lautet: Wir nehmen die konstruktive Kritik an und werden sie bei der Weiterentwicklung des Projekts berücksichtigen. REPORTER würde es ohne seine Abonnenten nicht geben. Und so soll es auch bleiben.