Paul Galles liebt Sport, Reisen, Menschen. Seit 2016 übt er sich an in der Politik – und das recht erfolgreich. Dabei sah sein Lebensplan lange ganz anders aus. Ein Überblick.
„Ich war schon immer sportlich“, sagt Paul Galles. 12 Halbmarathons hat er bereits hinter sich – unter anderem Köln, Rio de Janeiro, New York, Tel Aviv. Er nutzt das Laufen, um etwas von der Welt zu sehen, verbindet zwei seiner großen Leidenschaften miteinander. Dabei wurde Paul Galles bereits zwei Mal am Herzen operiert. Das erste Mal 2003, das zweite Mal gut zehn Jahre später. Einfach hinschmeißen wollte er danach aber nicht.
Jetzt will er sich im Triathlon versuchen – und trainiert auf sein erstes Rennen hin. Doch viel Zeit bleibt ihm nicht für die Trainingseinheiten. „Wir sehen uns nicht mehr so regelmäßig“, sagt sein Coach – „und dann sinkt natürlich das Niveau“. Schaffte er es sonst zwei Mal pro Woche ins Training, ist er aktuell froh, wenn er es einmal hinbekommt. „Zu viel zu tun“, sagt er. „Ausreden“, scherzt sein Trainer.
Paul Galles ist 46 Jahre alt und lebt mit seiner Verlobten in Luxemburg-Stadt. Seit 2016 ist er Mitglied der CSV, seit 2017 im hauptstädtischen Gemeinderat, seit 2018 Abgeordneter. Dabei wollte er immer Priester werden. Angefangen hat es mit seinem Theologiestudium an der Universität in Trier. Sein Doktorat in systematischer Theologie absolvierte er später in Rom. 1999 wurde er dann zum Priester geweiht. Die ersten Jahre als Pfarrer verbrachte er in Rom – bevor er nach Luxemburg zurückkehrte.
Kirche für junge Leute
Paul Galles engagierte sich bereits damals für Jugendprojekte. In Esch-Alzette startete er die Initiative „Pimp My Church“ – und organisierte unter anderem Filmvorführungen, Jugendgottesdienste, ein Rockkonzert in einer Kirche. Doch der Beruf war auch anstrengend. „Man hatte quasi 24 Stunden Bereitschaftsdienst“, sagt Galles. Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, dazwischen die herkömmlichen Gottesdienste.
2010 dann ein Einschnitt. Er entscheidet sich dafür, seinen Dienst als Priester aufzugeben und sagt dem Bischof, dass er aufhört. Grund dafür war die Liebe. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, sagt er. Er habe das Gefühl gehabt, alle zu enttäuschen. „Doch das, was man macht, sollte einem auch Freude bereiten“, so Paul Galles heute. Seine Entscheidung hat er nicht bereut.
Er engagierte sich weiter, wurde Projektleiter bei „Young Caritas“ und betreute junge Freiwillige im sozialen Bereich. 2016 wurde er für seinen Einsatz für Flüchtlinge (er besuchte unter anderem ein Flüchtlingscamp in Calais) mit dem „Europäischen Bürgerpreis“ ausgezeichnet. Vorgeschlagen hatte ihn Viviane Reding.
Vom Neuling zum Stellvertreter
„Ich wollte mich schon immer engagieren“, sagt Paul Galles. Vor allem für solidarische Projekte. So kam er schließlich auch zur Politik. Sich mit den Menschen solidarisch zeigen, sich für sie einsetzen. Wichtiges Thema ist deshalb für Paul Galles die Armutsbekämpfung in Luxemburg. Er arbeitet aktuell ein Dossier aus, um es dem Parlament zu präsentieren.
Nach seinem Einstieg auf lokalpolitischer Ebene, ist ihm 2018 auch der Sprung in die Nationalpolitik gelungen. Er ist unter anderem in der Familienkommission, der Jugend- und Schulkommission sowie der Umweltkommission, vor ein paar Wochen wurde er auch zum stellvertretenden Generalsekretär der CSV ernannt.
Seinen Job als Projektleiter bei Young Caritas hat er mittlerweile aufgegeben. Das Risiko eines Interessenkonfliktes sei dann doch zu groß, so Galles. Dafür übernimmt er jetzt interne Aufgaben bei der Caritas – neben seiner Arbeit bei der Gemeinde und im Parlament.